Für jede der rund 49'000 Schweizer Bauernfamilien ist ein lebendiger, gesunder Boden die Grundlage für ihren Landwirtschaftsbetrieb. Sie tragen Sorge zu ihrem Boden, den sie von den Vorfahren erhalten haben und an die nächste Generation weitergeben. Ihr Boden ist für Landwirte das Wertvollste, das sie haben.
Für Landwirte ist der Boden nicht nur Erde, Tradition und Einkommen – sondern auch ein Stück Verantwortung gegenüber der nächsten Generation und der Umwelt.
Landwirtschafts-Boden ist im doppelten Sinne des Wortes unter Druck
Ihr Boden ist aber – im doppelten Sinne des Wortes – unter Druck. Durch den Strukturwandel werden Schweizer Landwirtschaftsbetriebe immer grösser, seit dem Jahr 2000 sind sie im Durchschnitt von 16 auf 21,6 Hektaren gewachsen. Und sie müssen immer effizienter werden, weshalb es stärkere Traktoren braucht.
Als ich 1980 in Graubünden als Forstwart arbeitete, war «unser» Hürlimann H-6160 mit 6 Tonnen der stärkste je in der Schweiz gebaute Traktor. Heute bringt jeder dritte in der Schweiz verkaufte Traktor über 5 Tonnen auf die Waage.
Diese leistungsfähigeren und damit schwereren Traktoren sorgen für eine Bodenverdichtung, die langfristige Schäden verursacht.
Eine Studie in der Zentralschweiz zeigte 2013, dass ein Drittel aller Landwirtschaftsflächen so stark verdichtet sind, dass der Regen kaum versickert, dass fruchtbarer Ackerboden durch die Erosion sprichwörtlich bachab geht und dass sich Bodenlebewesen und Wurzeln nicht mehr regenerieren können. Das Resultat: vermindertes Pflanzenwachstum und Ertragsverluste.
«Fokus Boden» heisst die Jahresserie 2023 unseres Fachmagazins für die Landwirtschaft
Im neuen Jahr 2023 geht «die grüne» dem Boden auf den Grund. «Fokus Boden» heisst unsere neue Jahresserie mit aufwändig recherchierten Hintergrundberichten, Reportagen und Tipps für eine bodenschonende und ertragsreiche Bewirtschaftung.
Unsere FachredaktorInnen Beat Schmid (Landtechnik), Geraldine Zutter (Pflanzenbau) und Deborah Rentsch (Nutztierhaltung) erkunden, wie weit die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft schon in der Praxis angekommen sind. Sie leisten Feldarbeit und besuchen beispielhafte Landwirtschaftsbetriebe.
Parallel dazu recherchieren Dominique Eva Rast und ich die ökonomischen, politischen und technischen Hintergründe.
Apropos ökonomische Hintergründe: Alleine für die Jahresserie «Fokus Boden» investieren wir RedaktorInnen und die Fotografin Pia Neuenschwander pro Heft rund 20 Manntage.
Wir müssen die unter Dreissigjährigen ans Steuer der Traktoren lassen
Bei den europäischen Reifenherstellern habe ich dabei nicht nur gelernt, wie mit Hightech-Breitreifen und Reifendruckregelanlagen die Zugkraft erhöht und der Schlupf verringert wird. Ich war auch beim gnadenlosen Test eines neuen Traktorreifens dabei, bis mir 500 Kilogramm Gummi um die Ohren flogen.
Meine erste Geschichte über eine Reifenmarke hat aber eher sentimentalen Wert: Es ist eine Spurensuche nach dem Schweizer Reifenhersteller Maloya. Mit deren Reifen war der Hürlimann-Traktor bestückt, mit dem ich 1980 durch die Bündner Wälder fuhr (und einmal eine Ecke vom Forstamt «mitgenommen» habe).
Seither hat sich viel verändert. Die junge Generation lebt und erlebt eine völlig andere Landwirtschaft als diese noch 1980 war oder sogar im Jahr 2000. Diese Generation steht aber auch vor anderen Herausforderungen. Es ist an der Zeit, dass wir die unter Dreissigjährigen ans Steuer lassen. Sie müssen aus unseren Erfahrungen und Fehlern lernen und den Boden künftig so bewirtschaften, dass sie ihn lebendig und gesund der übernächsten Generation weitergeben können.