Mit dem Messprogramm Nationale Beobachtung Oberflächengewässerqualität Spezialuntersuchungen (NAWA SPEZ) schaffen Bund, Kantone und Institutionen die Grundlagen, um den Zustand der Schweizer Gewässer auf nationaler Ebene zu beurteilen.
Die Ziele des Messprogrammes NAWA
- Übersicht über den Zustand der Oberflächengewässer in der Schweiz: einfach, einheitlich und über die ganze Schweiz vergleichbar
- Dokumentation der mittel- und langfristigen Entwicklung des Zustands der Oberflächengewässer
- Bereitstellen von Grundlagen für die Früherkennung problematischer Entwicklungen und zur Steuerung der nationalen Gewässerschutzpolitik
- Bereitstellung eines einheitlichen Datenpools für vertiefte Analysen
- Erfolgskontrolle von heutigen und zukünftigen Massnahmen im Gewässerschutz und anderen Politikbereichen
Die Kantone führen eigene Erhebungen durch zur Überwachung des Gewässerzustandes und für den Vollzug der Gewässerschutzgesetzgebung. NAWA ersetzt diese an zahlreicheren Messstellen und mit angepassten Methoden durchgeführten Erhebungen nicht.
Nach 2012 und 2015 wurden 2017 zum dritten Mal Pestizid-Untersuchungen durchgeführt, die das NAWA-Basis-Messnetz ergänzen, das aus rund 100 Stationen besteht. Von März bis November 2017 wurden fünf kleine Gewässer mit landwirtschaftlich genutzten Einzugsgebieten auf die Belastung durch Pflanzenschutzmittel (PSM) untersucht. Im April 2019 wurden zwei neue NAWA SPEZ-Studien veröffentlicht.
Belastung durch PSM in den kleinen Fliessgewässern
Die erste NAWA SPEZ-Studie von 2017 untersuchte die Belastung durch Pflanzenschutzmittel (PSM) in fünf kleinen Schweizer Fliessgewässern in landwirtschaftlich genutzten Einzugsgebieten.
- Von 217 untersuchten PSM-Wirkstoffen wurden 145 nachgewiesen.
- In jeder Probe wurden im Durchschnitt 34 Wirkstoffe gemessen.
- In allen fünf Gewässern wurden chronische und akute ökotoxikologische Qualitätskriterien von insgesamt 31 Wirkstoffen überschritten.
- Mit Überschreitungen um einen Faktor 9 bis 30 bestanden in allen untersuchten Bächen hohe Risiken für die Gewässer-Organismen.
Detaillierte Risiko-Auswertungen ergaben für alle fünf Standorten zeitweise ein hohes Risiko für Pflanzen, wirbellose Organismen und/oder Fische. Das Mischungsrisiko für Pflanzen konnte mit einem Biotest für den Grossteil der Proben bestätigt werden. Auch die Untersuchung der Wirbellosen-Gemeinschaft in den Bächen zeigte eine Belastung durch PSM an.
Risiken der PSM-Mischungen in den kleinen Fliessgewässern
Die zweite NAWA SPEZ-Studie von 2017 bewertete in den fünf kleinen Fliessgewässern anhand akuter und chronischer Risikoquotienten die Risiken der Mischungen synthetisch-organischer Pflanzenschutzmittel (PSM), die durch chemische Analyse nachgewiesen worden waren. An allen fünf Standorten wurde zeitweise ein hohes Risiko für Pflanzen, wirbellose Organismen und/oder Fische ermittelt.
- Das Mischungsrisiko für Pflanzen konnte mit einem Biotest für den Grossteil der Proben bestätigt werden.
- Auch die Untersuchung der Wirbellosen-Gemeinschaft in den Bächen zeigte eine Belastung durch PSM an.
- Praktisch während der ganzen Vegetationszeit bestand ein Risiko für eine chronische Schädigung für Pflanzen, wirbellose Organismen und/oder Fische im Bach.
- Während 14 bis 74 Tagen war das Risiko so hoch, dass mit akuten Beeinträchtigungen der Lebensgemeinschaften gerechnet werden muss.
Zusammenfassung der NAWA SPEZ-Studien von 2012, 2015 und 2017
- Erhöhte Konzentrationen und ökotoxikologische Risiken durch Pflanzenschutzmittel (PSM) liessen sich in allen 13 untersuchten Fliessgewässern oft und anhaltend nachweisen. Es handelt sich um ein verbreitetes Problem der Wasserqualität.
- Die Evaluation ökotoxikologischer Mischungsrisiken macht deutlich, welchen Risiken aquatische Organismen ausgesetzt sind. Organismen waren während bis zu 90 Prozent der Untersuchungszeit chronischen Risiken ausgesetzt, so dass Erholungszeiten fehlten. Es muss von einer Beeinträchtigung empfindlicher Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen durch PSM ausgegangen werden.
- Bäche und Flüsse in stark landwirtschaftlich genutzten Einzugsgebieten sind typischerweise mit Dutzenden von PSM belastet. Je nach angebauten Kulturen und von Jahr zu Jahr unterscheiden sich die nachgewiesenen PSM. Messprogramme müssen dieser Vielfalt der Belastung gerecht werden.
- Die Annahme, dass sich erhöhte Konzentrationen auf Frühling und Sommer beschränken, hat sich nicht bestätigt. QK-Überschreitungen durch PSM ziehen sich bis in den Herbst, was für künftige PSM-Untersuchungen zu beachten ist.
- 96 Wirkstoffe wurden in Konzentrationen über 100 ng/l gemessen. Werden die in den Studien gemessenen Konzentrationen über die im Routine-Monitoring übliche Zeit von zwei Wochen gemittelt, ergeben sich noch für 68 Wirkstoffe Konzentrationen über 100 ng/l. Dem stehen 46 Wirkstoffe gegenüber, die ihr CQK überschritten haben, bzw. 48, die ein akutes oder chronisches QK überschritten haben.
- Insgesamt 18 Wirkstoffe wiesen CQK-Überschreitungen auf, obwohl deren Konzentration in Zweiwochen-Mischproben nie über 100 ng/l lag (10 Insektizide, 3 Fungizide und 5 Herbizide). Die in dieser Studie noch nicht berücksichtigten Pyrethroide würden die Anzahl solcher Fälle noch erhöhen. Die Gewässer-Organismen sind daher durch die gegenwärtig geltende numerische Anforderung der Gewässerschutzverordnung nicht ausreichend geschützt.