Kurz & bündig

  • Die landwirtschaftlichen Schulen haben auf digitales Lernen umgestellt.
  • Der Schluechthof hat die letzte mündliche Prüfung des Agrotechniker-Lehrgangs per Videokonferenz durchgeführt.
  • Beratungen finden teilweise auf den Betrieben statt, viele Schulen arbeiten mit auf Telefon-Auskünfte oder Videokonferenzen.

Ob sie bestanden hat, weiss Lis Zwingli aus dem Toggenburg noch nicht. Sie steckt mitten im Abschluss zur Agrotechnikerin HF am Zuger Schluechthof. Die schriftlichen Prüfungen konnten sie und ihre Klassenkollegen noch – mit der vorgeschriebenen Distanz – im Schulhaus ablegen, ebenso einige mündliche Prüfungen.

Die letzte Prüfung jedoch, die legte Lis Zwingli über eine Videokonferenz ab. Sie ist froh, dass die Prüfungen nicht bis in den Sommer verschoben wurden: «Wir waren alle voll auf die Prüfungen eingestellt und haben uns vorbereitet.» Jetzt kann sie sich voll auf die Diplomarbeit konzentrieren.

Für die Prüfung per Videokonferenz nutzte sie das Programm «Teams». Sie «zog» eine Prüfungsfrage vom Schulserver, bereitet sich vor und dann schalteten sich Experte und Co-Experte in die Videokonferenz zu.

«Technisch ist das nicht ganz ohne», sagt Schluechthof-Rektor Martin Pfister. Falls es mit «Teams» nicht geklappt hätte, wäre mit einer «WhatsApp»-Konferenz aber eine Alternative bereit gewesen.

Nervöser als vor einer normalen mündlichen Prüfung war Lis Zwingli nicht. Natürlich sei es speziell gewesen, daheim geprüft zu werden. Aber sie habe ihr Umfeld vorgewarnt und dafür gesorgt, dass sie während der Prüfung nicht gestört wurde.

Fernunterricht, Aufträge per Mail und Prüfungsplanung

Die Corona-Krise zwingt die landwirtschaftlichen Schulen zu Kreativität. Digitales Lernen ist aber für keine der 13 Schulen, die auf die Umfrage geantwortet hat, völliges Neuland.

So schreibt das BBZ Pfäffikon Schwyz, dass die Lernenden des 1. Lehrjahres seit 1. August sowieso ohne ausgedruckte Lehrmittel mit eigenem Laptop, E-Book und Office 365 arbeiten. «Der Schritt zum Fernunterricht, der seit dem 16. März nach Stundenplan läuft, war kein grosser Schritt.»

Fernunterricht braucht viel Selbstdisziplin und Eigeninitiative. Fragen an die Lehrkräfte können während den «Lektionen» per Teams-Chat oder -Anruf gestellt werden.

Das Berner Inforama meldet, dass in der Höheren Berufsbildung die Lernenden vollzählig im virtuellen Klassenraum erscheinen. In anderen Bildungsgängen sei es herausfordernder, laufe aber grundsätzlich gut. Sämtliche Schulen geben den Lernenden grundsätzlich gute Noten in Sachen Motivation. Die Abschlussprüfungen der Grund- und der Höheren Berufsbildungen finden statt. 

Die Aargauer Liebegg gibt als Ziel an, allen Lernenden auf ordentlich-digitalem Weg den Abschluss zu ermöglichen. «Es gelten die Umsetzungsvorgaben des Bundes, der OdA und der kantonalen Task-Force QV. Aktuell ist davon auszugehen, dass die schriftlichen Prüfungen entfallen und die praktischen Prüfungen unter Auflagen stattfinden können. Die Planung läuft», so die Liebegg weiter.

Die Aufträge an die Lernenden kommen etwa an der Fondation Rurale Interjurassienne einmal pro Woche per Mail, mit Kopie an die Lehrmeister. Viele Schulen arbeiten mit Teams und Office 365 und dem Zugang auf schuleigene Datenablagen.

Alle Schulen erleben, dass die Lehrkräfte mit viel Engagement den Unterricht vorbereiten und durchführen. Es kommt auch zu pragmatischen Lösungen. Das Inforama hat verschiedene digital bewanderten Lehrpersonen den Beschäftigungsgrad befristet bis Ende Juni erhöht: Damit können sie im Kollegium einen pädagogischen ICT-Support anbieten.

Unmöglich geworden sind eigentlich Exkursionen und Besichtigungen im Feld. Die Liebegg stellt per Video einen Parcours zur Verfügung, auch am Strickhof werden kommentierte Videos erstellt. Der Schluechthof erklärt, dass vor allem in der Höheren Berufsbildung auf dem Gutsbetrieb Parzellen ausgesteckt werden, in welchen die Studierenden während zwei bis drei Tagen Zeit haben, sie selber zu beurteilen. Anschliessend wird es mit der Lehrperson über Videokonferenz besprochen.

Beratungen erfolgen per Telefon, WhatsApp, Skype und all den digitalen Möglichkeiten. Besuche auf Betrieben handhaben die Schulen unterschiedlich: Der Bündner Plantahof  etwa verzichtet komplett auf Betriebsbesuche, ebenso der St. Galler Rheinhof. Die Ebenrain-Berater versuchen Besuche zu vermeiden, sind aber wie Strickhof, Inforama, Arenenberg, Seedorf, Liebegg, Pfäffikon, Wallierhof und die HAFL bereit, auf Betriebe zu gehen, sofern die Hygiene- und Schutzmassnahmen des BAG eingehalten werden können.

Veranstaltungen abgesagt, verschoben oder «virtuell»

«Die vorläufige Absage der Wahlfachwochen wie Alpwirtschaft/Klauenpflegen oder Waldbewirtschaftung schmerzt», schreibt das BBZ Pfäffikon. Das Inforama führt dringende Kurse – wie Alpsennen-Kurse – im virtuellen Raum durch.

Die HAFL hat sich entschieden, die geplanten Veranstaltungen abzusagen oder «remote» durchzuführen, um Ende 2020 keinen «Veranstaltungs-Stau» zu bekommen. Einzig der Weltkongress der konservierenden Landwirtschaft wurde auf 2021 verschoben.

Auch hier zeigt sich bei allen Schulen dasselbe Bild: Reihenweise mussten Veranstaltungen abgesagt werden, zum Beispiel der Pensionspferde-Tag am Strickhof. Die «BauernZeitung» führt eine Seite, auf welcher laufend aktualisiert wird, welche Veranstaltungen abgesagt oder verschoben wurden.

 

 

Praktische Prüfungen und Erfahrungsnoten

Am 9. April haben sich Bund, Kantone und Sozialpartner eine schweizweite Lösung für den Berufsabschluss geeinigt. Es finden keine Schlussprüfungen Berufskunde und Allgemeinbildung statt. Die Note Berufskunde setzt sich aus den Erfahrungsnoten bis und mit 5. Semester zusammen. Bei der Allgemeinbildung zählen die Erfahrungsnoten sowie die Vertiefungsarbeit je zur Hälfte. Die praktischen Prüfungen werden unter Einhaltung der Hygienevorgaben mehr oder weniger wie bisher durchgeführt, einschliesslich dem Fachgespräch. Bezüglich der Durchführungsorte sind die Kantone frei.

Verschoben wurden die Abschlussprüfungen Bäuerin FA. Die Berufs- und Meisterprüfungen werden wie geplant durchgeführt. Wer den Abgabetermin vom 15. April 2020 für die Betriebsstudie bzw. Businessplan eingehalten hat, kann (sofern die Corona-Situation nicht gravierend ändert) das Diplom in diesem Jahr abschliessen.