Das ist einzigartig in Deutschland: Eine Herde von fast 300 Rindern steht das ganze Jahr über selbst im kalten Winter auf einer Weide im Zollernalbkreis. Vor mehr als 35 Jahren entschied sich Landwirt Hermann Maier dafür, ihnen ein tiergerechtes Leben zu ermöglichen, öffnete die Stalltüren und startete das Experiment. Seither geniessen Generationen der horntragenden Rinder frische Luft, weichen Boden, die Weite der Landschaft und das Leben in einer Herde aus Bullen, Kühen und Kälbern.
Weidetötung für die naturnahe Haltung
Doch das Leben auf der Weide ist kein Zuckerschlecken. Pralle Sonne, matschiger Boden und eisige Kälte zwingen die Rinder zu Reaktionen. Und die Herde am Fusse der Hohenzollernburg lebt dort auch nicht zum Selbstzweck. Einmal die Woche naht der Landwirt und tötet noch auf der Weide zwei der Rinder. Er verkauft das Fleisch an Kunden, die hochwertige Ware aus naturnaher Haltung wünschen.
Ein unterschätztes Nutztier
Die Rinder entwickeln im Freien wieder soziales Verhalten, liebkosen sich und streiten nach Art ihrer Urahnen. Die Bullen agieren als wahre Gentlemen, wenn sie sich brünstigen Kühen nähern, und sorgen dann im gesunden Wettstreit für Nachwuchs. Jedes Jahr werden einhundert Kälber auf der Weide geboren. Sie müssen schnell eine enge Bindung zu ihren Müttern entwickeln, die sich schützend vor sie stellen.
Bislang schienen Rinder so banal, dass selbst Tierfilmer sie lange Zeit vernachlässigt haben. Doch die Geschichte der ziemlich wilden Herde im Laufe eines Jahres offenbart die überraschenden Seiten im Leben eines oft unterschätzten Nutztiers, zeigt eindringlich ihre Freuden und Dramen, die sich draussen auf der Weide abspielen.
Mehr zur Sendung:
«Ziemlich wilde Rinder» wird ausgestrahlt am Donnerstag, 31. März 2022 um 16.55 Uhr auf Arte. Kurzfristige Programmänderungen sind möglich.