Kurz & bündig
- Der Deutz D 62 06 von Cornel Christen aus Dierikon LU hat Jahrgang 1978 und bisher knapp 30'000 Stunden geleistet.
- Der Betriebsstundenzähler musste nach über 22'000 Stunden ersetzt werden.
- Der Traktor wurde zur Hauptsache an einem zweireihigen Maishäcksler eingesetzt.
- Heute macht der Traktor die meisten Stunden an einer Hartballenpresse.
Der 18jährige Cornel Christen aus Dierikon LU führt seit Anfang 2021 den Landwirtschaftsbetrieb seiner Familie. Zum Inventar gehört seit 1978 ein gepflegter Deutz-Traktor D 62 05, dem man sein Alter und vor allem seine Betriebsstunden nicht ansieht. Vor sieben Jahren wurde der Deutz-Traktor aufgefrischt und neu lackiert. Seither erstrahlt er im frischen Grün wie die angehängte Hartballenpresse (Bild). Vorher war der Traktor in einem dunkleren Grün gefärbt, der damaligen Deutz-Farbe für die D 06-Serie.
Apropos Hartballenpresse: Diese habe vermutlich über eine Million Ballen gepresst, meint Cornel Christen. Früher war deren Auslastung noch höher als heute, wo er immer noch rund 20'000 Ballen pro Saison macht. «In letzter Zeit mache ich sogar wieder mehr Ballen. Diese sind beliebt bei Betrieben mit Pferdehaltung und auch beim Handel in das Berggebiet werden Hartballen nachgefragt.» Traktor und Presse sind längst abgeschrieben, wirtschaftlich rentieren die Maschinen. Cornel Christen freut sich darob.
Maishacken und Ballenpressen verlangen viel PS
Das Maishacken, der Futterbau, das Ballenpressen sowie der Transport von Heu- und Strohballen haben dazu geführt, dass der Deutz bis Anfang Juli 2021 stattliche 29'300 Betriebsstunden erreicht hat. Davon zeugen zwei Plaketten, welche die Motorhaube auf der linken Seite schmücken. Alle 10'000 Betriebsstunden gibt es vom Händler eine solche Auszeichnung. Auf dem Betriebsstundenzähler stehen zurzeit jedoch «nur» 7000 Betriebsstunden. «Nach gut 22'000 Betriebsstunden war der Zähler defekt und musste ersetzt werden. Am Traktor ging bisher kaum etwas kaputt. Dass es ausgerechnet der Zähler war, wurmt mich schon ein bisschen», meint Cornel Christen.
Aber Hauptsache der Traktor laufe weiterhin «wie ein Örgeli», meint er. Dazu schaut er auch gut – und das hat schon sein Vater getan.
«Mein Vater benötigte vor allem viele PS, als er sich Ende der 1970er-Jahre für diesen Traktor entschieden hat. Der D 62 06 gehörte zu jener Zeit zu den stärkeren Traktoren am Markt. Damals ist hier jeder einen Deutz gefahren, da es in der Region einen Händler gab.»
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Halb so alt wie der Deutz
Diese Geschichten kennt Cornel Christen von seinem Vater, welcher vor einigen Jahren verstorben ist. Der Betrieb wurde bis zu Cornel Christens Lehrabschluss von seinem Onkel weitergeführt. Jetzt führt er den Betrieb im Nebenerwerb und produziert auf den sechs Hektaren Raufutter für den Handel. Hauptberuflich ist er bei einem Landwirtschaftsbetrieb angestellt. Der junge Landwirt ist mit Jahrgang 2003 nicht einmal halb so alt wie sein Lieblingstraktor, kennt aber dessen Werdegang, als wäre er immer dabei gewesen.
Auch das Fahren lernte Cornel auf diesem Traktor. Mit neun Jahren erledigte er die ersten einfachen Arbeiten wie Heukreiseln oder Bodenbearbeitung mit der Kreiselegge. Auf die Strasse durfte er da noch lange nicht. Sobald er mit 14 Jahren den Traktorausweis hatte, legte er aber richtig los und presste in den Schulferien oder der freien Zeit einen grossen Teil der Hartballen.
Der Deutz musste viel leisten und wurde nicht geschont
Cornel Christen kann sich noch knapp an den Anbaumaishäcksler erinnern, welcher dem Deutz viele Betriebsstunden bescherte. Dies war ein Zweireiher von Mengele, der im Heckanbau in Schubfahrt eingesetzt wurde, aber auch zur Seite geschwenkt werden konnte und wie mit einem Einreiher vorwärts gefahren wurde. Eine solche Kombination mit einem 65-PS-Traktor und einem Zweireiher, kann man sich heute kaum mehr vorstellen. Und das Ganze auch noch ohne Allradantrieb am Traktor. In den 1970er- und 1980er-Jahren war das Maishacken noch ein Abenteuer und nicht zu vergleichen mit der heutigen Mechanisierung. Bis ins Jahr 2005 wurde der Deutz so eingesetzt.
«Zu den besten Zeiten machte der Traktor jährlich etwa 1600 Betriebsstunden. Maishacken, Ackerbau, Ballenpressen auf dem Feld und ab Stock, sowie Ballentransporte für den Heu- und Stroh-Verkauf, waren die Hauptarbeiten.»
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Der Traktor wurde immer zuverlässig gepflegt
Bei einem Ölwechsel-Intervall von 100 Stunden fand ein solcher in der Hauptsaison schier wöchentlich statt. «Mein Vater war sehr genau beim Unterhalt und beim Service und ersetzte Verschleissteile zuverlässig. Ansonsten hätte der Traktor eine solche Auslastung nicht ohne Schäden überlebt», ist sich Cornel Christen sicher.
Beim Motor ist das Meiste original, einmal wurden die Kolben ersetzt und logischerweise wurden dem D 62 06 mehrmals neue Reifen aufgezogen. Einen grossen Schaden gab es nie und Ausfälle waren auch nur selten.
Dreimal ist der Zapfwellenstummel gebrochen und die Enden an den Unterlenkern mussten auch ein paarmal neu angeschweisst werden. Vor allem der Maishäcksler übte hier eine ziemlich hohe Belastung auf das Gestänge aus.
Die Hartballenpresse fordert vom Deutz viel Leistung
Der Deutz D 62 06 wurde also für harte Arbeit eingesetzt und das nicht nur am Maishäcksler. Auch die Deutz-Ballenpresse HD 490 zählt zu den gröberen Brummern ihres Fachs. Sie verfügt über eine fast zwei Meter breite Pick-up und ist für den harten Einsatz ausgelegt. Das erkennt man auch an der Rutschkupplung am Schwungrad anstelle einer Scherschraube. So kann eine Überlast rascher bereinigt werden, als eine Schraube zu ersetzen.
«Mit dieser Einrichtung traut man sich auch eher, am Leistungslimit zu fahren», meint Cornel Christen. Entsprechend wird der Traktor gefordert. Nebst dem Feldpressen wurde die Maschine auch für das Pressen ab Stock eingesetzt. Dies war für den Traktor eine besonders heikle Sache, da man den luftgekühlten Motor besonders im Auge haben musste. Verstopfte Lüftungsschlitze hätten hier rasch zu einer Überhitzung führen können.
«Ab Stock presse ich kaum noch, dazu bräuchte ich heutzutage eine Dosieranlage für die Beschickung.» Die Ballenpresse lastet den Traktor auch heute noch am meisten aus. Zwar verfügt Cornel Christen noch über einen zweiten Traktor. Einen Fendt 304 LSA aus dem Jahr 1999 mit auch schon 16'000 Betriebsstunden.
Den Fendt braucht es nur bei Hanglage
«Obschon der Fendt über eine geschlossene Kabine und einen Allradantrieb verfügt, nehme ich für das Pressen lieber den Deutz. Da bin ich wendig und seine Spur passt besser, wenn man den Schwaden überfährt.» Nur bei starker Hanglage hängt er die Presse an den Fendt.
Mit dem Fendt erledigt Christen vor allem die Ballentransporte. Da verfügt der Deutz über zu wenig Anhängelast und ist mit seinem Gewicht von rund 3 Tonnen nicht geeignet für schwere Transportarbeiten. Bei solchen Transporten scheut sich Cornel Christen auch nicht vor der Distanz und seine längste Fahrt führte ihn ins Wallis, das er über den Brünig und die Grimsel erreichte. Mit dem Traktor und zwei Anhängern war er da knapp 20 Stunden unterwegs.
Der Deutz D 62 06 wird die 30'000er-Marke überschreiten
Cornel Christen will seinen Betrieb auch in Zukunft im Nebenerwerb führen und Raufutter für den Markt produzieren und auch zusätzliches Raufutter zukaufen, das er dann selbst zu Hartballen presst. Damit versorgt er die Nachfrage aus der Berglandwirtschaft und von Pferdebetrieben. Das tönt gut für den Deutz, die 30'000er-Marke dürfte er spätestens im Jahr 2022 knacken und Cornel Christen denkt nicht daran, den Traktor zu ersetzen.
Welcher Traktor hat am meisten Betriebsstunden?
In einem Aufruf suchte «die grüne» nach Traktoren mit besonders vielen Betriebsstunden auf dem Zähler. Wir bedanken uns für die zahlreichen Rückmeldungen. Die gut 29'000 Betriebsstunden von Cornel Christens Deutz sind mit Abstand am meisten. Einige Traktoren haben einen Zählerstand um 17'000 Stunden und stehen auch noch im Einsatz. Nicht selten ist mit dem Alter irgendwann der Betriebsstundenzähler ausgestiegen und musste ersetzt werden.
In einer losen Folge werden wir weitere Geschichten von Traktoren mit stolzer Betriebsstundenzahl präsentieren.