Jessica Hefti ist als Producerin der TV-Serie «Neumatt» für die reibungslose inhaltliche und organisatorische Abwicklung einer Produktion verantwortlich. Vom Budget über die Entwicklung und Planung bis zum Schnitt.
Nicht zu verwechseln mit dem Produzenten, dem finanziellen und künstlerischen Gesamtleiter der Fernsehproduktion, dessen ausführende «rechte Hand» die Producerin ist.
Wir konnten mit Jessica Hefti am Rande der Dreharbeiten für die 2. Staffel der Drama-Serie «Neumatt» ein Interview führen. «Die Fernseh-Serie spricht Probleme an, die in der Schweizer Landwirtschaft tatsächlich ein Thema sind», erzählt Jessica Hefti.
Jessica Hefti, wieso haben Sie ausgerechnet den Landwirtschaftsbetrieb Tüllacker in Uster ZH für die Dreharbeiten zur TV-Serie «Neumatt» ausgewählt? Einen Bauernhof am Rand der drittgrössten Stadt des Kantons Zürich?
Jessica Hefti: Wir haben über 20 Bauernhöfe angeschaut und dann den Tüllacker ausgewählt, weil er genau zwischen Stadt und Land liegt. Man sieht von allen Seiten die Agglomeration, die immer näher an den Tüllacker rückt.
Sie haben jetzt zwei Staffeln von «Neumatt» abgedreht. Rund 20 der insgesamt 70 Drehtage pro Staffel war Ihr Fernsehteam auf dem Tüllacker-Hof (die Innenaufnahmen des Bauernhauses entstanden in einem Haus in der Nähe des Türlersees). Zeigen Sie die Schweizer Landwirtschaft so, wie diese tatsächlich ist?
Ich glaube, wir zeigen in «Neumatt» ein sehr realistisches Bild von der Schweizer Landwirtschaft. In der Handlung überzeichnen wir natürlich, es ist ja eine Drama-Serie und kein Dokumentarfilm. Aber wie haben einige Rückmeldungen, dass wir die Probleme ansprechen, welche in der Schweizer Landwirtschaft tatsächlich ein Thema sind.
Wer ist denn die Zielgruppe für die TV-Serie «Neumatt»?
«Neumatt» ist ein Familiendrama. Auch wenn es nicht in jeder Familie so dramatisch zu und her geht, findet jeder über seine eigene Familiengeschichte einen Zugang dazu. Und weil wir in der Serie die Entwicklung mehrerer Generationen erzählen, ist «Neumatt» auch für alle Generationen spannend.
Also sind die LandwirtInnen nicht die einzige Zielgruppe von «Neumatt»?
Nein, überhaupt nicht! Es ist auch für alle Nicht-Landwirte interessant, einen Einblick in das Leben einer Bauernfamilie und in die Landwirtschaft zu bekommen.
Nach der 1. Staffel haben sich einige LandwirtInnen beklagt, dass die Serie zu dramatisch sei. Haben Sie vielleicht ein bisschen zu dick aufgetragen?
Natürlich zeigen wir das Leben überspitzt und packen in eine Folge mehr hinein, als im Leben in einer Stunde passiert. Aber ich hoffe, dass «Neumatt» auch unterhaltend ist. Schliesslich soll die Serie die Zuschauer ja unterhalten und nicht ins Elend stürzen.
Es gibt ältere TV-Serien, deren echte Drehplätze zu Touristenattraktionen wurden, von der fiktiven «Schwarzwaldklinik» (in Glottertal bei Freiburg DE) bis zum fiktiven Bergdorf Madruns (Bergün GR), in dem «Die Direktorin» spielte. Rechnen Sie damit, dass der Tüllacker auch einmal zu so einer Touristenattraktion wird?
Der Tüllacker ist ein schöner Ausflugsort in der Nähe des Greifensees. Da kommen immer wieder Touristen vorbei. Die Bauernfamilie auf dem Tüllacker hat sich sogar schon einmal überlegt, ob sie dafür nicht eine Besenbeiz eröffnen soll. Aber einen Ansturm wie in der «Schwarzwaldklinik», für die sich sogar promovierte Chirurgen und Anästhesisten für eine Stelle in der Klinik beworben haben, wird es sicher nicht geben.
Sie haben für zwei Staffeln insgesamt acht Wochen auf dem Tüllacker gedreht. Vom Regisseur über den Beleuchter bis zu den Schauspielern arbeiteten 30 Leute täglich zehn Stunden auf dem Hof (pro Szene braucht es bis zu zwei Stunden, die im Film gerade einmal fünf bis sieben Minuten ausmachen werden). Hat sich Ihr Bild von der Landwirtschaft dadurch verändert?
Wir haben uns natürlich schon bei der Entwicklung der Drehbücher intensiv mit der Schweizer Landwirtschaft auseinandergesetzt. Deshalb hat sich mein Bild von der Landwirtschaft nicht stark verändert.
Schauen Sie jetzt aber die Produkte aus der Landwirtschaft mit anderen Augen an, wenn zum Beispiel Milch, Brot, Käse und Fleisch auf dem Tisch stehen?
Das auf jeden Fall! Da steckt soviel Aufwand dahinter, den man sich gar nicht vorstellen kann, wenn man im Coop oder in der Migros einkaufen geht.