Kurz & bündig

- Für gesunde Klauen: Hervorstehende Schrauben oder Spalten mit abgebrochenen Kanten erkennen und eliminieren.
- Bei der Klauenpflege den Trag­rand weder innen noch aussen schneiden oder schmirgeln.
- Nicht zu viel leicht lösliche Stärke, Fruktane und Zucker in der Ration, dafür auf genügend Futterstruktur achten.
- Klauenbäder mindestens 3 m lang machen und und sauber halten.

www.klauenpflege.ch

Nur auf gesunden Klauen kann sich die Kuh schmerzfrei fortbewegen und eine gute Leistung erbringen. Deshalb befasste sich der Profi-Lait Forschungstag 2019 am Strickhof mit der Klauengesundheit der Milchkühe.

«Gesunde Klauen sind kein Zufall», betont Christian Manser vom Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen LZSG.

«Klauenfresser» im Stall wie Metallplatten und Sackgassen erkennen

«Die meisten Probleme beginnen ganz unten», holt Christian Manser aus. Nämlich bei den Klauen und noch tiefer auf dem Boden, auf dem sie stehen. Sackgassen, Metallplatten oder vorstehende Schraubenköpfe bezeichnet er als «Klauenfresser».[IMG 2]

Oft gibt es einfache Lösungsmöglichkeiten. Zum Beispiel, indem man die Metallplatten mit Gummi abdeckt oder auf engen Kurven im Melkstand eine Gummimatte auslegt; dann reiben die Klauen beim Drehen nicht auf dem rauen Boden.

Die Böden sollen sauber, griffig und stufenlos sein. Betonböden lassen sich mit dem Flammstrahl-Verfahren aufrauen. «Herumstehen kostet Geld», sagt Manser und betont damit die Bedeutung genügend grosser Liegeboxen mit einer weichen Unterlage.

«Das Beste für die Klauengesundheit ist der Schnee», ist sein Tipp für die Wintermonate. Vorbeugen ist besser als heilen. Wer gesunde Kühe hat, benötigt weniger Antibiotika.

Richtige Klauenpflege braucht Einfühlungsvermögen

Klauenpflege ist nur dann von Nutzen, wenn man sie richtig macht. Das fängt beim Klauenstand an. Die Kühe müssen ihn kennen und sie müssen sich darin richtig fixieren lassen. Angst haben die Kühe dann, wenn sie mit Gewalt in den Klauenstand gezwungen werden, wenn Lärm herrscht und der Klauenpfleger sie überfordert.

Vom Klauenpfleger wird Geduld und Einfühlungsvermögen verlangt. Nur mit angepasstem Werkzeug und scharfen Messern lassen sich die Klauen schonend behandeln. Gute Klauenpflege heisst nicht, möglichst viel Horn wegzuschneiden, sondern so viel wie nötig. Nicht von ungefähr habe der Tragrand seinen Namen, sagt Manser. Man darf ihn weder innen noch aussen schmirgeln oder schneiden, denn er trägt das Gewicht der Kuh.

Adrian Steiner von der Vetsuisse-Fakultät der Universität Bern stellt die Schweizer Methode zur funktionellen Klauenpflege in fünf Schritten vor. Diese wurde von der Schweizerischen Klauenpflegervereinigung gemeinsam mit dem Rindergesundheitsdienst und tierärztlichen Spezialisten erarbeitet.

Die Standardisierung macht es möglich, die Klauengesundheit besser zu beurteilen, Betriebe zu vergleichen und zum Aufbau der Zuchtwertschätzung «Klauengesundheit» beizutragen, erklärt Adrian Steiner.

Das Ressourcenprojekt Klauengesundheit wurde 2019 gestartet mit dem Ziel, die Grundlage für ein landesweites Klauengesundheitsmonitoring und die Verbesserung der Klauengesundheit beim Schweizer Rindvieh zu schaffen.

Der Zustand der Böden ist für die Klauengesundheit ausschlaggebend

Katharina Friedli vom Zentrum für tiergerechte Haltung des BLV in Tänikon berichtete über einen Vergleich von Böden mit Gummibelag, Spalten und Gussasphalt auf Grund von Praxiserhebungen auf 36 Betrieben. Die Resultate zeigten keine klaren Unterschiede betreffend Klauengesundheit. «Das war nicht, was wir erwartet haben», sagt Friedli.

Ausschlaggebend ist der Zustand der Böden. Sie dürfen nicht zu rau sein und die Kühe dürfen nicht in der Nässe stehen. Die Spaltenweite muss der Klauengrösse angepasst sein und die Kanten müssen in Ordnung sein. Abgebrochene Spaltenkanten führen zu Klauenverletzungen.

Gummiböden hatten allerdings gegenüber den harten Böden den Vorteil, dass sie sich positiv auf das Fortbewegungs- Körperpflege und Brunstverhalten auswirkten. Die Klauen waren auf Gummiböden zwar etwas länger als auf Spalten- und Gussasphaltböden, aber es war keine zusätzliche Klauenpflege nötig.

Pansenazidose führtzu Klauenproblemen

Der Einfluss der Fütterung auf die Klauengesundheit ist unbestritten, hält Andreas Münger von Agroscope in Posieux fest. Hohe Rationsanteile an löslicher Stärke, Fruktanen und Zucker sowie wenig Struktur des Futters führen zu einer subklinischen oder gar klinischen Pansenazidose. Es kommt zu einer Anhäufung von Säuren und zum Absterben von Mikroorganismen mit Bildung toxischer Abbauprodukte.

Dabei wird oft auch die Pansenoberfläche geschädigt und somit durchlässig für die Toxine. Diese gelangen in den Blutkreislauf und lösen in Geweben, speziell auch in der Klauenwachstumszone, Entzündungen aus, was zu einer schlechteren Durchblutung des Gewebes, zu Störungen des Klauenwachstums und schliesslich zu Lahmheiten führt.

Eine besondere Bedeutung kommt auch den Spurenelementen Zink, Kupfer und Selen zu. Die vielfachen Wechselwirkungen zwischen Fütterung, Haltung, Management und Individuum lassen die Einflüsse der Fütterung nicht immer erkennbar werden.

[IMG 3]

Bei Mortellaro das Konzept konsequent umsetzen

In der Schweiz leiden etwa 30 Prozent der Milchkühe an Mortellaro (Dermatitis Digitalis DD), fast drei Vierteil aller Milchviehbetriebe sind betroffen.

Das Bekämpfungskonzept der UFA-Futtermühle und des Rindergesundheitsdienstes beruht auf den fünf Säulen Hygiene, Klauenbad, Klauenpflege, Behandlung von Wunden und der Fütterung.

Das A und O des Bekämpfungskonzeptes ist die Hygiene, erläutert UFA-Projektleiter Hansueli Rüegsegger. Laufgänge und damit die Klauen der Kühe müssen sauber sein. Das Klauenbad dient nicht zur Heilung, sondern nur zur Vorbeugung. Es ist auf vielen Betrieben zu kurz; es muss mindestens drei Meter lang sein, damit auch die Hinterbeine mindestens zwei Mal eingetaucht werden. Die Klauen müssen sauber sein und die Lösung darf nicht zu konzentriert sein, denn sonst schadet das Klauenbad eher.

«Mortellaro auf einem Betrieb auszurotten haben wir nicht geschafft», fasst Rüegsegger zusammen. Aber der Druck liess sich deutlich reduzieren, wenn die Massnahmen konsequent umgesetzt wurden.

Aufpassen schon beim Jungvieh: Kamen an Mortellaro erkrankte Jungtiere in eine Herde, dann erkrankten deutlich mehr Kühe.

 

Gefällt Ihnen, was Sie lesen?

Warum nicht mal drei Monate «schnuppern»? Für nur CHF 20.– erhalten Sie drei Print-Ausgaben plus Online-Zugriff

Gleich hier bestellen und bestens informiert bleiben

 

Qualitas AG

Die Qualitas AG ist das Kompetenzzentrum für Informatik und quantitative Genetik der Schweizer Zuchtorganisationen Braunvieh, Swiss Herdbook und Mutterkuh Schweiz.

Qualitas ist verantwortlich für die Entwicklung und Durchführung der Zuchtwertschätzungen und genomischen Selektion.