Kurz & bündig
- Christian Müller bewirtschaftet seinen Betrieb nach Demeter-Richtlinien.
- Wegen kalter und feuchter Böden im Frühjahr ist zeitiges Striegeln nicht möglich.
- Die Unkräuter oder Begleitflora werden zu einem späteren Zeitpunkt mit einem Hackgerät kontrolliert.
- Das Verfahren ist aufwändiger als mit dem Striegel. Aber der Einsatzzeitpunkt ist länger.
Wenn auf leichten Böden schon lange erfolgreich mit dem Striegel gearbeitet wird, sind die Ackerböden von Christian Müller noch kalt und feucht. Der Grund: Der lehmige Tonboden im Fricktaler Jura oberhalb Hellikon. Seit 40 Jahren wird Müllers Betrieb nach Demeter-Richtlinien bewirtschaftet. Trotz des Verzichts auf Pflanzenschutzmittel will Müller nicht auf maximale Erträge verzichten.
Müller ist ein «Vollgas»-Demeter-Produzent. Der findige Landwirt entwickelte ein Produktionssystem, das auf seine speziellen Produktionsbedingungen optimiert ist: «Wenn man im Frühling striegeln sollte, sind unsere Böden noch zu kalt und zu nass.» Die Unkräuter bleiben im Boden und würden an der Oberfläche auch nicht vertrocknen. Sobald sich der Boden erwärmt, geht es mit dem Wachstum jedoch rasch voran. Dann ist das Unkraut zu gross für den Striegel.
Müller nennt, was meistens als Unkraut bezeichnet wird, «Ackerbegleitflora». «Diese ist heimisch und wächst bereits bei tiefen Temperaturen und hat dadurch einen Vorsprung auf die Kulturpflanze. Die frühen Herbstsaaten begünstigen den Unkrautdruck, vor allem, wenn ich im Herbst keinen Hackdurchgang mehr machen kann. Dennoch muss ich früh säen, um das Auswintern zu verhindern. Es ist eine Ausnahme, wenn ich mit dem Striegel ein gutes Ergebnis erreiche. Deshalb habe ich ein sichereres Verfahren entwickelt.»
Breite Doppel-Reihen und Hackschare
Das Verfahren sieht beim Getreide breite Doppel-Reihen vor. Zwei Reihen stehen im Abstand von 10 Zentimetern nebeneinander, dann folgt eine leere Reihe (20 Zentimeter). In dieser Lücke wird die Schar eines Hackgeräts geführt. Im Gegensatz zum Striegel lösen die Scharen bereits weiter entwickelte Begleitflora aus dem Boden. Innerhalb der Doppel-Reihen läuft kein Schar. Hier wird das Unkraut durch die eng stehende Kultur unterdrückt und braucht keine weitere Bekämpfung.
Weil an der losgehackten Flora manchmal noch etwas Erde an den Wurzeln haftet, fährt Christian Müller zusätzlich noch mit einem leichten Striegel. Dies löst die Wurzeln von der Erde und fördert die Austrocknung. Da die Unkräuter bereits durch das Hackgerät vom Boden gelöst sind, arbeitet der Striegel nur mit geringer Aggressivität.
Christian Müller will so die Hauptkultur schonen, vor allem deren Wachsschicht. Ansonsten wächst die Pflanze bei folgender Trockenheit gehemmt. Und bei feuchter Witterung steigt der Pilzdruck durch die leichten Pflanzenverletzungen. Das Hackgerät hat eine Arbeitsbreite von drei Metern. Die Schare sind an einem Parallelogramm am Rahmen angebracht.
Das Gerät wird im Frontanbau eines Reform-Zweiachsmähers geführt. Dieser hat eine Pflegebereifung und fährt in Fahrgassen. Christian Müller hat seine Sämaschine so eingerichtet, dass für die Fahrgassen zwei Reihen geschlossen werden.
Spurführung mit dem Zweiachsmäher
Christian Müller hält das Hackgerät durch exaktes Lenken des Zweiachs-Mähers auf Spur, respektive in den Reihen. Es brauche zwar viel Konzentration, räumt er ein. Aber mit einer Flächenleistung von rund 1 Hektare pro Stunde ist er erstaunlich leistungsfähig. Am Zweiachs-Mäher schätzt er die Wendigkeit und das geringe Gewicht von bloss 1200 Kilogramm. So bleibt die Bodenbelastung im Rahmen, was vor allem auch bei Hanglage wichtig sei.
Während des Hackens lenkt Christian Müller nur die Räder an der Vorderachse, die Hinterrad-Lenkung blockiert er. Um Abdrift zu vermeiden, stellt er die hinteren Räder leicht gegen den Hang und fährt quasi im Hundegang. So reagiert das Gerät am sichersten auf seine Lenkimpulse. Das ist auch wichtig. Denn gegenüber einem Striegel können die Schare am Getreide einen Totalschaden verursachen.
Dass Christian Müller aus der Spur driftet, kommt zwar selten vor. Aber auch hier hat er mit seinem Verfahren vorgesorgt, dass sich der Schaden in Grenzen hält. Dank der Doppel-Reihen nimmt zunächst nur eine der beiden Reihen Schaden. Sollten beide Reihen ausgehackt werden, wäre es dann ein grober Fahrfehler.
Die Doppel-Reihen lohnen sich also doppelt. Sie unterdrücken Unkraut und verhindern einen Total-Ausfall. Das gleiche gilt auch dann, wenn das Getreide am Hang verschüttet wird. Die untere Doppel-Reihe ist dann immer weniger betroffen.
Auf GPS- und Kamera-Signale um die Lenkung zu automatisieren, verzichtet Christian Müller bewusst. Die Robotik überlässt er lieber seinem Melkroboter. «Dieser nützt mir 365 Tage im Jahr. Automatiksysteme für den Acker stehen 350 Tage im Jahr still. Da strenge ich mich gerne etwas mehr an beim Lenken.»
Sämaschine mit exakter Tiefenführung
Die Bodenart, welche erst einen späten Zugriff ermöglicht, die Hangneigung und natürlich die chemiefreie Bewirtschaftungsweise erforderten das spezielle Unkrautbekämpfungsverfahren. Christian Müller wendet es erfolgreich an. Sein Verfahren hat sich über viele Jahre und unterschiedlichen Witterungsbedingungen bewährt. Müller produziert leistungsorientiert und braucht deshalb ein Bewirtschaftungs-Verfahren, auf das er sich verlassen kann.
Mechanische Unkrautbekämpfung mit Erfindergeist
Zurzeit baut der Demeter-Landwirt Christian Müller eine neue Säschar-Technik an die bestehende Säkombination. Die Herausforderung besteht zum einen, dass die Tiefenführung der Säschare exakt eingehalten wird. Zum anderen darf auch nicht so viel seitliches Spiel wie am gezogenen Scheibenschar-Gestänge auftreten. Dadurch verschieben sich die Reihen willkürlich um bis zu einigen Zentimetern. In der Folge stimmen dann die Abstände der Hackschare nicht mehr überein.
Die neuen Säschare sind an einem Träger mit Gummidämpfern (wie die Scheiben an Kurzscheiben-Eggen) an einem fixen Rahmen montiert. Dieser Rahmen ist gegenüber dem Nachläufer der Kreiselegge höhenverstellbar. Aber er hält die eingestellte Höhe konstant.
Anders als bei den gezogenen Scheibenscharen wirkt so ein höherer Druck auf die Säschare. Deshalb erwartet Christian Müller eine einheitlichere Tiefenführung. Das Auflaufen der Kulturen sollte noch gleichmässiger erfolgen.
So sieht Christian Müller die mechanische Unkrautbekämpfung in zehn Jahren:
«Wie sich die mechanische Unkrautbekämpfung entwickelt, hängt von der Wirtschaftlichkeit ab und ist letztlich eine politische Frage.»
So wird die Begleitflora mechanisch kontrolliert
Wichtigste Kulturen, die gestriegelt oder gehackt werden | Optimale Zeitpunkte der mechanischen Unkrautbekämpfung (Wunschtermine) |
Weizen, Dinkel, Gerste, Winterhafer | Ende März, bzw. Ende Oktober |
Christian Müller bearbeitet alle Getreidekulturen mit dem Reihen-Hackgerät. Damit sowohl Doppel-, wie auch breite Reihen entstehen, hat er die Sämaschine optimiert.
Betriebsspiegel Betrieb Müller
Christian Müller, Hellikon AG
LN: 38 ha
Bewirtschaftung: Demeter
Kulturen: Winterweizen, Grün-düngung, Dinkel, Gründüngung über Winter, Ganz-Pflanzen-Silage, Kunstwiese, Sorghum, Hafer, Gerste
Tierbestand: 30 Milchkühe,30 Aufzucht
Weitere Betriebszweige: Entwicklung und Vertrieb von Fressgittern für horntragende Kühe
Arbeitskräfte: Lehrling, Aushilfen