Kurz & bündig

- Globale Unsicherheiten wie Krieg und die Coronakrise haben einen starken Einfluss auf die Energiepreise und somit auch die Ölsaatenpreise.
- Die Preise für Ölsaaten sind an den Weltmarktpreis gekoppelt, weshalb nicht wie beim Getreide ein Richtpreis bestimmt werden kann.
- Die Nachfrage nach Schweizer Speiseöl ist zwar da, jedoch steigt bei hoher Nachfrage nicht automatisch auch der Produzentenpreis an.

Die Preisprognosen für Ölsaaten sind generell schwierig. Vor allem in den Jahren 2021 bis 2023 erlebte der Preis für Raps und Sonnenblumen starke Schwankungen, berichtet der Schweizerische Getreideproduzentenverband (SGPV) in einer aktuellen Medienmitteilung. «Vor 2022 stammte mehr als die Hälfe der weltweiten Sonnenblumenproduktion aus der Schwarzmeerregion der Ukraine und Russland», sagt Thomas Weisflog, der stellvertretende Direktor von Swiss Granum, und erklärt: «Mit der Besetzung der ukrainischen Seehäfen durch Russland wurden 2022 der Sonnenblumenanbau sowie die Sonnenblumenexporte per Schiff stark eingeschränkt.»

Wieso ist der Preis nicht bereits vor der Aussaat bekannt?

2023 konnten die Exporte wieder aufgenommen werden und die Normalpreise kehrten langsam zurück. Klammert man Ausnahmejahre wie 2021 und 2022 aus, stiegen gemäss SGPV die Preise für Raps zwischen 2020 und 2023 um zwölf Prozent. Die Preiszusammensetzung für Ölsaaten ist sehr komplex und von vielen Faktoren abhängig (siehe Infobox).

Viele Landwirtinnen und Landwirte würden sich bereits vor der Rapssaat im 2024 eine Prognose des Produzentenpreises für die Ernte im Jahr 2025 wünschen. Aufgrund der Koppelung des Schweizer Preises an die Weltmarktpreise ist dies gemäss SGPV allerdings nicht möglich. Stephan Scheuner, Direktor von Swiss Granum, ergänzt: «Denn dann würde sich unter anderem die Frage stellen, wer das Risiko bei Veränderungen der Weltmarktpreise tragen würde.»

Auch Thomas Weisflog muss enttäuschen und erklärt: «Swiss Granum stützt sich bei der Erhebung der durchschnittlichen Markterlöse für Ölsaaten auf Angaben von Swiss Olio, dem Verband der Schweizerischer Hersteller von Speiseölen, Speisefetten und Margarinen. Diese Angaben erhalten wir allerdings erst nach der Rapsernte.»

Stephan Scheuner erklärt weiter: «Schweizer Speiseöl steht immer in Konkurrenz zu ausländischem Speiseöl.» Im Gegensatz zu Getreide gibt es bei den Ölsaaten beispielsweise kein Zollkontingent zur Importmengenbeschränkung. Das sei eine ganz andere Ausgangslage.

Preisbildung Raps und Sonnenblumen
Rahmenvereinbarungen
Die Ölwerke in der Schweiz kaufen den Raps und die Sonnenblumenkerne von den Sammelstellen ab. Im Zeitraum vom Mai bis Juli (für Sonnenblumen etwas später) werden Verträge zwischen den Ölwerken und den Sammelstellen abgeschlossen. Diese Vereinbarungen gelten für die kommende Ernte und beinhalten unter anderem:
- Menge
- Lieferzeitpunkt
- Qualitäten (z. B. Suisse Garantie, IP-Suisse oder Bio)
- Preis

Preisbildung
Die Schweizer Ölpreise sind an den Weltmarktpreis gekoppelt und abhängig von folgenden Faktoren:
- Diverse Unsicherheiten wie Krieg, Pandemie, Lieferengpässe …
- Energiepreise
- Verfügbare Menge
- Bonus für Schweizer Herkunft
- Preise der Nebenprodukte für die Futtermittelproduktion (Raps- und Sonnenblumenkuchen)

Nachdem die Ölwerke mit den jeweiligen Sammelstellen zusammen individuelle Verträge abgeschlossen haben, errechnet Swiss Olio aus all diesen Vereinbarungen den Durchschnittpreis. Dieser dient als Basispreis für die Berechnung des durchschnittlichen Produzentenpreises durch Swiss Granum und erscheint meist erst nach der Rapsernte.

Zusammensetzung derProduzentenpreise*
Die Sammelstellen orientieren sich anschliessend an diesem Basispreis für die Festlegung des Produzentenpreises. Der Produzentenpreis kann je nach Sammelstelle leicht variieren, aufgrund folgender individuell bestimmter Abzüge und Zuschläge:
- Qualität
- Annahmegebühren
- Trocknungskosten
- Marge (kostendeckend für die Anlage)
- Transportkosten

Der Produzent trägt die Transportkosten für den Transport von der Sammelstelle zum Ölwerk. Je weiter diese von einem Ölwerk entfernt liegt, desto höher sind die Transportkosten. Die grössten Ölwerke befinden sich im Raum Basel, Bern, Thurgau und Tessin.
Im Gegensatz zum Getreide kann für Ölsaaten kein Richtpreis definiert werden, aufgrund der Kopplung an den Weltmarkt.

*Quelle: Steve Corminboeuf, Vaud Céréales SA, Fenaco-Landi

Schweizer Speiseöl steht immer in Konkurrenz mit ausländischem

Der grösste Teil des Schweizer Speiseöls wird unter Suisse Garantie angebaut und verarbeitet, kleinere Anteile auch als Bio Suisse oder IP-Suisse. Die Anforderungen der Abnehmer (Ölwerke) seien individuell und verschieden. In Abhängigkeit des Verwendungszwecks sind unterschiedliche Parameter wichtig. Je nachdem spielt es deshalb keine Rolle, ob es Raps- oder Sonnenblumenöl ist oder ob das Öl aus der Schweiz kommt.

«Die Nachfrage nach einheimischem Raps- und Sonnenblumenöl ist da. Aber die Nachfrage ist beim Speiseöl nicht nur abhängig vom Angebot, sondern unter anderem auch vom Preisniveau. Dieses kann entscheidend sein, ob Import- oder Inlandöl gekauft wird», erklärt Scheuner. Man könne deshalb nicht sagen, dass aufgrund höherer Nachfrage die Preise steigen werden. Denn aufgrund der Kopplung an den Weltmarktpreis werden die Preise erst vor der Ernte verhandelt. Die Aussaat erfolgt jedoch bereits im vorangehenden Jahr.

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«Schweizer Speiseöl steht immer in Konkurrenz zu ausländischem Speiseöl.»

Stephan Scheuner, Direktor Swiss Granum

Die Ölsaatenproduktion ist ein Vertragsanbau. Mit der jährlichen Rahmenvereinbarung verpflichten sich die Ölwerke, die abgemachten Mengen anzunehmen. Der SGPV verpflichtet sich ebenfalls, indem er mit den Landwirten Verträge über die zu produzierenden Mengen abschliesst. So werden Nachfrage und Angebot aufeinander abgestimmt.

Der Rapsanbau lohnt sich dank tendenziell höherer Preise

Wie der SGPV berichtete, könne für die Ernte 2024 tendenziell mit höheren Preisen als für die Ernte 2023 gerechnet werden. Der Aufwand für den Rapsanbau lohne sich also auch im nächsten Jahr. Für die Ernte 2025 konnte jedem Rapsproduzenten die gewünschte Menge zugeteilt werden.

Trotz Ertragsschwankungen und des anspruchsvollen Schädlingsmanagements bleibe Raps eine finanziell interessante Kultur, so der SGPV. Die Vertragsmenge von 106 000 Tonnen sei für den Raps noch nicht erreicht. Dies ist auch für die Vertragsmenge an Sonnenblumen (26 000 Tonnen, davon 17 000 Tonnen High-Oleic-Sonnenblumen) der Fall. Weitere Anmeldungen und Flächenausdehnungen sind für beide Kulturen noch möglich.

Stephan Scheuner ergänzt, dass neben der Zuteilung auch der Produktionspool Ölsaaten des SGPV bestehe. Alle Ölsaatenproduzenten zahlen einen Produzentenbeitrag von aktuell 40 Rappen pro 100 kg. Auch die Ölwerke beteiligen sich zu einem Drittel an der Finanzierung. Mit den aus dem Produktionspool vergüteten Stützungsbeiträgen für Sonnenblumen und Soja wird gemäss SGPV ein Ausgleich zwischen der Wirtschaftlichkeit der Ölkulturen erreicht. Die Stützungsbeiträge werden den Produzenten via Abrechnung der Verarbeiter vergütet.

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«Die Auswirkung der Witterung auf den Preis ist schwer abzuschätzen.»

Thomas Weisflog, Stv. Direktor Swiss Granum

Die nötigen Anbauflächen zu schätzen, ist schwierig

Die Prognose der Nachfrage klingt vielversprechend – aber wie verlässlich ist sie? «Swiss Granum lässt vom Geschäftsbereich Agristat des Schweizerischen Bauernverbandes jeweils zwischen März und August mehrere Schätzungen der Anbauflächen und der Ernten von Getreide, Ölsaaten und Eiweisspflanzen vornehmen», erklärt Thomas Weisflog dazu. Grundlagen der Schätzung seien Saatgut-verkäufe, Stichprobenerhebungen bei rund 1000 Getreide- und Ölsaatenproduzenten sowie die Ergebnisse der eidgenössischen Betriebsstrukturerhebung.

Daneben werden weitere Parameter wie etwa die klimatischen Bedingungen bei der Aussaat, die Saatgutrestposten oder die tatsächlich angebauten Flächen der vorangehenden Jahre bei den Schätzungen berücksichtigt, so Weisflog weiter. «Die Auswirkung der Witterung ist nicht immer einfach abzuschätzen. Daher ist immer Vorsicht bei der Interpretation der Zahlen geboten», gibt der Getreidespezialist zu bedenken.