Ein umfangreiches Landtechnik-Lexikon
Frederic Bröcker interessiert sich nicht nur für Traktoren allein. Auf der Website tractorbook.de finden sich unzählige technische Daten zu Landmaschinen und Traktoren. Von vielen Herstellern hat er deren Geschichte recherchiert und bietet nebst den technischen Angaben spannendes Hintergrundwissen. Tractorbook.de wurde im Jahr 2020 500'000 mal aufgerufen.
Im Dossier stehen ausgewählte Beiträge von Frederic Bröcker zum Schmökern bereit.
Frederic Bröcker aus dem deutschen Lienen ist seit Kindsbeinen Traktoren-Fan. Von der Agritechnica schleppte er als kleiner Knirps bündelweise Prospekte nach Hause. Diese hat der heute 29-Jährige immer noch und er hat sie sorgfältig archiviert. Im Verlauf der Zeit begann er, auch digitale Traktorendaten zu sammeln und abzulegen.
In diesen Unterlagen findet er die Angaben, mit denen er seine Internetseite www.tractorbook.de füttert. Dort führt er ein Lexikon, in welchem sich zu fast jedem Hersteller von Traktoren und Landmaschinen irgend etwas findet. Von einigen Traktorenherstellern hat er lückenlose Aufzeichnungen aller jemals produzierten Baureihen mit ihren technischen Angaben.
Besonders angetan haben es Frederic Bröcker Traktoren aus den 1970er-, 1980er- und 1990er-Jahren.
Bröcker hat auf einem Fiatagri F110 fahren gelernt
Frederic Bröckers Traktoren-Begeisterung war früh absehbar. Stundenlang sass er auf dem Beifahrersitz, wenn sein Grossvater ackerte. Langweilig wurde es ihm dabei nie. Heute führt sein Onkel den Betrieb. Er hält 50 Milchkühe und bewirtschaftet 85 Hektaren Land.
Frederic Bröcker fährt auf dem Hof noch heute, so oft er kann, Traktor. «Am liebsten schwade ich. Da sieht man an den Schlaufen, wenn man eine schöne Arbeit gemacht hat. Dazu nehme ich den Fiatagri F110. Diesen hat mein Grossvater 1993 gekauft und ich habe darauf fahren gelernt.» Die Marke hat auf dem Betrieb seit 1969 Tradition, als der Grossvater den ersten Fiat aus praktischen Gründen wegen der Nähe zu einem Händler anschaffte.
Die Geschichte, wie Fiatagri zum weltweiten Landtechnik-Full-Liner wurde, hat Bröcker auf «tractorbook» ebenfalls aufgearbeitet.
Mit rund 12 Jahren wechselte Frederic Bröcker vom Beifahrer- auf den Fahrersitz. Der Grossvater stellte den Traktor mit der Maschine auf das Feld und Bröcker legte los. «Als erstes habe ich ein Feld gegrubbert, da kann man nicht viel falsch machen», sagt er und lacht. In der Folge erledigte er immer mehr und anspruchsvollere Arbeiten mit dem Traktor.
Bröcker ist beruflich mit Traktoren beschäftigt
Die Traktoren-Leidenschaft erfährt er auch in seinem Beruf im online Marketing bei «traktorpool», einer Online-Plattform für den Maschinenhandel. Dort leistet er ein Teilzeitpensum und investiert die übrige Zeit in seine eigenen Projekte. Dies sind nebst www.tractorbook.de die dazugehörigen Facebook- und Instagram-Accounts.
Zu seinen neusten Projekten gehört das Bewertungsportal www.traktortalk.de. Dort können Praktiker ihre Erfahrungen mit Traktoren bewerten. Das soll eine Kaufhilfe sein, wie man sie beispielsweise von Onlinehändlern kennt.
Firmengeschichten und Traktorendaten
Die Reichweite seiner online Aktivitäten wird laufend grösser. Die Web-site wurde im Jahr 2020 rund 500 000 Mal aufgerufen und man findet immer wieder etwas Neues. Neue Modelle und spannende Firmengeschichten ergänzen die Sammlung und halten Frederic Bröcker auf Trab.
So beschreibt er beispielsweise, wie Deutz in den 1980er-Jahren den amerikanischen Traktoren- und Mähdrescherhersteller Allis Chalmers übernommen hat. Man erhoffte sich, die damals PS-starken Deutz DX-Baureihen unter dem Namen Deutz-Allis im Nordamerikanischen Markt mit dem vorhandenen Händlernetzwerk erfolgreich zu vermarkten. Wegen Währungsschwankungen kam das Geschäft jedoch nie richtig in Gang und nach fünf Verlustjahren verkaufte Deutz das Tochterunternehmen Ende der 1980er-Jahre an die Allis-Gleaner Corporation.
Heute ist die Firma bestens bekannt als AGCO, unter anderem mit den Marken Fendt, Massey Ferguson und Valtra.
Frederic Bröcker ist ein moderner Werbeträger
Frederic Bröckers Aktivitäten mit fachlichen Beiträgen auf den erwähnten Kanälen sind auch den grossen Landtechnik-Herstellern nicht entgangen. Im Stile eines Influencers berichtet er von Veranstaltungen und Neuheitenpräsentationen.
Bröcker hält jedoch fest, dass er sich nicht als einer dieser neureichen Influencer sieht, welche eher oberflächlich wirken. Zum Beispiel ein begeisterter Asiate, welcher mit dem Matterhorn im Hintergrund in die Kamera strahlt. Die Tourismus-Verantwortlichen erhoffen sich dann, dass die Follower in Scharen anreisen. Das Ganze ist eine neuartige Art von Werbung.
Frederic Bröcker will mit seinen Posts auch immer etwas Technisches erklären und damit einen handfesten Nutzen für seine Follower erzeugen. Mit seinen Beiträgen erreicht er ein junges Publikum. Das haben die Landtechnik-Hersteller erkannt. Um ihre Kunden von morgen zu erreichen, nutzen sie diese Werbemöglichkeit. Allerdings wurden diese Bemühungen im letzten Jahr wegen Corona jäh gestoppt, da kaum Veranstaltungen durchgeführt werden konnten.
Bröcker ist jedoch zuversichtlich, dass es hier bald wieder weitergeht und er seine Leidenschaft irgendwann zu seinem Beruf machen kann. Zurzeit investiert er wöchentlich rund 15 Stunden, um seine Website zu aktualisieren und auf Facebook und Instagram rund 50 bis 60 Posts zu veröffentlichen. «Für andere Hobbys bleibt keine Zeit. Und wenn, dann fahre ich Traktor.»
Früher klangen Traktoren besser
«Als mich das Traktorenfieber so richtig packte, ging ich noch gar nicht zur Schule und kannte bereits unzählige Traktoren-Marken und viele Modelle. In den 1990er-Jahren waren auch noch viele Traktoren aus den 1980er- und 1970er-Jahren im Einsatz. Die hatten alle ihren Motorensound, der sie charakterisierte. Ich erkannte daran, um welches Modell es sich handelt. Das vermisse ich an den neuen Traktoren, die alle wie eine Nähmaschine tönen.»
Wohl auch deshalb, ist der Fiatagri F110 bis heute sein Lieblingstraktor geblieben. «Allerdings schätze ich alle Marken. Ich würde nie sagen, dieser oder jener sei besser. Vielleicht gab es früher grössere Unterschiede, heute werden viele Traktoren mit gleichen oder ähnlichen Teilen von Zulieferern gebaut. Zum Beispiel bei der Hydraulik oder dem Getriebe.» Die Vielfalt der Modelle fehlt Frederic Bröcker schon ein bisschen. Er nennt einige Hersteller, welche es heute nicht mehr gibt. Darunter auch den Bührer aus der Schweiz. Und den Werdegang von Hürlimann kennt er auch bestens. Hürlimann war für ihn der Inbegriff für Kraft. Hürlimann gehört zum italienischen Same-Deutz-Fahr-Konzern und wird als Marke auf der Basis von Same und Deutz-Fahr-Modellen weiterhin angeboten.
«Bevor sich die Traktorenhersteller zusammengeschlossen haben, war die Vielfalt grösser. Ich denke beispielsweise an CNH. Dort werden New Holland-, Case-IH und Steyr-Traktoren mit mehr oder weniger gleicher Technik gebaut. Auch Fiatagri, die Traktorenmarke von Fiat, welche schon vorher mit Ford, respektive, New Holland zusammengeführt wurde, befindet sich irgendwo in dem Konzern.» Frederic Bröcker hat den Eindruck, dass die Traktorenentwicklung vor der Zeit der grossen Fusionen vielfältiger war. Aus wirtschaftlicher Sicht ist es wohl verständlich, wenn heute ein Konzern die Entwicklungskosten auf drei oder vier Marken verteilen kann.
Früher hatten die Hersteller mehr Zeit, neue Modelle zu entwickeln. Dafür unterschieden sie sich technisch stärker vom Vorgängermodell. Jetzt ist die Kadenz höher und basiert oftmals auf geänderten Abgasvorschriften, welche zu geänderten Modellbezeichnungen führen.
Bei einem Blick in die Zukunft graut es Frederic Bröcker. Der Verlust an Motoren-Klang und -Sound ist für ihn eine emotionale Katastrophe. Am besten gefällt ihm vom Ton her der John Deere 7810.
Wenn der Diesel ersetzt werden sollte, dann wohl mit Wasserstoff oder Methan. Elektrische Antriebe bei Motoren sieht Bröcker nicht. Zudem denkt er, dass die Traktoren in Zukunft nicht mehr grösser werden, allerdings mit Sensoren das Leistungpotenzial immer besser ausgeschöpft wird.
«Wenn ich heute einen Traktor kaufen würde, dann wäre dies vermutlich ein John Deere. Das Unternehmen bietet nur eine Marke an und ist eigenständig. Das gefällt mir.»