Kurz zusammengefasst

Zusammenfassend lassen sich die beiden grossen Traktoren von Fiatagri als starke, zuverlässige Maschinen ohne viel «Schnickschnack» bezeichnen. Ein herausragender Motor in Verbindung mit einem robusten Getriebe liessen auch schwerste Zug- und Antriebsarbeiten ohne Probleme zu. Fest steht jedoch das der Fiat 160-90 sowie der Fiat 180-90 wie so viele Grosstraktoren jener Zeit auf den Acker gehören. Nach der Einführung, 1984, lösten Sie ihre Vorgänger aus dem Ende der 70er Jahre ab und wurden nur in Details verändert. In anderen Teilen der Welt wurden Sie noch weit über das Ende der Verkaufszeit in Europa vermarktet. In Deutschland wurden sie 1993 von den New Holland der Baureihe Genesis abgelöst. Immer seltener, aber dennoch anzutreffen sind sie auf vielen Betrieben mit weit über 10'000 Stunden im Einsatz und nach wie vor eine mächtige Erscheinung.

Mitte der achtziger Jahre stand ein Umbruch beim italienischen Fiat Konzern an. Die Landtechniksparte von Fiat wuchs durch Übernahmen von Laverda, Braud und Hesston schnell zu einem so genannten Full Liner heran. Neben Traktoren lieferte das Unternehmen weltweit Feldhäcksler, Mähdrescher, Traubenvollernter und Pressen und Futtertechnik in grosser Auflage.

Die neue Marketing-Strategie, welche 1984 in vollem Umfang in Kraft trat, führte alle landtechnischen Aktivitäten unter der Eigenmarke Fiatagri zusammen. In diesem Zug wurden sowohl ein einheitliche Logo, als auch ein einheitlicher Farbton auf allen Maschinen verwendet. In einer Leistungsklasse zwischen 55 und 180 PS bediente die Serie 90 von Fiatagri, nahezu jede Klientel.

Ob Kleintraktoren wie der 60-90, Mittelklasseschlepper wie der 110-90, oder eben jene Grosstraktoren, auf die ich in folgendem Artikel näher eingehen werde. 180-90 bzw. 160-90 hiessen die Flaggschiffe von Fiatagri, welche besonders für Grossbetriebe und Lohnunternehmer konzipiert wurden. Die Serie 90 löste unter neuem Namen und neuer Farbe, die besonders technisch in die Jahre gekommene Serie 80, ab. Das Design der Karosserie hatte sich hingegen dabei kaum verändert. 

Stark und zuverlässig: Die Fiat Motoren

Als grösster Motorenhersteller Europas hat Fiat sich bereits in den frühen 70ern einen starken Ruf in puncto Zuverlässigkeit und vor allem Kraft erarbeitet. Die Triebwerke, welche auch nahezu gleich in den Vorgängern Fiat 1580 und Fiat 1880 verwendet wurden, sollten diesen Stellenwert festigen und weiter ausbauen – das ist auch gelungen! Mit einem Hubraum von 8,1l hat der 6-Zylinder Turbomotor genügend Reserven für die kraftaufwendigsten Aufgaben.

Durch die Grösse und die Vielseitigkeit des Fiat Konzerns werden die Motoren in anderen Fahrzeugen wie z.B. Schiffen und LKW mit viel höherer Leistung eingesetzt, was dazu führt, dass die Traktoren niemals an ihrer oberen Belastungsgrenze gefahren werden müssen. Bei 1500 Motorumdrehungen erreichen die Boliden ihr maximales Drehmoment von 580Nm im 160-90 sowie 653Nm im 180-90.

Abgastechnisch geht Fiatagri nach wie vor keine Umwege, so wird der verbrannte Kraftstoff über ein mächtiges Auspuffrohr mit Auspuffklappe nach oben abgeleitet. Parallel hinter dem Abgasrohr, befindet sich ein Vorabscheider, welcher den Turbolader vom 8365.25 mit Frischluft versorgt. Für staubigere Regionen gab es auf Wunsch einen hohen Vorabscheider, welcher per Schlauch mit dem Auspuff verbunden ist, um grobe Staubpartikel direkt über die Abgase mit in die Umwelt zu blasen. 

Getriebe und Abtrieb der Fiatagri Grosstraktoren

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Hielt sich die Ausstattungsliste in Sachen Getriebe bei den Vorgängermodellen, Fiat 1580 und Fiat 1880, noch zurück, gab es in der Neuauflage der Schlepper vielseitigere Möglichkeiten der Kraftübertragung. Standardmässig angeboten war das vollsynchronisierte 12/4 bzw.24/8 Schaltgetriebe, im letzteren Fall mit Kriechgang und einer Geschwindigkeit ab 0,2Km/h. Im Gegensatz zur Vorserie, wurde auch ein 16/16 Wendegetriebe angeboten, welches ab 1987 auch mit 4 Powershift-Stufen geordert werden konnte.

ie Charakteristik des Langhubmotors in Verbindung mit dem PowerShift Getriebe war sehr gut und erlaubte auch bei schweren Zugarbeiten ein kuppelloses Schalten ohne Kraftunterbrechung. Geschaltet wurden die Gänge nach wie vor mit zwei Hebeln, links und rechts vom Lenkrad, auf dem Armaturenbrett. Mit dem linken Hebel wurden die Gruppen und mit dem rechten die Gänge und Lastschaltstufen geschaltet. Für die Kraftübertragung der vollen Leistung, auf die gross dimensionierten Vorderräder, sorgte eine zentrale Antriebswelle mit Direktschaltung.

Bei den ersten Modellen der «grossen» Fiatagri wurde der Allradantrieb noch, wie aus der Serie 80 bekannt, mechanisch mit einem Hebel links des Fahrersitz eingeschaltet, bei späteren Ausführungen wurde der Vierradantrieb dann elektrohydraulisch per Kippschalter unter Last zu- und abgeschaltet. Von Anfang an verfügbar war eine hydraulisch lastschaltbare Differentialsperre.

Per Fussraste bedient, sperrt sie alle vier Räder zu 100% bis zum Betätigen der im Ölbad laufenden Bremse. Eine einschaltgedämpfte Zapfwelle mit 1000 u/min war in beiden Modellen vorhanden, im 160-90 gab es zusätzlich noch die Reduzierung auf 540 u/min.

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Fiatagri 160-90 & 180-90:Hubkraft und Hydraulik

Die Hubkraft der Fiatagri wurde im Vergleich zum Vorgängermodell ebenso wie die Leistung der Hydraulikpumpe verbessert. Laut Fiat stemmte das Hubwerk Arbeitsgeräte bis 6,7t problemlos, was für diese Leistungsklasse immer noch knapp bemessen war. Neu war auch die von Fiat patentierte Lift-O-Matic, mit der das Hubwerk per Rastschalter in die zuvor eingestellte Position gesenkt wurde.

Bei späteren Modellen, etwa ab 1987 war auch eine EHR des italienischen Herstellers Magneti Marelli verfügbar, diese galt jedoch als störanfällig und sorgte durch elektrische Probleme öfter mal für totalausfälle der Hydraulikanlage. Sowohl bei der MHR, als auch bei der EHR liessen sich Einstellungen zur Zug- und Lageregelung vornehmen. Eine Mischregelung sowie eine Schwimmstellung gab es ebenfalls. Auf Wunsch konnten die Fiat mit einem Fronthubwerk plus Frontzapfwelle ausgestattet werden.

Für die Bedienung externer Hydraulikabnehmer standen 3 Steuergeräte zur Verfügung, zwei davon waren umschaltbar auf doppeltwirkend, ein weiteres doppeltwirkendes Steuergerät war mit einer Schwimmstellung ausgestattet. 

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Fiatagri 160-90 & 180-90: Die Kommandobrücke

Als leisen, modernen Arbeitsplatz (80db) hat Fiatagri seine beiden Topmodelle in den Prospekten betitelt. Rückblickend betrachtet, waren die Schlepper wie zur damaligen Mit üblich mit dem Nötigsten ausgestattet. Kaum Elektronik, ein paar mechanische Hebel links und rechts vom Fahrersitz und der Gangschaltung am Lenkrad. Viel mehr brauchte es jedoch zu dieser Zeit nicht und wo wenig ist, da geht bekanntlich auch wenig kaputt. Ein «Check-Control»- System zur Überwachung relevanter Flüssigkeiten wie: Ölstände von Motor und Getriebe, Kühlwasservorrat, Bremsflüssigkeit sowie der Kontrolle von Batteriespannung, Öldruck und Luftfilter, funktionierte anfangs tadellos, konnte aber später durch Feuchtigkeit Ausfälle haben. Optional hatten Käufer die Möglichkeit ein «trac-Monitor» zu ordern, hier erweitert ein Hektarzähler, ein Schlupfmesser, ein Arbeitszeiterfasser sowie eine Anzeige zur aktuellen Flächenleistung das Informationssystem. Eine Klimaanlage war in späteren Modellen ebenfalls verfügbar. Bis dahin musste man sich mit dem Aufstellen der Heckscheibe, Frontscheibe, Dachluke, Seitenfenstern und beider Türen zufriedengeben.