Krähen sind intelligent und anpassungsfähig. Je nach Bewirtschaftungsart sieht ihr Speiseplan anders aus: In extensiven Gebieten überwiegt tierische Nahrung (z. B. Insekten, Aas, Schnecken, Mäuse), während sie sich in bei intensiver Bewirtschaftung vor allem pflanzlich ernähren. Schäden verursachen in erster Linie Rabenkrähen und Nebelkrähen, lokal Saatkrähen.

Für die Aufzucht ihrer Jungen sind Krähen auf proteinreiches Futter angewiesen, weshalb sich Brutpaare in extensiven Regionen ansiedeln und kaum Kulturen anrühren. Dafür verteidigen sie ab März ihr Revier auf einer Fläche von 15 bis 50 Hektaren. Bei den Vögeln, die im Ackerland Schäden an Mais, Getreide und Gemüse verursachen, handelt es sich um Nichtbrüter. Sie bilden Schwärme, beteiligen sich aber nicht an der Fortpflanzung.

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Krähen abschiessen ist kontraproduktiv

Diese Vögel abzuschiessen nützt daher nichts zur Bestandsregulierung. Im Gegenteil: Dank weniger Konkurrenzdruck verbessert sich der Bruterfolg der Paare. Auch zur Vergrämung ist ein Abschuss nur kurzzeitig wirkungsvoll.Die Populationsgrössen von Krähen sind vielmehr abhängig vom Angebot an Nahrung und Nistplätzen, was ihre Bestände limitiert.

Ein Krähennest zu zerstören macht somit auch keinen Sinn, da das freie Revier schnell wieder durch wartende Nichtbrüter besetzt würde. Ausserdem besteht die Gefahr, eine andere (geschützte) Vogelart zu schädigen: Waldohreulen, Baum- sowie zum Teil Turmfalken bewohnen verlassene Krähennester. Diese Arten sind Nützlinge, da sie Mäuse jagen. Auch Rabenvögel sind indes nützlich, da sie als Aasfresser die Verunreinigung des Schnittguts verhindern.

Den Vögeln vorbeugen ist einfacher, als sie zu vertreiben

Vertreiben lassen sich die schwarzen Vögel nur mit grossem Aufwand. Daher ist die Prävention besonders wichtig. Abschreckend wirken können grosse Gasballone oder Drachen, farbige Plastikbänder, aufgehängte CDs, parkierte Autos, Windräder und Knallpetarden. All das wirkt aber nur im Wechsel (sowohl zeitlich als auch örtlich).

Vogelscheuchen bringen kaum Erfolg, besser ist ein mit kreisförmig ausgelegten schwarzen Federn vorgetäuschter Rupf durch einen Greifvogel. Tote Krähen als Federquelle kann man dafür beim Jagdaufseher beziehen, wobei es auch mit schwarzen Hühnerfedern funktioniert. Das Aufhängen von Kadavern ist nicht empfehlenswert und aus seuchentechnischen Gründen verboten.

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Neun Rabenarten

Zur Gruppe der Rabenvögel gehören neun Arten:

Davon sind Tannenhäher, Alpendohle, Alpenkrähe (tritt kaum im Kulturland auf) und Dohle in der ganzen Schweiz geschützt. Kantonal können weitere Arten aus dieser Gruppe unter Schutz stehen. Schäden verursachen in erster Linie Rabenkrähen und Nebelkrähen, lokal auch Saatkrähen.

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Vorbeugen im Anbau

Feldgehölze und Hecken: Rabenkrähen mögen übersichtliches Gelände. In Hecken und Bäumen können sich Feinde verstecken, weshalb sie auf angrenzenden Feldern weniger lange bleiben. Ausserdem fördert eine strukturreiche Landschaft Brutpaare, die ihr Revier gegen Nichtbrüterschwärme verteidigen. Alternativ können Sitzstangen für Greifvögel aufgestellt werden.

Düngen: Hofdünger sollten eingearbeitet werden, da sonst Vögel angelockt werden. Feldrandkompostierungen locken ebenfalls Rabenvögel an und erhöhen den Druck auf nahegelegene Kulturen.

Pause: Mehrere Tage zwischen Vorbereitungsarbeiten und Aussaat verstreichen lassen. Pflügen und Eggen locken Krähen an, weil dadurch Würmer und Insekten an die Oberfläche kommen. Nach einigen Tagen ziehen die Vögel weiter, um bessere Nahrungsquellen zu suchen.

Aussäen: Das Saatgut dann ausbringen, wenn die Pflanzen schnell keimen und auflaufen können. So wächst die Kultur rasch aus der kritischen Grösse für Vogelschäden heraus. Für Mais bedeutet das eine Saat erst Ende April oder Anfang Mai, wenn die Bodentemperatur mindestens 8 Grad erreicht.

Einsäen: Wo immer möglich Mais tief einsäen, damit oberflächliche Körner Vögel nicht auf die Nahrung auf-merksam machen. Auch Walzen wird empfohlen, weil es die Saat verdeckt und eine schnelle Keimung unterstützt.

Staunässe: Kein Mais auf überschwemmungsgefährdeten Flächen. Dort wächst der Mais nur langsam und bei Nässe kommen für Krähen verlockend viele Bodentiere zum Vorschein.

Saatgut: Vergälltes oder gebeiztes Saatgut wird nur für stark gefährdete Felder empfohlen. Die Wirkung ist nicht gesichert und nimmt nach dem Keimen stark ab.

Zwar gibt es bisher keine schweizweiten Daten dazu, wie viel Schäden Rabenvögel an landwirtschaftlichen Kulturen anrichten. Eine Studie der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL kam 2006 aber zum Schluss, dass sich diese Schäden im Kanton Bern auf 0,6 bis 1 Prozent des kantonalen Mais-Gesamtwerts beliefen. Einzelne Betriebe könnten aber stärker betroffen werden.

Quelle: Merkblätter von Bird Life, Vogelwarte, FiBL und Agridea