Kurz & bündig
- Standort, Sorte und Witterung entscheiden über die Wirtschaftlichkeit von Körnermais – vor allem die Feuchtigkeit beeinflusst Kosten und Ertrag.
- Der Klimawandel bringt Chancen und Risiken: längere Vegetationsperioden, aber auch Hitzestress und Trockenheit.
- Eine Kombination aus bewährten und neuen Sorten erleichtert die Anpassung an veränderte Bedingungen und minimiert Risiken.
Beim Mais haben die ProduzentInnen die Qual der Wahl: Die Sortenliste 2025 bietet für den Anbau nördlich der Alpen sowohl beim Körnermais wie beim Silomais eine grosse Auswahl. Thomas Weisflog, stellvertretender Direktor bei Swiss Granum, sagt: «Die Herausforderung bei der Sortenwahl ist es, die Sorteneigenschaften mit den verschiedenen Standortbedingungen und den Ansprüchen des Betriebes oder dem Verwendungszweck des Erntegutes abzustimmen.»
Reifegrad, Ertragsniveau, gute Resistenzen
Die wichtigsten Eigenschaften seien der Reifegrad zum Erntezeitpunkt, ein hohes und stabiles Ertragsniveau, eine gute Standfestigkeit und Resistenzen gegenüber Blattkrankheiten.
Gerade die Blattfleckenkrankheit Helminthosporium turcicum kann bei günstigen Bedingungen in kurzer Zeit zu einem beachtlichen Schaden führen. Da keine direkte Bekämpfung mit Fungiziden möglich ist, müssen die vorhandenen Resistenzen genutzt werden. Die neuen Sorten sind diesbezüglich grösstenteils vielversprechend.
Bei Beulenbrand sind die auf dem Markt verfügbaren Sorten grundsätzlich sehr tolerant. Ein stärkerer Befall kann auftreten, wenn Pflanzen durch Hagel oder den Maiszünsler beschädigt werden, wodurch Wachstumsrisse entstehen und danach Wetterbedingungen folgen, die für den Pilz günstig sind.
Beim Körnermais muss zusätzlich der PUFA-Index beachtet werden. Dieses Kriterium erlaubt es, die Maissorte abgestimmt auf die Verwendung des Futters zu wählen. Der Korntyp gibt die Möglichkeit, Trocknungskosten zu optimieren.
Beim Silomais weist Weisflog darauf hin, dass die Qualität des geernteten Materials in ökonomischer Hinsicht wichtig sei.
Ist also die teuerste Sorte automatisch die beste? Weisflog geht nicht davon aus, denn andere Aspekte hätten einen Einfluss auf den Saatgutpreis: zum Beispiel die Saatgutvermehrung- und züchtung oder die Marktrelevanz der Sorte.
Sortenempfehlungen
Beim Körnermais sind drei neue Sorten auf der Liste:
- Nördlich der Alpen empfehlen Agroscope und Swiss Granum in den Kategorie «sehr früh» und «früh» neu P7737 und KWS Adorado (Doppelnutzer)
- In der Kategorie «spät» kommt P8902 dazu.
Nicht mehr empfohlen werden die Sorten:
- KWS Curacao
- SY Fregat
- Kidemos KWS
- DKC 3595
Beim Silomais sind vier neue Sorten für den Anbau nördlich der Alpen auf der Liste:
- In der Kategorie «mittelfrüh»: LG 31251 und Galismo
- In der Kategorie «mittelspät»: KWS Lupollino und Amoreen
- In der Kategorie «spät»: P9967
Nicht mehr empfohlen werden die Sorten:
- KWS Papageno
- Kaprilias
- LG 31219
- Amaroc
- KWS Gedeo
- Fieldplayer
- SY Granaris
- KWS Sabino
- LG 31479
Quelle: Maisversuche von Agroscope mit Agridea und Swiss Granum
Wann wird Mais wirtschaftlich interessant?
In Sachen Wirtschaftlichkeit sind es gemäss Weisflog nicht die Sortenunterschiede, sondern Faktoren wie Saatgutmenge, Bodenbearbeitung oder die Trocknungskosten, welche darüber bestimmen, wie wirtschaftlich der Maisanbau ist.
Damit Körnermais wirtschaftlich interessant wird, ist es entscheidend, eine an den Standort angepasste Sorte zu wählen: Es besteht eine Wechselwirkung zwischen Erntemenge und Feuchtigkeit. Weisflog erklärt, dass je nach Lage, gewählter Sorte und Jahreswitterung Körnermais oft mit Wassergehalten über 20 Prozent geerntet werde. Die Annahmegebühr wird dabei auf das Frischgewicht bezogen, sowie ein Schwund berücksichtigt (Mindergewicht nach erfolgter Trocknung auf 14 % Wassergehalt).
Zusätzlich fallen noch die Trocknungskosten an, die einerseits bei den verschiedenen Sammelstellen unterschiedlich hoch sind und andererseits mit zunehmendem Wassergehalt ansteigen. Das gleiche finanzielle Ergebnis kann somit mit sehr unterschiedlichen Erntemengen erzielt werden.
Wetterbedingungen und Standort entscheiden über die Ernte
Ob eine Ernte am Ende erfolgreich ist oder nicht, hängt gemäss Thomas Weisflog in erster Linie vom Jahr ab, dann vom Standort und in erst an dritter Stelle von der Sorte.
Bei der Wahl der Sorte gilt es neben der Anbauzone aber auch die Fruchtfolge zu berücksichtigen: Ein Landwirt kann zum Beispiel auch seine Fruchtfolge in einer für den Maisanbau sehr günstigen Region so wählen, dass er frühestens Ende Mai/Anfang Juni Mais säen will. Dann sollte er eine mittelfrüh abreifende Sorte aussäen und nicht eine mittelspät oder sogar spät abreifende Sorte.
Vielleicht möchte der Landwirt aber den Mais nicht zu spät ernten, wegen einer möglichen Belastung durch Fusarien oder dem Saattermin der nachfolgenden Kultur. Dann empfiehlt es sich, in einer günstigen Lage mit einem frühen Saattermin eine mittelfrühe Sorte auszusäen.
Mit dem Klimawandel könnte der Maisanbau profitieren, wie eine Agroscope-Studie aus dem Jahr 2021 zeigt. So gibt es einen grösseren Spielraum für die Aussaat, weil die Frühlingstemperaturen steigen und die Möglichkeiten für den Anbau von später abreifenden Sorten steigen. Andererseits können steigender Hitzestress und zunehmende Trockenheit den Maisanbau mittelfristig beeinträchtigen.
Es gilt also, Sorten und Bewirtschaftung den veränderten Bedingungen anzupassen.
Neuere Sorten auf einer kleineren Fläche ansäen
Beim Mais sei die Lebensdauer der Sorten im Handel vergleichsweise kurz, sagt Weisflog. Wenn es die Möglichkeit gebe, könne es sinnvoll sein, eine bewährte Sorte auf dem grössten Teil der Fläche auszusäen und auf einer kleineren Fläche eine neuere Sorte auszuprobieren. «Dies kann helfen, die Sortenablösung zu vereinfachen.»