Kurz & bündig
- Ueli Portmann verfüttert das betriebseigene getrocknete Gras in Form von Ballen oder Würfeln.
- Das lohnt sich – nicht erst seit die Kraftfutter-Preise steigen.
- Die Bürli Trocknungsanlage spürt indes wachsendes Interesse an der Konservierungsmethode.
Wer rechnet, der trocknet.» Das ist der Slogan des Verbandes der Schweizerischen Trocknungs-Betriebe. Das Gras liefern, statt selbst zu silieren, Geld für die Trocknung zahlen, Energie zur Trocknung aufwenden – das soll sich lohnen? Durchaus, sagt Peter Bürli, Geschäftsführer der Bürli Trocknungsanlage AG aus Alberswil LU.
Peter Bürli erklärt, dass nach dem2. Weltkrieg in der Schweiz «Grasdeeren» gebaut wurden, um einheimische Eiweissfuttermittel herzustellen. In den 1980er-Jahren wurde den Landwirten eingeredet, dass sie zu teuer produzierten und dass das Billigste das Beste sei: «Dabei wurde auf die Prozesskosten geachtet, statt den Mehrwert des Eiweisses zu sehen.»
Langsam finde aber ein Umdenken statt. Das hat schon vor Ausbruch des Ukraine-Krieges begonnen und nimmt seither noch zu. Denn mit dem Krieg steigen die Preise für das Eiweiss- und Kraftfutter. Mehr und mehr Landwirte rechnen – und entscheiden sich fürs Trocknen, getreu dem Slogan «Wer rechnet, der trocknet.».
Mit dem gelieferten Holz das eigene Gras trocknen lassen
Ueli Portmann aus Werthenstein LU ist einer der Landwirte, die das Gras seiner Kunstwiesen zu Bürli zum Trocknen bringen. Auf die Idee gebracht habe ihn ein Berufskollege.
Was er anfangs nicht für möglich hielt, sah er nach und nach als Chance, mit dem getrockneten Gras betriebseigenes Eiweissfutter zu produzieren. «Das macht mich einerseits unabhängiger und andererseits entspricht dies genau meinem Ziel in der Fütterung», so der Landwirt.
Das getrocknete Gras macht mich unabhängiger.
Ueli Portmann
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Mittlerweile verfolgt Portmann diese Strategie seit einigen Jahren und er könne auch buchhalterisch eine positive Bilanz ziehen. Denn Portmann spart Kosten beim Einkauf von Eiweissfuttermitteln. Für die Trocknung bei Bürli zahlt er zwischen Fr. 25.50 und 27.50 pro 100 kg Trockenmasse, je nach Saison.
Ausserdem liefert Portmann Holzschnitzel an Bürlis, die das Holz als Energiequelle für die Trocknung nutzen. Ein Umstand, der die Trocknung für Portmann noch attraktiver macht.
Gras ergibt dreifache Menge Ertrag, verglichen mit Soja
Von einer Hektare Kunstwiese können um die 15 Tonnen Gras geerntet werden. Der Proteingehalt variiert naturgemäss je nach Schnitt und Sortenmischung, beträgt aber durchschnittlich 16 bis 18 %.
Im Vergleich dazu ergibt eine Hektare Soja bloss 5 Tonnen Ertrag. Auch wenn die Sojabohne 40 % Protein und mehr enthält, kann die Kunstwiese also mithalten.
Natürlich können Kunstwiese und Soja nicht direkt miteinander verglichen werden: Das Aminosäuremuster, also die Bausteine der Proteine, unterscheiden sich und entscheiden damit auch, welche Nährstoffe besser im Stoffwechsel der Kuh aufgenommen werden.
Nicht nur des Proteins wegen
Der Trocknungsvorgang beim Gras bewirke aber, dass ca. 30 % des Proteins pansenstabil werde. Das bedeutet, dass dieses Protein nicht von den Mikroorganismen im Pansen abgebaut werden, sondern dass sie unbeschädigt zum Darm der Kuh gelangen, wo sie dann von der Kuh selbst aufgenommen werden.
Das Trockengras sei aber auch nicht nur wegen des Eiweisses überzeugend, erklärt Peter Bürli: «Dank der kurzen Vorwelke bleibt das Beta-Carotin, das durch die UV-Strahlung der Sonne zerstört wird, zum grossen Teil im Gras erhalten.»
Beta-Carotin ist ein Vorprodukt des Vitamins A, welches wiederum Funktionen unter anderem im Zusammenhang mit der Fruchtbarkeit der Kühe hat.
Betriebsspiegel der Familie Portmann
Ursi und Ueli Portmann, Werthenstein LU
LN: 28,5 ha
Kulturen: Mais, Weizen, Gerste, Luzerne, Kunstwiese, Ökofläche, Wald
Tierbestand: 30 Milchkühe (H, RH, SF),96 Mastplätze für Schweine
Arbeitskräfte: Ueli Portmann (Betriebsleiter)und Ehefrau Ursi Portmann
Den Harnstoff künftig aus der Ration streichen
Auf die Fruchtbarkeit angesprochen, hätte Ueli Portmann zwar keinen grossen Unterschied bemerkt. Aber er ist zufrieden mit der Gesundheit seiner Milchkühe.
Vorher fuhr Portmann eine intensive Strategie ohne Weidegang: Eine Totalmischration TMR mit Maissilo, Grassilo, Ökoheu und einem Leistungsfutter, das eine wichtige Komponente war. «Diese Strategie musste und wollte ich anpassen. Nutzungsdauer der Kühe, Tiergesundheit, und Arbeitsaufwand waren nicht im Gleichgewicht», erzählt der Landwirt.
Trockenwürfel als Leistungsfutter
Vor einigen Jahren begann er mit dem Weiden und damit, das Leistungsfutter durch Trockenballen zu ersetzen. Seit diesem Jahr hat er von den Trockenballen auf die Trockenwürfel umgestellt: 2 bis 4 Kilo pro Kuh, je nach Leistung, die er am Barren oben auf die vorgelegte TMR streut. «Meine Tiere sind vitaler, was sich auch an tieferen Tierarztkosten zeigt», so Portmann. Die Milchleistung sei etwas tiefer, aber stabil bei 8500 Litern.
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Künftig will Ueli Portmann die Futterration weiter anpassen. Das Ausgleichsfutter soll weiter reduziert werden, von 600 kg auf 300 kg pro Kuh. «Ich füttere nach wie vor Harnstoff. Den will ich sicher weglassen», erklärt der Landwirt seine Pläne.
Die Luzerne, die er heuer zum ersten Mal anbaut, kommt ab nächstem Jahr mit 2 kg pro Kuh in die Ration, zur Strukturverbesserung und Optimierung der Eiweisszufuhr. Die Trockenwürfel bleiben ebenfalls Teil des Futters.
Aus verschiedenen Gründen für die Trocknung entscheiden
Ueli Portmann trocknet sein Gras, um betriebseigenes Eiweissfutter zu produzieren. Andere Landwirte hätten andere Gründe für die Grastrocknung, erzählt Peter Bürli: «Die gute Futterqualität schätzen HalterInnen verschiedenster Tiere. Kühe, Kälber oder Schweine werden mit dem getrockneten Gras nicht mit Mykotoxinen belastet.»
Weiter ist die Grastrocknung eine sinnvolle Konservierung im Herbst, wenn die Silos schon voll sind und bei nassen Bedingungen schlecht siliert werden kann.
Schliesslich trocknet Bürli nicht nur im Lohn, sondern kauft den LandwirtInnen auch Gras ab, um die Trockenballen, Würfel oder Cobs im Handel zu verkaufen. «In Regionen wie dem Kanton Luzern gibt es Betriebe mit vielen Tieren, die froh sind, können sie Trockensubstanz wegführen, um damit die Nährstoffbilanz auszugleichen», erklärt Peter Bürli.
Hauptgrund für viele – auch für Bürlis eigene Arbeit – sei jedoch klar die Produktion einheimischer Eiweissfuttermittel.