Die Schweineproduktion könnte in Zukunft zur Kreislaufwirtschaft werden, erklärt Peter Spring, Dozent für Schweinefütterung und Leiter der Abteilung Agronomie an der BFH-HAFL in seinem «StandPunkt» zum «die grüne»-Hintergrundbericht «Gruppensäugestall für Schweine: Artgerecht, innovativ und wirtschaftlich».
In der Schweineproduktion ändern sich Trends und Forderungen laufend
Die Rahmenbedingen für die landwirtschaftliche Produktion ändern sich laufend. Die Schweinehalterinnen und -halter können die vielen neuen Herausforderungen nur meistern, wenn sie rasch und mit viel Innovation darauf reagieren.
Die 1960er- und 1970er-Jahre waren durch Vollspaltenbodensysteme und Kastenstände geprägt. Rein-Raus, verbesserte Genetik, optimierte Fütterung und der Einsatz antimikrobieller Leistungsförderer erlaubten eine massive Steigerung der Produktionseffizienz.
Mit offenen Haltungssystemen (BTS und RAUS) reagierte die Branche in den 1990er-Jahren auf die Forderung nach mehr Tierschutz. Dazu wurde der Phosphoreinsatz optimiert und damit ein Fehler aus der Intensivierungsphase korrigiert. Leider verursachen die grösseren Flächen höhere Ammoniak-Emissionen.
Durch Ammoniak- und Soja-Diskussionen rückt heute der effiziente Ressourceneinsatz in den Fokus. Die Frage, wie viel für die menschliche Ernährung geeignete Leguminosen und Getreide an Nutztiere verfüttert werden dürfen, steht in vielen Diskussionen im Zentrum. Daneben wird der Ruf lauter, biologische, natürliche Kreisläufe besser zu berücksichtigen.
Weniger Kraftfutter und naturnahe Abläufe in der Schweineproduktion
Das System der Familie Ruckli nimmt diese Forderungen und Trends auf. Durch den hohen Raufuttereinsatz kann die Kraftfutter- und insbesondere der Sojabedarf in der Sauenherde stark reduziert werden.
Auch werden die biologischen Abläufe in den Reproduktionszyklen durch die Gruppenhaltung, die längere Säugedauer und das «Absetzen in Raten» wieder stärker beachtet und abgebildet. Dies ist ein wichtiges und sehr dankbares Kommunikationsargument, welches den Aufschwung der Mutterkuh-Haltung, trotz ihrer tiefen Ressourceneffizienz, seit Jahren beflügelt.
Graseinsatz in der Schweinemast birgt spannende Überraschungen
Der erste Austausch mit Gabriel Ruckli zur Sauenfütterung auf seinem Betrieb ist mir noch gut in Erinnerung. «Keine Mineralstoffe ausser Salz, kein Prämix, da kann etwas nicht stimmen», war mein erster Gedanke. Aber die Auslegeordnung und die späteren Berechnungen und Optimierungen haben mich eines Besseren belehrt.
Gras bringt neben Rohfaser, wovon man vor allem bei Galtsauen fast nie genug haben kann, ein gutes Aminosäuremuster, Ca und P sowie Spurenelemente und Vitamine in die Ration. Durch die Ergänzung mit reinen Aminosäuren gelingt es, eine Galtration ohne Proteinträger (Soja, Erbsen …) zu gestalten.
Zur Hälfte Raufutter, zur Hälfte betriebseigenes Getreide und keine Proteinträger, geht der Betrieb Ruckli einen grossen Schritt weiter als heutige IP- oder Bio-Konzepte. Das ist nur möglich ohne Einschränkungen, wie das Verbot von reinen Aminosäuren, welche in den Bio-Richtlinien festgehalten sind. Dazu denkt das System die Ca- und P-Versorgung neu und verzichtet auf die zugesetzten, oft aus China stammenden Zusätze. Die Rationen geben damit Antworten auf verschiedene aktuelle Herausforderungen.
Die Schweineproduktion könnte in Zukunft zur Kreislaufwirtschaft werden
Diese Art von Galtsauenfütterung scheint sich auf anderen Betrieben mit Grossgruppenhaltung gut adaptieren zu lassen. Dagegen ist das Abferkelsystem mit vielen baulichen Anpassungen verbunden und dessen Umsetzung wäre je nach Betriebssituation ein Generationenprojekt. Der eingeschlagene Weg nimmt viel Kraftfutter aus der Galtsauenherde.
Gelingt es uns in Zukunft, dank gesetzlichen Anpassungen wieder mehr Nebenprodukte in der Mast einzusetzen, könnte das Schwein wieder verstärkt einen Beitrag leisten, Nährstoffe in den Kreisläufen zu halten. Dadurch könnte mindestens ein Teil der heutigen Schweineproduktion das Schlagwort Kreislaufwirtschaft besetzen und sich auf ein neues Fundament stellen.