Während der Gesamtumsatz im gesamten Schweizer Lebensmittelmarkt 2022 zurückging, stieg der Marktanteil von Bio-Produkten von 10,9 auf 11,2 Prozent. Der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln ging dagegen leicht zurück von 4 auf 3,8 Milliarden Franken.
Bio Suisse – der Dachverband der Schweizer Knospe-Betriebe und Eigentümerin der eingetragenen Marke Knospe – erklärt den Umsatz-Rückgang mit dem Wegfall der Corona-bedingten «Sondereffekte», die 2020 und 2021 den Umsatz stark ansteigen liessen.
Mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 200 Millionen Franken folgt der Bio-Umsatz dem langfristigen Positiv-Trend. «Bio wächst kontinuierlich weiter», freut sich Urs Brändli, Präsident von Bio Suisse.
Der Pro-Kopf-Konsum von Bio-Lebensmitteln der Schweizer lag mit 439 Franken allerdings leicht unter 2020, als die Schweizer noch für 459 Franken Knospe-Produkte kauften.
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Das sind die Schweizer Umsatz-Spitzenreiter der Bio-Produkte (in Millionen Franken):
2019 | 2020 | 2021 | 2022 | Veränderung zu 2021 | Bio-Produkt |
248,2 | 282,0 | 275,5 | 266,3 | – 3,3 % | Milchprodukte |
106,1 | 124,9 | 128,9 | 136,7 | + 6,1 % | Käse |
253,1 | 291,0 | 295,7 | 286,5 | – 3,1 % | Früchte |
331,8 | 391,1 | 375,4 | 350,0 | – 6,8 % | Gemüse/Salate/Kartoffeln |
Interessantes Detail: Bei den Milchprodukten gab es einen Umsatz-Rückgang um 9,2 Millionen auf 266,3 Millionen Franken, beim Käse ein Umsatz-Wachstum um 7,8 Millionen auf 136,7 Millionen Franken.
Wenn es um den Marktanteil geht, sind die beliebtesten Bio-Produkte 2022 (in Prozent Marktanteil beim jeweiligen Produkt) im Gesamtwarenkorb:
2022 | Veränderung zu 2021 | Produkt |
29,6 % | – 1,9 % | Eier |
26,3 % | + 3,0 % | Frischbrot |
24,7 % | – 6,8 % | Gemüse/Salate/Kartoffeln |
20,1 % | – 3,1 % | Früchte |
17,4 % | – 3,5 % | Frühstück, Beilagen, Tierbedarf |
12,9 % | + 6,7 % | Convenience, frisch |
11,7 % | – 0,3 % | Milchprodukte/Käse |
10,5 % | – 2,6 % | Convenience, haltbar |
6,5 % | – 3,4 % | Fleisch/Fisch (ohne Tiefkühlprodukte) |
5,7 % | – 0,7 % | Überige Brote/Backwaren |
5,5 % | – 11,2 % | Tiefkühlprodukte |
4,7 % | – 2,0 % | Getränke |
3,8 % | + 0,8 % | Süsswaren/Snacks |
Leichter Rückgang bei Coop, kleines Wachstum bei Migros und starker Rückgang beim Bio-Fachhandel und Direktvermarktung
Die Entwicklung in den Handelskanälen ist uneinheitlich. Während die Bio-Marktführerin Coop einen leichten Rückgang verzeichnete (–3,6%), konnte die Migros ihr Bio-Wachstum moderat fortsetzen (+0,9%). Die grössten Veränderungen fanden beim Bio-Fachhandel (–14,5%) und der Direktvermarktung (–16,5%) statt, wo man von einem regelrechten Absturz reden kann.
Bei den Discountern wurden sowohl steigende als auch sinkende Wachstumszahlen realisiert. Aber auch hier lag der Umsatz in allen Handelskanälen über dem Niveau von 2019. Trotzdem bestätigt sich die wachsende Bedeutung des Detailhandels für die erfolgreiche Entwicklung von Bio.
«Ohne die starken Partnerschaften seit vielen Jahren mit Coop, und neu auch der Migros, stünde Bio in der Schweiz nicht auf dem Niveau von heute» betont Urs Brändli.
Handelskanal | Umsatz 2022 | Veränderung zu 2021 | Anteil am Bio-Markt 2022 |
Coop | 1592 Millionen | – 3,6 % | 41,1 % |
Migros | 1260 | + 0,9 % | 32,5 % |
Volg, Spar, Discounter | 357 | + 2,0 % | 9,2 % |
Bio-Fachhandel | 317 | – 14,5 % | 8,2 % |
Direktvermarktung | 207 | – 16,5 % | 5,3 % |
Warenhäuser | 139 | + 2,5 % | 3,6 % |
Total Bio-Markt | 3873 Millionen | – 3,3 % | 100,0 % |
Die Talsohle der «Umsteller-Welle» bei den Landwirtschafts-Betrieben ist erreicht
Aktuell arbeiten rund 7560 Schweizer Landwirtschafts-Betriebe nach den Richtlinien von Bio Suisse, die 187’090 Hektar Landwirtschaftsfläche bearbeiten (+10‘030 ha im Vergleich zu 2022). Die meisten Neu-Umstellungen stammen aus den Kantonen Bern (+35 Bio-Betriebe), Zürich (+28) und Waadt (+23).
Mit 64,3 Prozent Knospen-Betrieben mit hat der Kanton Graubünden unangefochten den grössten prozentualen Anteil, Bern bleibt mit total 1381 Betrieben der Kanton mit den meisten Bio-Höfen in absoluten Zahlen.
Schweizweit tragen 17,3 Prozent der Bauernhöfe die Bio Suisse Knospe (+0.5%). Mit 221 Neu-Anmeldungen (netto 57 zusätzlichen Betrieben) lag der Zuwachs 2022 deutlich über dem Niveau des Vorjahres (+23).
Die Kantone mit den meisten Knospe-Betrieben in absoluten Zahlen sind Bern mit 1358 und Graubünden mit 1232 Höfen. Damit vereinen die beiden Kantone 36 Prozent alle Schweizer Bio-Suisse-Betriebe.
Kanton | Knospe-Betriebe 2022 | Neu-Anmeldungen | Anteil Bio-Betriebe |
Bern | 1381 | 35 | 14,8 % |
Graubünden | 1208 | 13 | 64,3 % |
St.Gallen | 473 | 11 | 14,6 % |
Zürich | 470 | 28 | 16,6 % |
Luzern | 462 | 8 | 11,4 % |
Waadt | 396 | 23 | 13,3 % |
Thurgau | 390 | 18 | 17,9 % |
Aargau | 326 | 11 | 11,9 % |
Wallis | 261 | 6 | 15,7 % |
Freiburg | 234 | 11 | 9,7 % |
Jura | 193 | 7 | 21,0 % |
Obwalden | 190 | 0 | 34,0 % |
Solothurn | 176 | 5 | 16,2 % |
Schwyz | 164 | 3 | 12,7% |
Baselland | 164 | 5 | 20,7 % |
Appenzell Ausserrhoden | 134 | 1 | 22,0 % |
Tessin | 127 | 1 | 23,2 % |
Neuenburg | 112 | 4 | 18,8 % |
Glarus | 96 | 3 | 30,4 % |
Zug | 86 | 3 | 19,2 % |
Gen | 70 | 7 | 21,2 % |
Nidwalden | 63 | 3 | 20,5 % |
Uri | 49 | 2 | 11,5 % |
Schaffhausen | 43 | 10 | 9,2 % |
Appenzell Innerrhoden | 21 | 1 | 6,8 % |
Baselstadt | 9 | 0 | 42,9 % |
Fürstentum Liechtenstein | 43 | 2 | 40,2 % |
Total Schweiz und FL | 7341 | 221 | 17,4 % |
Erstmals seit mehreren Jahren sucht Bio Suisse wieder aktiv ProduzentInnen, die an der Umstellung auf Bio interessiert sind. Vor allem Ackerkulturen sind sehr gefragt.
«Wir haben eine Ackerbauoffensive geplant und suchen 15‘000 Hektaren Ackerland zusätzlich, die bis 2027 auf Bio umstellen wollen. Das entspricht rund 500 neuen Bio-Höfen in den nächsten 5 Jahren», erklärt Balz Strasser, Geschäftsführer von Bio Suisse.
«Bio Cuisine»-Label für die Gastronomie
An der Jahres-Medienkonferenz präsentierte Bio Suisse erstmals «Bio Cuisine», ein neues Label für Bio-Produkte in der Gastronomie. «Bio Cuisine» zeichnet den Anteil an Bio- sowie Knospe-Produkten im Betrieb aus und ist mit Sternen *** dreistufig aufgebaut:
* mindestens 30 Prozent Bio-zertifizierte Produkte
** mindestens 60 Prozent Bio-zertifizierte Produkte
*** mindestens 90 Prozent Bio-zertifizierte Produkte
Von den mehr als 20‘000 Schweizer Gastro-Betrieben eignen sich gemäss Bio Suisse 7000 für «Bio Cuisine». Basierend auf dem Marktanteil von Bio im Detailhandel schätzt Bio Suisse das Potential der «Bio Cuisine» auf 700 Betriebe bis 2027. Anfang April 2023 erfüllen die ersten rund 20 Betriebe die Bedingungen.
Zu den Interessenten gehörten das ganze Spektrum: Die Kantine des Unispitals Basel, Spitzen-GastronomInnen wie das Culinarium Alpinum in Stans NW oder auch Bio-Pioniere wie das Korn.Haus in Dussnang TG, wo das Konzept vorgestellt wurde.