Kurz & bündig
- Lücken im Grasbestand geben Platz für Unkräuter.
- Eine Übersaat im Spätsommer kann den Ertrag fürs Folgejahr sichern.
- Wichtig ist ein angepasstes Mäh- und Düngemanagement nach einer Übersaat. Sonst wird der Jungwuchs vom bestehenden Bestand überwachsen.
Fahrspuren und Trittschäden: Die Grasbestände wurden aufgrund der lang anhaltenden Regenereignisse stark strapaziert. Lückige Grasbestände geben Platz für unerwünschte Futtergräser und Unkräuter. Daher lohnt es sich, kaputte Bestände mittels Übersaat im Spätsommer zu sanieren. Somit wird der Ertrag im darauffolgenden Jahr ge-sichert.
Hanspeter Hug, Futterbauberater am Strickhof, erklärt, worauf bei einer Übersaat geachtet werden sollte. Am wichtigsten sei, die Bodenverhältnisse zu beachten. Für eine Übersaat müssten die Bodenbedingungen gut sein, genau gleich wie für Neuansaaten.
Nach der Übersaat Schnitt- und Düngemanagement anpassen
«Mitte August bis Mitte September ist ein idealer Zeitpunkt für eine Übersaat», erklärt Hanspeter Hug. Dann seien die Tage wieder etwas kürzer, aber trotzdem noch genügend warm, und in der Nacht entsteht mehr Tau. Das seien ideale Bedingungen für das Wachstum von Gras-Neuansaaten. Ausserdem sei im Gegensatz zu einer Übersaat im Frühling die Konkurrenz durch die bestehenden Futtergräser im Spätsommer geringer, weil diese weniger stark wachsen. Man hat also einen Vegetationsvorteil.
Für frisch gesäte Klee-Gras-Mischungen ist Licht essenziell fürs Wachstum. Deshalb sollte nach einer Übersaat unbedingt das Schnitt- und Düngemanagement angepasst werden. Zudem sollte bei einer Übersaat im Spätsommer nicht gedüngt werden. «Mit der Düngung wird in erster Linie das Wachstum des bestehenden Bestandes gefördert. Sie fördert also die Licht- und Platzkonkurrenz gegenüber der Übersaat. Die jungen Pflanzen werden vom alten Bestand überwachsen und ersticken darunter», erklärt Hug.
Daher müsse auch das Schnittintervall nach der Übersaat verkürzt werden. Bei einer Übersaat bis Mitte September gebe es noch die Möglichkeit, ein bis zwei Herbstschnitte vorzunehmen. Wichtig sei nach der Übersaat, einen verfrühten ersten und zweiten Schnitt vorzunehmen. «Sobald der alte Grasbestand oben zumacht, muss hoch gemäht werden. So hat der Jungwuchs wieder Licht und Platz zum Wachsen», erklärt Hug. Zudem werde der Jungwuchs mit einem frühen Schnitt zum Bestocken angeregt.
Das Schnittmanagement sollte auch noch im darauffolgenden Frühling angepasst werden. Die im Spätsommer übersäten Bestände sollten im Frühling auch verfrüht gemäht werden, bis Mitte April wäre ideal. Ein Heuschnitt ist in diesem Fall nicht zu empfehlen. Dafür kann der zweite Schnitt länger stehen gelassen werden, damit wichtige Futtergräser versamen können.
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Mitte August bis Mitte September ist ein idealer Zeitpunkt für eine Übersaat.
Hanspeter Hug, Futterbauberater Strickhof
Ein Walzdurchgang im Frühjahr gegen Auswinterungsschäden
Ein weiterer Vorteil einer Spätsommer-Übersaat ist, dass der Ertragsausfall beim Herbstschnitt geringer ist, wenn nicht mehr gedüngt wird. Denn auch bei einer Übersaat im Frühling sollte man möglichst nicht düngen. Der erste Schnitt ist aber immer der ertragreichste. Ein Nachteil der Spätsommer-Übersaat kann sein, dass das Risiko von Auswinterungsschäden erhöht ist. Bei häufigem Gefrieren und Auftauen des Bodens werden junge Pflanzen aus dem Boden gehoben und Wurzeln können abreissen. Um dem entgegenzuwirken, ist ein Walzdurchgang im frühen Frühling bei guten Bodenverhältnissen von Vorteil.
«Keinesfalls sollten übersäte Bestände im Frühling gestriegelt werden. Sonst werden die jungen Pflanzen gleich wieder ausgerissen», warnt Hug.
Zuerst den Filz rausstriegeln und nicht wieder anwalzen
Bei einer Übersaat im Spätsommer sollte das Saatgut nur ganz flach (1 bis 2 cm) in den Boden eingearbeitet werden. So keimt und wächst es am schnellsten. Wichtig sei aber trotzdem ein guter Bodenschluss.
«Im Frühling bestehen offene Lücken, beispielsweise durch Mäuseschäden. Im Spätsommer sind diese Lücken eher geschlossen. Deshalb muss der Boden mit allfälligem Filz im Herbst für die Übersaat stärker aufgerissen werden als im Frühling», erklärt Hug.
Als mögliche Technik empfiehlt Hug, einen ersten aggressiven Striegeldurchgang zu machen und bei Bedarf noch einen zweiten. So werden unerwünschte Gräser und Filz ausgerissen. «Im Extremfall muss das ausgerissene Material geschwadet und abgeführt werden», so Hug.
Anschliessend kann die Übersaat mittels Übersägerät oder normaler Scheibenschar-Sämaschine, die flach eingestellt wird, erfolgen. Wichtig sei, nach der Übersaat im Spätsommer nicht unmittelbar nach der Striegelsaat zu walzen. «Es nützt nichts, wenn wir vorher den unerwünschten Filz rausstriegeln und anschliessend mit der Walze wieder andrücken. Dann kann er wieder anwachsen und unterdrückt die Neuansaat», erklärt Hug. Daher muss das Walzen auf ein paar Tage nach der Saat terminiert werden.
Bei Weiden mit Trittschäden oder unerwünschten Futtergräsern ist eine Übersaat ebenfalls sinnvoll. Auch hier muss die Nutzung angepasst werden.
Das Management läuft ähnlich ab, wie bei der vorher erklärten Übersaat auf Wiesenbeständen. Bei der Weide können sich Landwirte die Kühe zunutze machen.
Übersaaten auf Weiden mithilfe der Kühe einarbeiten
Hanspeter Hug empfiehlt, den zu übersäenden Bestand möglichst kurz abgrasen zu lassen, um die Konkurrenz durch den alten Grasbestand zu verringern. Ein bis zwei Tage, bevor die Kühe auf eine andere Weide kommen, kann die Übersaat mittels Säwalze oder Düngerstreuer ausgebracht werden. Lässt man die Kühe dann noch ein bis zwei Tage auf diese Weide, trampeln sie das Saatgut in den Boden ein und ermöglichen so den Bodenschluss.
Später sollte der Bestand früh genug wieder abgegrast werden, um eine Konkurrenz durch alte Futtergräser zu vermindern und die Bestockung des Jungwuchses anzuregen. «Der Vorteil ist, dass Kühe im Gegensatz zu Pferden und Schafen den Grasbestand nicht zu tief abgrasen können», erwähnt Hug. Somit kann auch auf Weiden der Ertrag fürs kommende Jahr gesichert werden.