Alternanz, das starke Schwanken der Obsterträge von einem Jahr zum andern, ist bei Obstbäumen nicht erwünscht. Wenn in einem Jahr das Obst fehlt, bleiben bei einem Überbehang im nächsten Jahr die Früchte zu klein und der Gehalt an Nährstoffen und Zucker in den Früchten ist zu gering. Zu schwer beladene Äste können reissen. Das Ausdünnen der jungen Früchte von Hand ist aufwändig und bei Hochstämmen fast unmöglich. Die chemische Behangsregulierung ist anspruchsvoll und nicht überall möglich.
Mit einem gezielten Winterschnitt lässt sich dieses Problem entschärfen. Nach einem «mageren» Obstbehang ist dieser energischer durchzuführen. Fruchtholz ist wegzuschneiden, mit strengerem Rückschnitt eher das vegetative Wachstum anzuregen. Umgekehrt wird zurückhaltend geschnitten, wenn die Bäume in der vergangenen Saison viel Obst getragen und in der nächsten Saison eine kleine Ernte zu erwarten ist.
Bereits bei den Schnittarbeiten im Winter können Krankheiten an Obstbäumen bekämpft werden. Der Echte Mehltau befällt oft nur einzelne Zweige von Apfelbäumen. Diese zeigen im Winterzustand einen erkennbaren, deformierten Wuchs: Diese Zweige sind wegzuschneiden.
Obstbaumkrebs, der vor allem an Apfelbäumen auftritt, ist eine schwierig zu bekämpfende Pilzkrankheit. Die Krebsstellen sind im Frühjahr eine weitere Verbreitungsquelle und deshalb zwingend wegzuschneiden.
Auch Fruchtmumien (von Monilia befallene, hängen gebliebene Früchte) sind beim Winterschnitt von den Bäumen zu entfernen. Sie sind eine Infektionsquelle für einen neuen Befall im nächsten Frühjahr.