Den optimalen Erntezeitpunkt beim Raps festzulegen, ist schwierig. Das liegt am Altersunterschied zwischen den älteren Schoten an den Haupttrieben und den jüngeren Schoten an den Nebentrieben.
Während die Schoten im oberen Teil des Bestandes erntereif sind, befinden sich im unteren Teil viele grüne, noch nicht druschreife Schoten. Diese «Gummischoten» können im Mähdrescher nicht ausgedroschen werden, sie bleiben mit den Ernterückständen auf dem Feld zurück. Da rund zwei Drittel des Ertrages in der unteren Hälfte der Schotendecke gebildet werden, sind diese unteren Schoten sehr ertragsrelevant. Der Erntetermin darf also nicht alleine aufgrund der oberen, gut sichtbaren Schoten festgelegt werden.
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Zu frühe Ernte gibt viele Verluste
Raps wird oft zu früh geerntet. Damit kann das Ertragspotenzial der modernen Rapssorten nicht ausgeschöpft werden. Grund dafür ist eine optische Täuschung: Während der Abreifephase ragen nur die obersten acht bis zehn Schoten einer Rapspflanze aus dem Bestand heraus. Diese reifen bedingt durch Sonneneinstrahlung und Wind schneller ab als die restlichen Schoten. Platzen zwei davon auf, erscheint der Rapsbestand bereits weiss. Der Ausfallverlust beträgt zu diesem Zeitpunkt aber erst etwa ein Prozent. Gleichzeitig sind die ertragsrelevanten unteren Schoten noch nicht reif und der optimale Erntetermin liegt je nach Situation noch ein bis zwei Wochen entfernt.
Der optimale Erntetermin ist ein Kompromiss zwischen Ausfallverlusten im oberen und «Gummischotenverlusten» im unteren Teil des Bestandes. Es empfiehlt sich, vor der Ernte den Anteil grüner Schoten im unteren Teil zu beurteilen und mit dem Drusch noch zuzuwarten.