Gleich nach der Ernte sprachen alle von Mykotoxinen», erinnert sich Hanspeter Lauper. Auch er habe einen so starken Mutterkornbefall wie 2024 noch nie erlebt. «Aber ich habe den Eindruck, jetzt hat man es fast schon wieder vergessen.» Das Wetter war der Hauptgrund dafür, dass Pilzkrankheiten im Getreide derart wüteten. Und doch gab es Unterschiede. Lauper findet es wichtig, den Ursachen dafür auf den Grund zu gehen und hat daher eine Statistik zu den bei ihm in der Sammelstelle abgelieferten Getreideposten erstellt.
Bodenbearbeitung nicht die alleinige Ursache
«Ein grosser Teil wurde als Mulchsaat angebaut. Das ist schweizweit der Fall», kommentiert der Lohnunternehmer die Zahlen. Die reduzierte Bodenbearbeitung (Mulch- oder Direktsaat) habe nicht geholfen, das Risiko für hohe Mykotoxine zu reduzieren. Nach wie vor ist Hanspeter Lauper aber überzeugt, dass sie nicht alleinige Ursache für einen starken Befall sein kann. Die dokumentierten Vorfrüchte reichen von Zuckerrüben über Kartoffeln bis Mais, stark belastete Posten gab es bei allen. «Mais vor Weizen ist aber ein Risikofaktor», ergänzt Lauper.
Den eindeutigsten Unterschied sieht er beim Labelgetreide. Rund die Hälfte des total abgelieferten Brotweizens sei Extenso, gleichzeitig meistens IP-Suisse. Während z. B. die Getreide Mittelthurgau AG (GMAG) in Mär-stetten TG gleich viele Deklassierungen bei Suisse Garantie und IP-Suisse beobachtete, waren 80 Prozent des zu Futterweizen deklassieren Brotweizens (8 Prozent der Ernte) in Suberg BE IP-Suisse-Labelware. «Wir sind in einer ackerbaulichen Gunstlage», erklärt Hanspeter Lauper, «Futtergetreide wird hier kaum und konventionelles Brotgetreide nicht Extenso angebaut.» Vielleicht liegt hier ein Unterschied zur GMAG. Deren Geschäftsführer Markus Raschle gab gegenüber der BauernZeitung zu bedenken, in seinem Einzugsgebiet würden die verfügbaren Wirkstoffe gegen Ährenkrankheiten mittlerweile auch bei Suisse Garantie seltener zum Einsatz kommen. «Was in diesem Jahr leider zu wenig war, um einen Unterschied zu machen», so Raschle.
«Die Fungizide wirken noch», schlussfolgert Hanspeter Lauper aus seiner Statistik. Als Lohnunternehmer weiss er ausserdem, dass Getreide in weiter Reihe in seiner Region heuer beliebt war. Vielfach werde trotz weiter Reihe «die normale Saatmenge» ausgebracht. So standen bei dieser Anbauweise zu viele Getreidepflanzen in der Reihe. Zusammen mit dem Unkraut, das angesichts der häufig nassen Bedingungen nur schwer mechanisch kontrollierbar war, habe das die Feuchtigkeit im Bestand gesteigert sowie das Abtrocknen verzögert und somit Pilzkrankheiten begünstigt. «Herbizidfreier Hasenweizen war in diesem Jahr ein Eigentor», findet Lauper.
Kataloge widersprechen Erfahrungen in der Praxis
Als Nächstes will er prüfen, ob Bodeneigenschaften wie etwa das Kalzium-Magnesium-Verhältnis mit hoher Mykotoxinbelastung korrelieren. «Leider wird das pflanzenbauliche Wissen mit der momentanen Extenso-Politik nicht gerade gefördert», sagt Hanspeter Lauper. Hinzu komme, dass die offiziellen Sortenkataloge mit ihren Kurzbeschrieben sich nicht mit den Praxiserfahrungen deckten: «Zum Beispiel wird Montalbano bezüglich Fusarienverhaltens als sehr positiv dargestellt – jedoch sind 50 Prozent des DON-Weizens in unserer Sammelstelle eben genau Montalbano.»