Am Bundesfeiertag 2022 hat Bundespräsident Ignazio Cassis auf einer Reise quer durch die Schweiz als erstes den 1. August-Brunch auf dem «Stöckweid»-Hof der Familie Duperrex in Knonau ZH besucht. Die Wahl des Landwirtschaftsbetriebes war kein Zufall, dafür gab es gleich zwei Gründe:
«die grüne» begleitet die Betriebsleiter Jean-Jacques und Serge Duperrex das ganze Jahr 2022 hindurch und berichtet darüber in der «Schulterblicke»-Serie. Deshalb hatte der Schweizer Bauernverband SBV dem Büro des Bundespräsidenten den «Stöckweid»-Hof empfohlen.
Bundespräsident Ignazio Cassis hätte am liebsten Kappeler Milchsuppe gegessen
Die Region um Knonau ist für Bundespräsident Ignazio Cassis ein Symbol für Krisen und Versöhnungen. Hier wurden 1529/1531 die beiden Kappeler-Kriege und 1847 der Sonderbunds-Krieg ausgetragen. «Zwei Wendepunkte, die unser Land erschüttert haben», sagte Cassis dazu.
Am liebsten hätte Bundespräsident Ignazio Cassis deshalb auf dem «Stöckweid»-Hof in Knonau eine Kappeler Milchsuppe gegessen. So wie sie 1529 zum Friedensschluss des Ersten Kappeler Landfriedens in einem grossen Kochtopf auf dem Feuer gekocht wurde – die Milch von den Zugern, das Brot von den Zürchern.
Damit hätten die Gastgeber aber die 600 BesucherInnen des 1. August-Brunch doch etwas überfordert. Nur auf dem Tisch von Cassis und dem Direktor des Schweizer Bauernverbandes SBV, Martin Rufer, stand demonstrativ ein grosser Krug frischer Milch.
Bundespräsident Ignazio Cassis: «Freiheit und Wohlstand sind nicht gratis zu haben»
Seine Reise mit dem Zug quer durch die Schweiz begann Bundespräsident Ignazio Cassis am frühen Morgen des Nationalfeiertages im heimatlichen Lugano. Er machte an verschiedenen geschichtsträchtigen Orten der Schweiz Halt für Begegnungen mit der Bevölkerung.
Begleitet wurde er von einer Gruppe italienischsprachiger Jugendlicher aus dem Tessin und Graubünden, denen sich während der Reise Jugendliche aus dem Waadtland anschlossen.
Am Bauernhof-Brunch auf dem «Stöckweid»-Hof in Knonau sprach Cassis darüber, dass angesichts der heutigen Weltpolitik nichts selbstverständlich sei.«Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie leben wir in einem anhaltenden Krisenmodus. Die Realität hat längst unsere Phantasie übertroffen – und wir haben ja wirklich viel Phantasie», sagte Cassis vor 600 BesucherInnen in der Scheune der «Stöckweid».
Man dürfe sich natürlich trotzdem am Leben freuen, auch wenn die Welt aus den Fugen gerate. Es sei aktuell aber wohl allen klar geworden, dass nichts selbstverständlich sei. «Wir müssen kämpfen, damit wir Freiheit und Wohlstand erhalten können. Das alles ist nicht gratis zu haben.»
«Wir dürfen streiten, wir dürfen auch laut streiten», sagte Cassis. «Wichtig ist aber auch, dass wir die Fähigkeit wieder erlernen, uns zu versöhnen.» Dies sei gerade in unseren hektischen Zeiten mit Social Media wichtig. «Aber danach sollten wir uns wieder versöhnen – wenn nicht mit einer Kappeler Milchsuppe, dann halt bei einem Grappa», erklärte der Tessiner mit Schmunzeln.
Über 150'000 Besucher am 1. August-Brunch 2022
2022 wurde zum 30. Mal der 1. August-Brunch auf Schweizer Bauernhöfen durchgeführt. Über 150'000 Besucher zählten die 280 organisierenden Landwirtschafts-Betriebe in diesem Jahr. Das sind über 100 Betriebe oder 26 Prozent weniger als 1992 – doch seither ist die Zahl der Bauernhöfe um mehr als 44 Prozent gesunken.
Sechs Betriebe sind bereits seit dem ersten Bauernhof-Brunch dabei.