Kurz & bündig
- Die Bucher Erntetechnik AG ist ein Familienbetrieb in Ruswil LU und Spezialist für Erntearbeiten.
- Markus Bucher baut Maschinen um oder neu, damit sie zu den Verfahren des Lohnunternehmens passen.
- Bodenschonung steht für die Bucher Ernte-Technik im Vordergrund. Deshalb wird auf parallel fahrende Abfuhrfahrzeuge verzichtet und der Mais gebunkert und am Feldrand überladen.
Markus Bucher hat bereits viele grosse Maschinen abgeändert, damit sie optimal zu den Verfahren seines Lohnunternehmens passen. Zum Beispiel Mähdrescher auf drei Rädern. Diese sind sehr hangtauglich, bodenschonend und wendig. So kann in einem Zug gewendet werden. Dabei wird weniger Fläche befahren, und der Wendevorgang geht schneller.
Das verrückteste, das Bucher bisher auf die Räder stellte, ist jedoch der Bunkerhäcksler namens «Chäfer». Sieht man das Gefährt, kann man sich schwer vorstellen, dass dies von einem Familienbetrieb gebaut wurde. Die Familie Bucher aus Ruswil LU baut Maschinen, wie es sie vorher noch nie gegeben hat.
Markus Bucher ist gelernter Lastwagenmechaniker und Lohnunternehmer. Er weiss, wie Maschinen funktionieren. Einen Bunkerhäcksler selber auf die Beine zu stellen ist jedoch eine riesige Herausforderung. Dazu braucht es nicht nur viel Fachwissen, sondern auch einen gewaltigen Durchhaltewillen. Sind erst einmal einige 100 000 Franken investiert – und das ist schnell passiert – gibt es kein Zurück mehr.
«Wir bauen die Maschinen so um, damit sie zu unseren Arbeitsverfahren passen. Besonders die Bodenschonung spielt bei meinen Überlegungen eine zentrale Rolle.»
Seit jeher hat sich Markus Bucher um die Bodenschonung bemüht. Er hat bestehende Systeme hinterfragt und nach anderen Lösungen gesucht. Das intensive Befahren der Maisfelder mit einem Häcksler und Abfuhrfahrzeugen war ihm deswegen ein Dorn im Auge. Bereits vor 25 Jahren baute er deshalb den ersten Maishäcksler mit Bunker. Aus seiner Sicht ein bodenschonenderes Verfahren als parallelfahrende Anhänger.
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In der Schweiz braucht es gute Wendigkeit und starke Antriebe
Wegen der spektakulären Umbauten wird Markus Bucher vielerorts als schlauer Tüftler bewundert. «Das stimmt doch gar nicht. Vielleicht bin ich eher naiv oder sogar dumm: Wer trennt schon fabrikneue Maschinen auseinander, um sie dann anders zusammenzubauen? Zudem habe ich den Bunker eigentlich nur deswegen gebaut, weil ich mit dem Maisstrahl die Anhänger nicht treffen würde», lacht er im Wissen, dass ihm die Bewunderung gewiss ist.
Keinen Spass versteht Bucher, wenn es um die Maschinentechnik geht. Die Konstruktionen müssen möglichst leicht, leistungsstark und zuverlässig sein.
Die erste Maschine, die er nach diesen Grundsätzen baute, nannte er «Tyrell», passend zum Formel-1-Renner aus den 1970er-Jahren mit ebenfalls sechs Rädern.
An einem Claas-Selbstfahrer entfernte er die Hinterachse und setzte ein Drehgelenk ein, welches das Gefährt mit dem Hinterteil mit dem aufgebauten Bunker verband.
Der Hinterwagen hat eine Doppelachse an einem Drehschemel. Damit ist es möglich, den Hinterwagen spurversetzt zum Vorderwagen zu fahren, um auf dem Feld die Last zu verteilen.
Die Maschine sah und sieht immer noch gut aus, obschon Bucher auf die Kosten achtete. So stammten die Achsen unter dem Bunker von einem Saurer Lastwagen, welcher bereits 700 000 Kilometer auf dem Tacho hatte, als er sie für den Einsatz unter dem Bunker verbreiterte. Der Häcksler hat unterdessen während 11 000 Stunden Mais gehackt und den Lohnunternehmer nie im Stich gelassen. Zurzeit wird er in der Werkstatt bereits auf die nächste Saison vorbereitet.
Bunkerhäckseln kam bei den Landwirten gut an
Bei der Kundschaft kam das Bunkerhäckseln gut an: Das Lohnunternehmen Bucher benötigte eine zweite Maschine. Für diese Maschine entwickelte Markus Bucher ein Raupenfahrwerk und nannte die Maschine «Ente». Wie es der Name sagt, kommt die «Ente» auch dort zurecht, wo andere Maschinen schon lange im nassen Boden festgefahren sind. Der Name stammt jedoch nicht von dieser Eigenschaft ab. Vielmehr sehen die Raupen von vorne aus wie Watschelfüsse von Enten. Mit der «Ente» hat Markus Bucher bereits in Deutschland ausgeholfen. Als in der Schweiz die Saison zu Ende war, stand dort in einigen Gegenden wegen miserablen Bodenbedingungen immer noch Mais. Das passte der «Ente», sie haute nach der heimischen Ernte nochmals 150 Hektaren weg.
Der «Chäfer» war eigentlich nicht geplant
«Der Raupenantrieb der «Ente» verursacht jedoch hohe Betriebskosten wegen der Fahrwerksbelastung. Zudem wird der Boden etwas aufgerissen und sieht nach der Arbeit ein bisschen beansprucht aus.»
Aus diesen Gründen wurde die nächste Maschine wieder auf Räder gestellt, obschon dies eigentlich gar nicht geplant war. Unterdessen bot Claas nämlich einen Bunkerhäcksler, ähnlich wie der «Tyrell», ab Werk an. «Diese Maschine hat unsere Erwartungen jedoch nicht erfüllt. Der Unterschied einer Werksmaschine zu einer individuell angepassten Maschine zeigte sich rasch. Der Antrieb war zu schwach, die Wendigkeit zu wenig und das Gewicht zu hoch. Also bauten wir wieder selber.»
Dabei hat ihn sein Sohn Christoph unterstützt, welcher das Planen am CAD beherrscht. «Er bringt meine Gedanken in den PC», lacht Markus Bucher. Der Häcksler heisst «Chäfer». Buchers nennen ihn wegen seiner sechs «Beine» so. Der «Chäfer» ist konsequent auf Leichtbau, optimale Gewichtsverteilung und volle Leistung ausgelegt.
Ausser der Häcksler-Bauteile und der Kabine ist nichts mehr von der ursprünglichen Maschine des Jaguar 900 zu erkennen. Als Antrieb wurde ein 770 PS-starker Scania-Motor eingebaut. Dieser befindet sich auf dem Vorderwagen über dem Drehgelenk. Das Chassis des Hinterwagens besteht aus einem grossen Rohr. An dessen Aussenseite sind die Flanschteile für die Radaufhängung und den Bunker angebracht. Im Innern werden 1500 Liter Diesel mitgeführt.
An jedem Rad wird die Last gemessen. Im Leerzustand lasten 12 Tonnen auf der Vorderachse und je 6 Tonnen auf den beiden hinteren Achsen.
Der Bunker fasst bis zu 50 Kubikmeter Mais. «Weil das Gewicht laufend erfasst wird, kann man genau soviel in den Bunker laden, wie auf den Transportanhänger überladen werden kann. So muss ich nicht mit Restmengen, welche rasch einige Tonnen ausmachen können, wieder auf das Feld zurückfahren», so Andrea Bucher.
Das Gewicht der Maschine haben Buchers so gering wie möglich gehalten. Dies haben sie bei der Wahl der Komponenten konsequent umgesetzt. «Bei Hydraulikzylindern, Hydraulikventilen und weiterem können so rasch einige hundert Kilogramm Gewicht eingespart werden. Sogar die Löcher in den Felgen haben wir deswegen gebohrt. Das bringt uns immerhin einen Gewichtsvorteil von 30 Kilogramm.»
Viele Spezialisten sind für die Umbauten notwendig
Vor vier Jahren fand die Jungfernfahrt des «Chäfer» statt. «Da ist man dann schon ein bisschen nervös», gibt Bucher zu. Er selber stehe in solchen Momenten immer etwas zur Seite und schaue der Sache zu. «Da bin ich aber nicht alleine. Damit eine solche Maschine funktioniert, unterstützen uns Spezialisten aus den Bereichen Hydraulik, Elektronik und Programmierung. Die sind dann natürlich auch dabei und gespannt auf die Funktionsweise.»
Nebst der Konstruktion als solches braucht eine solche Maschine eine individuelle Bedienung, die in einem Rechner vernetzt ist. Unzählige Faktoren beeinflussen den jeweiligen Betriebszustand und die dazu passende Funktionsweise. So lenkt der «Chäfer» auf dem Feld anders als bei schnellen Strassenfahrten. Für eine stabile Strassenlage bleibt die hinterste Achse starr. Nur das Drehgelenk und die mittlere Achse lenken in der Kurve. Bei langsamen Fahrten zählt hingegen die maximale Wendigkeit, wodurch die hintere Achse mitlenkt, um den Radius zu reduzieren.
Anhand der Lenkwinkel wird die Ölmenge zu den Antriebsmotoren der Räder in Kurven geregelt, um Verspannungen zu vermeiden. Bei der Fahrt im Hundegang oder in Kurven reagiert die Lenkung unterschiedlich. In Kurvenfahrt ist ein normaler asymmetrischer Lenkeinschlag wegen unterschiedlicher Kurvenradien notwendig. Im Hundegang müssen die Räder einer Achse jedoch symmetrisch einlenken. Nebst mechanischem Tüfteln braucht es bei solchen Maschinen also auch bei der Software viel Hirnschmalz. Dabei erwähnt Markus Bucher noch ein weiteres Müsterchen, auf welches er besonders stolz ist: Der Kratzboden wird mit der Hydraulikpumpe des Fahrantriebs der hintersten Achse versorgt, die es beim Überlad nicht braucht. Hier wird am Terminal ausgewählt, welche Linien des sechs-geteilten Kratzbodens, welche je einen eigenen Motor haben, zugeschaltet werden sollen. Dabei ist kein Ventilblock notwendig. Die Funktion wird über die Winkelstellung der Axial-Kolbenmotoren elektronisch geregelt.
«Die Zeiten sind vorbei, als es für jede Funktion einen Hebel in der Kabine gab», lacht Markus Bucher.
Er hat bereits Pläne für eine nächste Maschine im Kopf, irgendwann muss der «Tyrell» ersetzt werden. Da er sich jedoch bewusst ist, dass bei einem solchen Wurf etwa eine Million Franken investiert wird, handelt es sich um ein Generationenprojekt, hinter welchem die ganze Familie stehen muss. Die Chancen stehen jedoch gut, da alle fünf Kinder der Familie Bucher eng mit dem Unternehmen verbunden sind.
Die Bucher Ernte-Technik AG
Die Bucher Ernte-Technik AG in Ruswil LU ist ein Familienbetrieb von Markus und Ursula Bucher. Zusammen mit ihren Kindern führen sie das Unternehmen: Es besteht aus einer mechanischen Werkstätte, zudem entwickeln und produzieren sie Geräte und Maschinen.
Als Lohnunternehmer-Dienstleistungen werden Erntearbeiten für Getreide und Mais angeboten.
«Der Bunkerhäcksler bietet uns viele Vorteile»
Die Betriebsgemeinschaft APMB in Alberswil LU sieht im Bunkerhäcksler die ideale Variante zur Befüllung ihrer Fahrsilos. «Der Bunkerhäcksler bietet uns viele Vorteile», so Josef Häfliger von der Betriebsgemeinschaft.
Besonders schätzt er die stets sauberen Räder, wenn mit den Transportfahrzeugen beim Ablad über den Mais gefahren wird. Zudem muss auch die Strasse nicht gereinigt werden. Die rund 30 Hektaren Mais der fünf zusammengeschlossenen Betriebe werden mit nur zwei Ladewagen transportiert. «Würden wir im Feld parallelfahren, bräuchten wir mehr Treibstoff und müssten zusätzliche Abfuhrfahrzeuge einsetzen.»
Weitere Vorteile sieht Josef Häfliger in der grossen Bereifung des Häckslers und des spurversetzten Fahrens. Dank der hohen Bodenkontaktfläche und der Lastverteilung ist die Bodenbe-lastung geringer. «Spurschäden durch Abfuhrfahrzeuge werden vermieden und der Boden bleibt ertragsstark.»