Kurz & bündig

- Da man als Landwirt die Produzentenpreise wenig beeinflussen kann, versucht Christian Künzli, die Produktionskosten tief zu halten.
- Künzli baut seinen Raps ohne Pflanzenschutzmittel an. Mit den Extenso-Beiträgen kommt er aktuell finanziell weiter.
- Er suchte neue Abnehmer, die auch direkt verarbeiten.

Christian Künzli ist Landwirt mit Pensionspferdehaltung und Ackerbau im luzernischen Willisau. Er hat die Preisbestimmungen der Abnehmer und Grossverteiler satt. «Mich stört es, dass man als Landwirt keinen Einfluss auf die Produzentenpreise hat. Bei der Pensionspferdehaltung habe ich einen direkten Einfluss, aber bei meinen Ackerflächen nicht», erklärt Künzli.

Für ihn bedeutet das Ertragsmaximum nicht unbedingt das Ertragsoptimum. Er verfolgt vielmehr die Strategie, die Produktionskosten möglichst tief zu halten. «Heute ist nicht mehr relevant, wie voll der Kipper ist, sondern, wie viel noch im Portemonnaie bleibt. Man muss die Ausgaben im Blick haben, denn die Einnahmen kann man weniger beeinflussen», sagt Künzli.

Künzli setzt auf Abnehmer, die auch verarbeiten

Um die Einnahmen trotzdem etwas beeinflussen zu können, versuchte er, andere Abnehmer zu finden. Bisher hat Künzli aus Überzeugung alles nach IP-Suisse-Richtlinien produziert und vermarktet. Aber mit den aktuellen Preisen hat er seine Strategie geändert und möchte seine Produkte direkt dem Verarbeiter abgeben. So hatte er das Glück, den Raps der Mühle Briseck in Zell LU abgeben zu können. Die Mühle ist nur 8 km von seinem Betrieb entfernt und ist sowohl Abnehmer als auch Verarbeiter. Da es sich um eine kleine Mühle handelt, ist die Kapazität aber auf Produzenten aus der Region beschränkt.

Für den Weizen hat er fürs kommende Jahr ebenfalls einen neuen Abnehmer gefunden. Kurzfristig konnte er zwei Hektaren Brauweizen für die Schweizer Mälzerei in Möriken-Wildegg AG anbauen. Somit kann er auch einen Teil des Weizens direkt an den Verarbeiter vermarkten.

Den Körnermais verkauft Künzli direkt an einen benachbarten Betrieb mit Muttersauen. Im Gegenzug nimmt er diesem die Gülle ab, was ihm als Ackerbaubetrieb mit Pferdehaltung zugute kommt.

Der Raps wird ohne Pflanzenschutzmittel angebaut

Um die Produktionskosten tief zu halten, versucht Künzli, seine Kulturen mit möglichst wenig Pflanzenschutzmittel anzubauen. «Grundsätzlich versuche ich, jede Kultur zuerst nach «Bio-Standard» ohne Pflanzenschutzmittel anzubauen. Wenn das nicht gelingt, habe ich immer noch die Möglichkeit, mit Hilfe von Pflanzenschutzmitteln zu korrigieren und die Kultur beim Bund abzumelden», erklärt Künzli. Diese Strategie verfolgt er vor allem beim Raps ganz strikte. «Die Restriktionen bei den Pflanzenschutzmitteln im Raps sind mittlerweile so extrem, dass man fast nur noch homöopathische Dosen geben kann.»

Beim Raps wendet Künzli deshalb zwei Strategien an, um den Anbau ohne Pflanzenschutzmittel machen zu können. Zum einen sät er eine Untersaat ein. Das macht er direkt ein bis drei Tage nach der Rapssaat. Dazu verwendet er ein Krummenacher-Sägerät mit Glattwalze.

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Anbaustrategie Raps
(PSM-frei)


- Pflügen, dann kombiniert säen
- Sorte Exlibris, wegen guter Blattgesundheit
- Einmischen von 2 kg frühblühender Rapssorte (Troubadour oder Alicia). Damit fliegt der Rapsglanzkäfer zuerst auf diese Blüten und legt seine Eier hinein (sollte aber nicht im HOLL-Raps eingesetzt werden).
- 1 – 3 Tage nach der Saat wird mit einem Krummenacher Sägerät mit Glattwalze eine Untersaat eingesät. Die Untersaat Colza-Top von Eric Schweizer ist abfrierend.

Düngestrategie
- Gründüngung
- Pferdemist vor dem Pflügen
- Schweinegülle auf Ackerfurche
- Borammon mit Harnstoff im Herbst
- Ammonsalpeter im Frühjahr

Ertrag
- 37 dt/ha
- Ölgehalt:48 %

Als Untersaat verwendet Künzli die Mischung Colza-Top von Eric Schweizer. Diese friert ab und konkurriert den Raps im Frühjahr nicht. Die abgestorbenen Pflanzen dienen dann immer noch als Bodenbedeckung.

Die Glattwalze diene nebst dem Walzen auch der Schneckenbekämpfung. Künzli konnte beobachten, dass sich Schnecken jeweils unter den grossen Erdschollen vor der Sonne verstecken können und nicht vertrocknen. Wenn er das Saatbeet bei der Einsaat der Untersaat noch walzt, werden die Erdschollen verdrückt und die Schnecken finden keinen Unterschlupf. So konnte er dieses Jahr die Schnecken in Schach halten, indem er nur einen Streifen mit Schneckenkörnern am Rand rund um die Parzelle streute. «Somit habe ich auch wieder Inputkosten eingespart, weil ich nicht auf der ganzen Parzelle Schneckenkörner streuen musste», meint Künzli.

Zum anderen trickst er den Rapsglanzkäfer aus, indem er zwei Prozent einer früh blühenden Rapssorte wie Troubadour oder Alicia unter das Saatgut mischt. Dieses sät er somit zusammen mit dem Raps aus.

Der Effekt der früher blühenden Rapssorte ist, dass der Rapsglanzkäfer gleich diese Knospen befällt und seine Eier darin ablegt. Die kaputten Knospen fallen später ab und wenn der «richtige» Raps in die Blüte kommt, entstehen kaum mehr Schäden, weil die Eier bereits gelegt sind. Diese Strategie kann aber nur im klassischen Raps und nicht für HOLL-Raps angewendet werden. Ausserdem nimmt die Mühle Briseck keinen HOLL-Raps an.

Ohne Pflanzenschutz im Raps immer noch 37 dt/ha Ertrag

Trotz dieser Pflanzenschutzmittel-freien Anbaustrategie konnte Künzli dieses Jahr 37 dt/ha dreschen. Doch für ihn zählt nicht nur der Ertrag, sondern auch der Erlös, weshalb für Künzli das Pflanzenschutzmittel-freie Verfahren passt. «Die Untersaat kostet mich 150.-/ha. Eine Herbizidbehandlung kostet mich mehr. Zudem bekomme ich noch Beiträge von über 1000.–/ha für den Verzicht auf Pflanzenschutzmittel.»

Zudem sind dieses Jahr die Rapspreise plötzlich um fast 30 Franken gesunken. Deshalb ist Künzli froh um seinen neuen Abnehmer fürs Jahr 2024, die Mühle Briseck. Dort wird der Raps kalt gepresst. Deshalb wird dort auch nach Ölgehalt gezahlt. Bei einem Ölgehalt ab 44 Prozent erhält der Produzent 2 Franken pro Prozent Öl zusätzlich. So bekamen die Produzenten dieses Jahr Preis von 96.–/dt Gesamtgewicht.

«Das finde ich unfair bei den Grossverteilern: Sie zahlen nur nach Gewicht und nicht nach Ölgehalt. So bekommen sie Öl zu tiefen Preisen», sagt Künzli. Zudem sei der Mühle die Produktionsrichtung egal, sie verarbeiten sowohl Bioraps als auch konventionellen. Im Gespräch zeigt sich, dass Künzli seine Kulturen gut beobachtet und spontan auf Vorkommnisse reagieren kann.

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Landwirt sollte ein- bis zweimal pro Woche im Acker stehen

Anbaustrategie Körnermais

- Pflügen
- Möglichst früh säen (Ende April auf 700 m ü. M.)
- Sorte Gustavius von KWS ist sehr trockenheitstolerant und kältetolerant

Düngergabe
- Gründüngung abfrierend
- Pferdemist vor Pflug
- 2 – 3 kg Entec in Pflugfurche
- 1,5 kg DAP zur Saat
- 1 × Herbizidbehandlung im 4-Blattstadium

Ertrag
Körner: 143 dt/ha nach Trocknung

«Mein Lehrmeister hat mir immer gesagt: Ein guter Landwirt steht während der Vegetationszeit mindestens ein bis zweimal pro Woche im Feld. Dieser Satz hat sich bei mir eingeprägt», sagt Künzli. Er meint, das sei die Voraussetzung für einen erfolgreichen Ackerbau.

Der Pflug ist für ihn essenziell. Er braucht ihn zur Einarbeitung von Ernterückständen und Pferdemist, aber auch zur Unkrautbekämpfung. Ein sauberes Saatbeet ist für ihn wichtig für die spätere teilweise pflanzenschutzmittelfreie Anbaustrategie. Dabei achtet er darauf, nicht tiefer als 18 cm zu pflügen.

Künzli achtet jeweils auf gute Bodenverhältnisse bei den Feldarbeiten. «Dieses Jahr hatte ich Glück mit dem Saatzeitpunkt beim Mais, es hat gestaubt.» Er arbeite nicht stur nach Kalender, sondern nach dem Wetter. Er hatte bei allen Kulturen Glück mit dem Anbau- und Erntezeitpunkt, weshalb ihn der nasse Frühling und der trockene Sommer wenig tangierten.

Zudem findet es Künzli wichtig, dass man stets flexibel bleibt und seine Anbaustrategie dem Markt anpassen kann. «Wir Bauern müssen leider aufhören, nur zu machen was wir gerne machen. Wir müssen das tun, was der Markt verlangt», sagt Christian Künzli zum Schluss.

Anbaustrategie Winterweizen

- Pflügen, dann kombiniert säen
- Eher frühe Saat, dafür tiefere Saatdichte (340 – 350 Pflanzen)
- Sorten: Piznair und Montalbano

4-Düngegaben-Strategie
- Gründüngung
- Pferdemist vor Pflug
1. Gabe: Bestockungsgabe möglichst früh: 1,5 – 2 kg Ammonsalpeter mit Schwefel)
2. Gabe: Schweinegülle
3. Gabe: Schossergabe mit 0,5 kg Ammonsalpeter
4. Gabe: Ährenschiebegabe mit 0,5 kg Ammonsalpeter

- Wenn die Schweinegülle dick und nährstoffreich ist, wird auf die zweite Düngergabe verzichtet

- Nach der Ernte direkt nach der Strohbergung wird eine artenreiche Gründüngung eingesät.

Ertrag
Ø 60 dt/ha
Hektoliter: 84,5
Rohproteingehalt: 14 %

Betriebsspiegel der Familie Künzli

Christian Künzli, Willisau LU

LN: 39,2 ha
Kulturen: Körnermais, Raps, Winterweizen, Brauweizen, Kunstwiese
Tierbestand: 39 Pferde
Weitere Betriebszweige: Pensionspferde, Kinderreitschule
Arbeitskräfte: Betriebsleiterpaar, 1 Mitarbeiterin 50 %, 1 Mitarbeiterin im Stundenlohn

www.reitstallwellberg.ch