«Junge Bauern lernen nichts über den Klimawandel, Food Waste und Biodiversität» – kritisierte die TV-Sendung «Rundschau» die landwirtschaftliche Ausbildung in der Schweiz jüngst auf einseitige Art und Weise. Dieser Aussage muss in aller Form widersprochen werden.
Denn anders als die Sendung suggeriert, sind die Aspekte der Nachhaltigkeit längst fixer Bestandteil in der landwirtschaftlichen Bildung und werden darum schon seit Jahren sowohl im Allgemeinbildenden Unterricht als auch in den Fach-spezifischen Fächern behandelt. Es handelt sich dabei um ein Querschnittthema, das an den Schulen bewusst in beiden Bereichen integriert wird.
Im Allgemeinbildenden Unterricht wird vor allem das Spannungsfeld zwischen Ökologie und Ökonomie thematisiert. Ein Blick in den Bildungsplan zeigt uns, dass sich die Auszubildenden mit folgenden konkreten Punkten auseinandersetzen:
- Auswirkung der zunehmenden Mobilität auf die Umwelt
- Berechnen von Anschaffungs- und Unterhaltskosten eigener Fahrzeuge
- Beschreiben des Spannungsfelds zwischen ökonomischem Wachstum und ökologischer Verantwortung aus persönlicher Sicht
- Vergleich verschiedener Energieträger bezüglich ihrer Erneuerbarkeit und Nachhaltigkeit
- Kennenlernen der politischen Instrumente der Umweltschutzpolitik
Im Berufsunterricht kommt die Bedeutung der Nachhaltigkeit für den landwirtschaftlichen Betrieb insbesondere im dritten Lehrjahr voll zum Zug: Ganze 56 Seiten befassen sich im Lehrmittel mit den Grundlagen der Ökologie, der Biodiversität in der Landwirtschaft, der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und schliesslich auch mit der sozialen Dimension der Nachhaltigkeit.
Die Bedeutung einer möglichst grossen Artenvielfalt ist für uns Landwirte bei der täglichen Arbeit offensichtlich – mehr als in den meisten anderen Berufen. Wer allerdings im Bildungsplan für Landwirte nach einem Fach «Ökologie» sucht, wird nicht fündig. Weil die Ökologie integraler Bestandteil ist, wenn man im Fachunterricht über Bodenbearbeitung, das Ausbringen von Düngemitteln, die Regulierung von Unkraut, Pflanzenschutzmassnahmen oder auch über die Tierhaltung spricht.
In der landwirtschaftlichen Grundbildung setzen wir alles daran, den Lernenden ein möglichst gutes Rüstzeug mit auf den Weg zu geben. Das produktionstechnische Fachwissen steht in der Grundbildung an erster Stelle.
Wenn die landwirtschaftliche Produktion in der Schweiz Bestand haben soll, geht das nur in einer nachhaltigen Art und Weise. Der Vorwurf, das werde in der Ausbildung vernachlässigt, ist daher absurd. Daneben wird von unseren jungen Berufsleuten erwartet, dass sie die Marktmechanismen verstehen, gute Kommunikatoren sind und selbstverständlich unternehmerisch denken und handeln – auch darauf wird in der Grundbildung eingegangen.
Wir dürfen aber nicht vergessen, dass die Zeit beschränkt ist. Gut, dass es im Anschluss an die Grundbildung mit den modular aufgebauten Kursen zur Berufs- und Meisterprüfung weitergehen kann!
Und lassen Sie mich zum Schluss noch ein paar Worte zum Thema «Food Waste» loswerden. Mit Herzblut stecken wir tagtäglich viel Arbeit, Zeit, Geld und Wissen in die Produktion von Lebensmitteln. Fakt jedoch ist, dass Produkte mit Makeln kaum Abnehmer finden. Den Allermeisten in der Wertschöpfungskette nach uns ist nur das Schönste und Perfekte gut genug. Aber nur mit einem gemeinsamen Engagement und kollektiver Verantwortung können Bildungsinhalte zur Nachhaltigkeit auch erfolgreich in die Praxis umgesetzt werden.
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