Kurz & bündig

- In der Umgebung von Büchslen FR gibt es viele Feldhasen und Rehe.
- Diese Wildtiere fallen vor allem über den Kopfsalat her und richten damit Schaden an.
- Gemüsebauer Thomas Lehmann hat verschiedene Abwehrmassnahmen ausprobiert, auf Dauer wirksam waren aber nur Zäune.
- Sichere und effektive Zäune sind an Tier und Umgebung angepasst.

Büchslen liegt auf einer Anhöhe über dem Murtensee, eingebettet in das abwechslungsreiche Kulturland des Freiburger Seelands. «Die schöne Landschaft hat Vor- und Nachteile», meint Thomas Lehmann und deutet mit einer ausladenden Geste aus den Esszimmerfenstern. Rundherum hat es kleine Wäldchen. Ein idealer Lebensraum für Rehe und Hasen, wie der Gemüsebauer aus leidvoller Erfahrung weiss.

Feldhasen und Rehe haben es auf den Salat abgesehen, genauer gesagt auf den Kopfsalat. «Eisberg mögen sie auch, aber bei Lollo oder Eichblatt gibt es nicht annähernd so grosse Probleme», erläutert Thomas Lehmann.

Und wie ihm der örtliche Wildhüter gesagt hat, fressen die Tiere auch nicht jedermanns Kopfsalat. «Er meinte, ich könnte mich schon fast geehrt fühlen».

Angeknabberte Salate verkauft Lehmann dennoch auf dem Märit

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Wie echte Feinschmecker beissen Rehe in die Mitte der Salatköpfe und lassenden Rest unberührt. (Bild Thomas Lehmann)

Der Freiburger spricht locker und ohne Frust in der Stimme über die Schäden, die er seit Jahren auf seinen Feldern antrifft. Ganz ohne ist es aber doch nicht: «In einer Nacht können zwei Rehe 200 Salate anknabbern. Das geht schon ins Geld», meint Lehmann. Er habe nichts gegen Wildtiere, aber es höre eben nicht mehr auf.

Ausserdem beissen die Feinschmecker jeweils nur ein Maul voll aus dem Salatherz heraus, um dann zum nächsten weiterzugehen. «Die Hasen fressen von aussen nach innen, so kann man immerhin noch den Mittelteil verkaufen. Das kam auf dem Berner Märit auch schon gut an.»

Beim Verkauf der teilweise angefressenen Ware profitiert Thomas Lehmann davon, dass er den grössten Teil seines Gemüses direkt vermarktet. So kann er seiner Kundschaft die Sache erklären und auch «frisierten» Salat verkaufen.

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Thomas Lehmann hat eine lange Liste von Mitteln gegen Wildfrass ausprobiert

Es ist allerdings nicht so, dass der Freiburger Landwirt den Wildfrass auf seinem Land einfach so hinnimmt. Die Liste dessen, was er alles ausprobiert hat, ist sehr lang.

«Zuerst haben wir es mit Gerüchen probiert und Lappen mit konzentriertem Menschenschweiss ausgelegt oder Duftsäulen aus Deutschland aufgestellt, die nach Waldbrand riechen», zählt Thomas Lehmann auf. Beides stank zwar bestialisch, wirkte aber nur kurzzeitig.

«Dann haben wir für 1800 Franken ein Ultraschallgerät gekauft», fährt er fort. Das sei sehr viel penetranter als die Katzenschrecks, die in Gärten verbreitet sind. Entsprechend stiess die Massnahme in der Nachbarschaft auf wenig Gegenliebe und am Ende wurde das Gerät geklaut.

«Das war entweder jemand, der das Ding selbst benutzen wollte, oder einer, der sich geärgert hat», meint Lehmann und lacht schallend.

Einzäunen ist aufwändig – aber das einzige, was nützt

Blinklampen, Radio – alles nützte nichts oder nur kurzzeitig. «Das Einzige, was die Rehe wirklich von meinem Salat fernhält, sind Zäune», resümiert er.

Von seinen 28 Hektaren sind nur gerade zwei nicht von Wildschäden betroffen. Um sein Gemüse zu schützen, stellt Thomas Lehmann von Frühling bis Herbst etwa drei Kilometer Zäune mit einer Höhe von 1,7 Metern auf – und Strom drin. Das sei sehr aufwändig, da die Zäune für die Pflege und Ernte der Kultur jeweils abgelegt werden müssen und während der Saison immer wieder andere Parzellen einzuzäunen sind.

Ausserdem dürfe man nicht vergessen, gegen Abend den Strom einzuschalten und bei Bedarf die Batterien zu wechseln oder das Gras am Zaun zu mähen. «Wir machen das nicht immer konsequent. Aber irgendwann jagt es mir den Nuggi raus und ich zäune freiwillig ein», erklärt er.

Und trotzdem schlüpfen einige Rehe durch die Nylonschnüre, die mit starken Holzpfosten an den Ecken und in regelmässigen Abständen zwischen den Plastikschwirren straff gespannt sind. «Wahrscheinlich bekommen sie einen Stromschlag und dann sind sie durch», vermutet Lehmann.

Von Netzzäunen habe ihm der Wildhüter abgeraten, da die Tiere sich darin verheddern und umkommen können. Sie würden zwar gegen Feldhasen helfen, wären aber noch mühsamer in der Handhabung und «mit den Hasen kann ich leben», so Lehmann. Fliese halten weder Reh noch Hase von den zarten Pflanzen fern, wie Handy-Bilder von zerrissenem Stoff und verbissenen Setzlingen beweisen.

Die Wildtiere, mit denen Thomas Lehmann zu kämpfen hat, sind alles andere als scheu: «Wir haben auch schon Salat geschnitten und zwei Meter weiter hat ein Feldhase in einer Seelenruhe weiter geknabbert.»

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Rehe (und auch Hasen) haben ihre Scheu verloren. (Bild Thomas Lehmann)

Man sehe auch am Tag Rehe auf den Parzellen. In der Dämmerung marschieren sie zwischen den Häusern hindurch aufs Feld, wie ihm die Nachbarn erzählt haben. Das nahegelegene Wildschutzgebiet Bellechasse macht die Sache nicht einfacher. «Die Hasen- und Rehpopulationen in der Gegend sind gross», schätzt er, «auch wenn der Wildhüter pro Saison zwei bis drei Rehe für mich schiesst.» Das halte die Tiere eine gewisse Zeit fern, bis neue nachrücken und der Effekt verpufft.

Thomas Lehmann platziert den Salat auf geschützten Parzellen

Von den Widrigkeiten lässt sich Thomas Lehmann den Gemüsebau nicht vermiesen. Er habe eine Parzelle, auf der zwei Hauptstrassen, eine Bahnlinie und ein Gewächshaus ein geschütztes Areal bilden. Wann immer möglich platziert er dort Salat, vor allem den letzten der Saison.

Wenn es Schäden gibt, lässt er sie nicht mehr taxieren, um eine Entschädigung zu bekommen. «Ich habe mal ein paar Fränkli erhalten, aber es war nicht viel und zuletzt gar nichts mehr», erinnert er sich. Am Ende brauche er für seine Kundschaft sowieso Salat und nicht Geld.

Thomas Lehmann hat die Hoffnung auf ein wirksames und unkompliziertes Abwehrmittel noch nicht aufgegeben. «Ich schaue immer, was es Neues gibt und würde auch wieder etwas ausprobieren», meint er. Bis dahin rät er anderen betroffenen Landwirten, wie er selbst Zäune aufzustellen, akzeptiert die Lage und fährt mit frisiertem Salat zum Märit nach Bern.

Sicher und wirksam einzäunen

Ein guter Zaun muss an das auszusperrende Tier angepasst und gut unterhalten sein. Nur so ist seine Schutzwirkung gewährleistet.

Allgemeine Hinweise zu Zäunen gegen Wildtiere

Agridea empfiehlt:

Spannung 4000 – 5000 Volt: Hohe Spannungen sind nötig, um durch dichtes Fell zu dringen. Der erste elektrische Schlag muss auf Dauer abschreckend wirken.

Pfosten: Verschiedene Materialien sind möglich, der Abstand zwischen den Pfosten sollte nicht mehr als 10 Meter betragen, damit der Zaun gut gespannt ist.

Stromleiter: Elektrobänder sind oft besser als einfache Drähte, da eine gute Sichtbarkeit wichtig ist. Um die schwächere Leitfähigkeit der Bänder auszugleichen, wird eine Kombination mit Drähten empfohlen.

Leiter: Falls die abzuwehrenden Tiere springen können (z. B. Rehe oder Hirsche) sollten die Zäune mindestens 1,3 bis 1,8 Meter hoch sein. Maximaler Reihenabstand 25 Zentimeter, damit keine Tiere zwischen den Leitern durchspringen. Maximal 10 bis 15 Zentimeter über dem Boden sollte der erste Leiter platziert werden (Vegetation entsprechend kurz halten).

Gelände: Die Zaunhöhe muss dem Gefälle angepasst werden.

Sichere und sichtbare Zäune

Traditionelle Viehzäune mit Draht sind gemäss dem Schweizer Tierschutz STS meist unproblematisch und brauchen keine Bewilligung. Baubewilligungen seien hingegen meist nötig für permanente Zäune sowie sämtliche Latten- und Maschendrahtzäune.

Liegt die unterste Litze weniger als 25 cm über dem Boden bezeichnet der STS den Zaun als abklärungsbedürftig. Dafür sollte man das Gespräch mit dem kantonalen Amt für Bau und Umweltschutz, der Gemeinde oder dem Jagdverband suchen. Damit sich keine Wildtiere wie Rehe im Zaun verfangen, werden Geflechte und Bänder in Blau oder Weiss empfohlen, da sie für das Wildtierauge besser sichtbar sind.

Ungenutzte Zäune gilt es abzuräumen. Wenn ein Tier in einem nicht fachgerecht montierten Zaun stirbt, kann der Zauneigentümer wegen einem Verstoss gegen das Tierschutzgesetz belangt werden, so der STS.