Der Bildband «Arthur Zeller – Vieh- und Wanderfotograf im Simmental» ist ein Fenster, durch das wir 100 Jahre zurück schauen können.
Der 1881 in Weissenbach BE geborene Arthur Zeller porträtierte von 1900 bis 1931 Land und Leute im Simmental und schuf damit ein bemerkenswertes Zeugnis seiner Zeit.
Weissenbach liegt zwischen Spiez und Zweisimmen und war Ausgangspunkt des Saumweges über den Jaunpass nach Bulle im französischen Teil des Kantons Freiburg.
Mit dem Bau der Bahnstrecke nach Zweisimmen 1902 eröffneten sich für die Simmentaler Viehzüchter neue Märkte – und dies nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit.
Informationen zum Buch
«Arthur Zeller 1881–1931, Vieh- und Wanderfotograf im Simmental. Fotografien 1900–1931»
von Markus Schürpf und Arthur Zeller
Gebundene Ausgabe mit 97 Bildern auf 128 Seiten
Limmat Verlag; 1. Auflage 2008
CHF 48.00
ISBN 978-3-85791-554-3
In Weissenbach war Arthur Zeller eigentlich Viehzüchter, aber auch als Wanderfotograf bekannt. Ab 1900 spezialisierte er sich auf die Viehfotografie. Im Auftrag der stolzen Züchter fotografierte Zeller deren Kühe und Stiere.
Mit einer schweren Platten-Kamera belichtete er über 6000 Glasplatten, die mit lichtempfindlicher Emulsion beschichtet waren, jede ungefähr so gross wie eine Postkarte (9×13 cm). Rollfilm (6×6 cm) und Kleinbildfilm (24×36 mm) auf Zelluloid-Streifen wurden erst später erfunden.
Der erste Schweizer Viehfotograf machte die Simmentaler bekannt
Die Karriere von Arthur Zeller als Viehfotograf fällt mit einer anhaltenden Blüte der Simmentaler Fleckviehzucht zusammen. Die Viehmärkte in Erlenbach, Reichenbach, Saanen oder Zweisimmen hatten Auffuhrzahlen bis 5000 Tiere und dauerten entsprechend mehrere Tage.
Ab 1880 kam es zu Massenexporten der Simmentaler nach Ungarn und Russland, später auch nach Afrika und Südamerika.
Die Viehfotografie «verkaufte» die Simmentaler weltweit
Arthur Zeller war der erste und mit grossem Abstand beste Fotograf vom Simmentaler Fleckvieh. Und wer mit Rindvieh zu tun hat weiss, dass Viehfotografie im doppelten Sinne des Wortes eine Kunst ist.
Die Fotos hatten eine Belichtungszeit von mehreren Sekunden, während denen das Rind mucksmäuschenstill stehen musste. Und das in einer Körperstellung, welche die Zuchtziele möglichst vorteilhaft zeigen musste.
Als erfolgreicher Simmentaler Züchter war Zeller ein «Kuhflüsterer» und als brillanter Fotograf konnte er die relevanten Details festhalten: Das der Kamera zugewandte Hinterbein verdeckte nicht das Euter, Rückenlinie und andere Details sind deutlich zu sehen.
Mit seinen Fotos dokumentierte Zeller das Simmental als eine der weltweit wichtigsten Viehzucht-Regionen seiner Zeit. Das Buch ist deshalb nicht nur ein Fenster zurück in diese Zeit, sondern auch eine spannende Geschichte über die Viehzucht.