Erinnern Sie sich, dass einst Kühe in «Wetten, dass …?» auftraten? Ich nicht – aber Autor Florian Werner beschreibt, wie der schwäbische Landwirt Achim Jehle 2007 drei seiner Milchkühe an den Schmatz- und Malmgeräuschen erkannte, die sie beim Verzehr eines Apfels machten.
Werner verwendet die Anekdote, um über die ganz unterschiedlichen Laute aufmerksam zu machen, die Kühe von sich geben. Diese scheinen nicht nur ihn zu faszinieren: Selbst in der lateinischen Literatur ist es das Muhen der Kühe, das dem Helden Herkules verrät, wo seine gestohlenen Kühe sind.
Grosser Aufwand für das Kuh-Buch und viele Interpretationen
Für sein Buch «Die Kuh. Leben, Werk und Wirkung» hat der Literaturwissenschaftler unglaublich viel gelesen: Das Literaturverzeichnis umfasst sieben eng bedruckte Seiten. Wie häufig sich Werner hingegen in einem Stall aufgehalten hat, ist nicht bekannt.
So bleibt «Die Kuh» zwar ein spannendes, aber extrem kopflastiges Buch. Werner verliert sich ab und zu in seinen Recherchen, füllt Seite um Seite mit Interpretationen, etwa des alten Cowboy-Songs «I'm Bound to Follow the Longhorn Cows». Da ist Querlesen und Durchblättern angebracht.
Woher kommen Ausdrücke rund um die Kuh?
Spannend ist das Buch trotz gewisser Längen immer dann, wenn es das Alltagsleben betrifft: Wie eng die Verbindung von Kuh und Mensch ist, zeigt sich in vielen Sprachen. Ein Mensch mit französischer Muttersprache ruft «La vache», wenn er etwas Unerwartetes erlebt, der englischsprachige hingegen «Holy Cow!».
«Die Kuh. Leben, Werk und Wirkung»
von Florian Werner
Gebundene Ausgabe, 240 Seiten, viele Abbildungen
Nagel & Kimche Verlag, 6. Auflage, 2009
ISBN 978-3-312-00432-4
24 Franken
Und endlich ist nun geklärt, woher der Begriff «Das geht auf keine Kuhhaut» kommt: Der Teufel notiert sich all die Sünden der Menschen, im Normalfall auf ein Pergament aus Häuten von Schafen oder Kälbern. Braucht er mehr Platz, greift er zur Haut eines erwachsenen Rindes. Sündigt ein Mensch so oft, dass es das grösste Format sprengt, das der Teufel hat, dann passen die Verfehlungen und Dummheiten dieser Person auf keine Kuhhaut mehr.
Verbotene Kuh-Lieder aus dem Alpenraum
Die Schweiz – als grosses Kuh-Land – hat ihren festen Platz in den Erkenntnissen Florian Werners. Im Kapitel «Kühe hüten» geht der Autor etwa auf traditionelles Schweizer Liedgut ein, besonders auf die «Kühreihen». Entstanden sind die Kühreihen vermutlich aus Locklauten, mit denen die Hirten auf den Alpen ihre Tiere zum Melken oder zur Tränke riefen.
Die Wirkung auf Menschen war aber erstaunlich: Die Kühreihen sollen bei den zahlreichen in ausländischem Diensten stehenden Söldnern solch extreme Fälle von Heimweh ausgelöst haben, dass es unter Androhung der Todesstrafe verboten wurde, die Lieder zu singen oder nur schon zu pfeifen.
Zum Porträt der Evolèner im Nutztier-Lexikon
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