Kurz & bündig
-Der Dieselpreis befindet sich 2022 auf einem Höchststand.
-Der Treibstoff muss deshalb noch effizienter genutzt werden.
-Das wird mit einem Reifenfülldruck erreicht, welcher der Arbeitssituation angepasst wird.
Diesel ist für die Landwirtschaft ein wichtiger Produktionsfaktor. Kein Landwirt hat jedoch einen Einfluss auf den Dieselpreis. Wie beim Milchpreis, bestimmen diesen vorwiegend andere. Noch schwieriger als sich vom Milchpreis unabhängig zu machen, ist dies beim Dieselpreis. Da kann man gar nichts machen und muss letztlich eventuell froh sein, wenn die Verfügbarkeit gegeben ist.
Anfangs August 2022 bezahlt man für einen Liter Diesel 2,36 Franken. Das sind rund 60 Rappen mehr als zu «normalen Zeiten». Umso mehr muss man so viel Wirkungsgrad wie nur möglich aus dem wertvollen Saft herausbrennen. Dabei landet man schnell beim Reifenfülldruck.
Der Bodendruck beschäftigt die Landwirte immer mehr
Das Thema Reifen und Bodendruck wurde bereits tausendfach beschrieben. Mit diversen Erklärungen wurde versucht aufzuzeigen, dass ein minimaler Reifenfülldruck für eine grössere Bodenaufstandsfläche sorgt. Dabei verschwindet zwar nicht die Radlast, aber die grössere Lastverteilung hilft, dass die Fahrspuren weniger tief sind.
Wer sich um die Bodenschonung kümmert, spart gleichzeitig Treibstoff. Die Reifenstollen verzahnen sich mit abgesenktem Reifenfülldruck besser mit der Ackeroberfläche. Das ist der entscheidende Punkt, weil dadurch der Schlupf geringer ist. Im Endeffekt bedeutet dies, dass weniger Schlupf mehr Vorfahrt erzeugt und der Diesel besser ausgenutzt wird.
Was dies und andere durch den Fahrer beeinflussbare Faktoren im Detail bewirken, zeigt der Beitrag von Reifendruck-Spezialist Ludwig Volk.
Wer gut fährt, braucht 20 Prozent weniger Diesel
Vorausschauend auf der Strasse fahren, zügig beschleunigen und bei 40 km/h dahinrollen, mit möglichst niedriger Motordrehzahl, das spart Diesel. Die gespeicherte Energie in der Schwungmasse eines rollenden Fahrzeuges kann beim Heranrollen an eine Kreuzung oder Ampel genutzt werden. Kraftzehrend ist das Beschleunigen und das Bremsen danach. Bremsen wandelt Bewegung in Wärme und Verschleiss um.
Noch effektiver sind Verbesserungen beim Traktoreinsatz im Acker und auf Grünland. Das Vermeiden von Spuren und das Mindern von Schlupf hat ein Verbesserungspotenzial von mindestens 20 Prozent weniger Dieselverbrauch. Als Landwirt muss man die Tragfähigkeit und die Bodeneigenschaften bewerten, um den richtigen Zeitpunkt für die Arbeit zu bestimmen.
Fahrer beeinflusst doppelt so viel Mehrverbrauch wie der Hersteller
Die «eingebauten» Verbrauchsunterschiede bei den Traktorherstellern liegen bei 10 Prozent. Damit ist der Landwirt in der Traktornutzung und beim Verbrauch doppelt so kosten- und leistungsbestimmend.
Der aktuelle Allradtraktor mit seinem hochtourigen Dieselmotor (bis 2200 Umdrehungen je Minute bei hoher Geschwindigkeit) ist eigentlich nichts für den Strassentransport. Das aufwändige Getriebe, die ausgeklügelte Antriebstechnik mit Sperren und Vorlauf zwischen Allradachse und Hinterachse und die grossen Reifen mit vergleichsweise niedrigen Reifenfülldrücken führen bei Transportfahrten auf der Strasse zu einem rund 40 Prozent höheren Dieselkonsum im Vergleich zum Lkw.
Mit rund 3 Franken je Traktorstunde beim 200 PS-Traktor gehören die Reifen zu den teuren Verschleissteilen. Besser wird es mit hohem Reifenfülldruck mit zirka 2 bar für die harte Strasse. Das vermindert den Rollwiderstand, verlängert die Reifennutzung um zirka 25 Prozent und spart Diesel.
Auch wenn mit starken Traktoren im Acker beinahe immer gefahren werden kann, sind tiefe Spuren und Schadverdichtungen ertragsmindernd und kostenerhöhend. Ein Traktor kann auf dem Acker und auf der Wiese mit besserem Wirkungsgrad arbeiten, wenn Spurtiefe und Schlupf vermindert werden. Spuren entstehen auf feuchtem Boden, also ist für eine ausreichende Tragfähigkeit des Bodens das Abtrocknen abzuwarten.
Schlupf und Spuren verschwenden Diesel
Spuren in den Boden zu drücken, erhöht den Rollwiderstand durch den Erdkeileffekt. Mit in den Boden geprägten Spuren hat der Reifen fortwährend auf den Erdkeil zu klettern. Es wird mehr Kraft und Diesel gebraucht.
Ein weiterer Dieselverschwender ist Schlupf. Mit Schlupf wird der Verlust an Vorfahrt bezeichnet, der durch mangelhafte Reifen-Boden-Verzahnung entsteht und den Dieselverbrauch in die Höhe treibt. Die wirkliche Vorfahrt wird mittels GPS oder Radar gemessen und angezeigt, während die Reifenumdrehungen im Getriebe erfasst werden und nur die vermeintliche Vorfahrt anzeigen. Schlupf ist dieselzehrend und bei schwerem Zug sollten 10 Prozent Schlupf, also Vorfahrtsverlust, die obere Grenze sein. Für die geplante Arbeit eingestellter Reifendruck und allenfalls eine sorgfältige Ballastierung mindern den bodenschädlichen und ertragsmindernden Schlupf. Es ist wie beim Wandern, wenn man mit gutem Schuhwerk nicht dauernd zurückrutscht, ist man schneller auf dem Berg.
Abgetrockneter Boden ist tragfähiger und der richtige Zeitpunkt für die Bodenbearbeitung hat Einfluss auf den hohen oder niedrigen Dieselverbrauch. Bodenwissen lohnt sich und abwarten können ist eine Tugend.
Richtige Reifen verbessernden Nutzen des Traktors
Die Weiterentwicklung bei den Reifen in den letzten Jahren ist enorm: Hersteller bieten neue Radialreifen mit mehr Tragfähigkeit bei gleichem Reifenfülldruck oder bei gleicher Last, mehr Grip und flachere Spuren mit niedrigem Reifenfülldruck. Gekennzeichnet sind die neuen Radialreifen mit den Buchstaben «IF» und «VF», die in der Reifenflanke vor der Grössen- und Breitenkennzeichnung stehen. (IF = Improved Flection, VF = Very high Flection)
«IF»-Reifen können bei gleicher Radlast oftmals mit 20 Prozent niedrigem, bodenschonendem Reifendruck arbeiten. «VF»-Reifen arbeiten mit bis zu 40 Prozent niedrigerem Reifendruck. Die neuen Reifen stützen die effektive Zugleistung insbesondere mit variablem Reifendruck besser ab. Aber auch bisherige Reifen können gut arbeiten und die unterschiedlichen Preise und die Lieferfähigkeit sind wichtige Kaufgründe.
Reifendruckregelanlagensparen 10 Prozent Diesel
Eine ein Zentimeter tiefere Spur kostet 10 Prozent mehr Diesel. 10 Zentimeter tiefe Spuren verdoppeln den Dieselverbrauch. Es wirkt der Erdkeileffekt, der wie ein Bremsklotz den ziehenden und rollenden Reifen hemmt. Aus der Spur klettert der Reifen fortwährend auf einen Erdwall. Spuren und Schadverdichtungen schädigen das Bodenleben und den Boden und kosten Ertrag, oftmals auch in den Folgejahren.
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Wer mit zu hohem Reifendruck und ohne Frontgewicht grubbert oder pflügt, verschenkt Wirkungsgrad.
Bei den hohen Dieselkosten sind Reifendruckregelanlagen, also das bequeme Einstellen des Acker- oder Strassendruckes in der Kabine, oftmals eine lohnende Investition. Sie bezahlen sich durch geringeren Reifenverschleiss, zirka 10 Prozent weniger Dieselverbrauch, besserem Fahrkomfort und mehr Zugkraft auf Acker und Wiese.
Motor abstellen anstatt mit Standgas laufen lassen
Aus Traktoreinsatzdaten ermittelt, werden rund 20 Prozent Traktorstunden mit Standgas «vertuckert» und kosten je Leerlaufstunde 25 Franken. Bei 10 000 eingekauften Schlepperstunden an durchschnittlichem Leistungsvorrat läuft der Motor zirka 2000 Stunden im Stand. Der Standgasverbrauch liegt bei etwa 4 Litern. Standgasbetrieb kostet ohne Arbeit zu leisten und entwertet den Traktor mit unnützen Betriebsstunden.
Regelmässige Wartung macht sich immer bezahlt
Die regelmässige Wartung des Motors und des Getriebes mit Ölwechsel mit «Leichtlauföl» sowie Ölfilter-, Diesel- und Luftfilterwechsel erhalten das Leistungsvermögen und den Wirkungsgrad. Zur Wartung gehören die Kühlerkontrolle und die sorgfältige Kühlerreinigung mit Ausblasen. Verschmutzte Kühler kosten bis 5 Pro-zent mehr Diesel.
Der Traktor sollte im Standgas gestartet, einen Moment bis zum vollen Öldruck abgewartet und dann im Betrieb warm gefahren werden. Erst wenn die Betriebstemperatur erreicht ist, sollte dem Traktor die volle Leistung abverlangt werden.
Übrigens gehören Kontrolle, Reinigung, Abschmieren und Reifendruck einstellen zu den rentablen Arbeiten am Traktor. Denn aufmerksame und vorbeugende Wartung erspart oft Ausfall und Reparaturen.
Leichten Traktor wählen, Ballastierung je nach Arbeit anpassen
Je mehr Masse, also Gewicht, ein Traktor mit sich trägt, umso durstiger ist er auf der Strasse und dem Acker. Leichte, starke Traktoren mit einfacher Ballastaufnahme durch den Frontkraftheber sind bei Pflegearbeiten, bei Zugarbeiten und bei Transportfahrten im Verbrauchsvorteil. Die Regelhydraulik oder den Zugkraftverstärker zu nutzen, erspart Ballast und Montagezeit.
Durch Anbaugeräte oder Ballast in der Fronthydraulik wird der Universaltraktor schwerer und bringt mehr Zugkraft.
Daten zu Schlupf, Diesel und Stunden kennen
Den Dieselverbrauch im Terminal anzeigen lassen, dazu den Schlupf in Prozent als Vorfahrtsverlust und die Flächenleistung zu beobachten, ist eine wichtige Basis für die effektivere Dieselverwendung.
Nur wer diese Zahlen kennt, kann sich sorgfältig um Verbesserungen kümmern. Einen sehr hohen Nutzen bringt beispielsweise das Assistenzsystem Cemos im Traktor von Claas, mit dem deutlich besser gearbeitet werden kann. Fahrer erhalten Einstellvorschläge, mit denen nach Messungen der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft DLG ein Nutzenpotenzial von über 16 Prozent Dieseleinsparung erreicht werden kann, kombiniert mit mehr Flächenleistung.
Zur Person
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Ludwig Volk war als Professor für Agrartechnik an der Fachhochschule Westfalen DE als Spezialist für variablen Reifendruck tätig. Seine Erfahrungen basieren auf unzähligen Zugkraftversuchen, welche mit Sensoren, zur Schlupferfassung und zum Treibstoffverbrauch exakt dokumentiert wurden. Heute ist er Berater für Unternehmen.
Gezogene Geräte belasten die Achsen weniger
Bei gezogenen Geräten sind die Achslasten im Vergleich zu dreipunktgetragenen Geräten gleichbleibender. Es braucht also nicht extra einen schweren Traktor, nur um damit das Anbaugerät auf der Strasse legal zu tragen.
Regenwürmer sparen Diesel
Das Anbauverfahren trägt viel dazu bei, dass Böden tragfähig sind und Spurbildung vermieden werden kann. Dabei kommt es auch immer auf den Zeitpunkt der Bearbeitung an. Mit Mulchsaat beispielsweise ist der Boden tragfähiger als mit Pflügen. Das alleine ist es jedoch noch nicht. Es braucht Bodenbedeckung mit Pflanzenresten und Stoppeln, welche den Boden vor Erosion und Hitze schützen, damit die Regenwürmer arbeiten können. Auch das Wurzelgeflecht durch Zwischenfrüchte erhöht die Tragfähigkeit.
Ludwig Volk sagt, dass 100 Regenwürmer pro Quadratmeter bis zu 20 Liter Diesel je Hektar und Jahr sparen können. Regenwürmer schaffen Poren und lockern durch die eingangs erwähnte Massnahmen den Boden. Ein gut gepflegter Boden bildet viel Humus, welcher für die Bildung der Bodenporen benötigt wird. Das verstärkt den Boden und bringt ihm die entscheidende Tragkraft, dank welcher die Spurbildung reduziert wird. So ist ein hoher Ertrag mit weniger Diesel möglich.
Im weiteren ist Ludwig Volk der Meinung, dass Lenk- und Assistenzsysteme nützliche Helfer sind, um Arbeitsüberlappungen mit höheren Maschinenkosten zu vermindern. Das Vorwärtswenden am Rand, die volle Nutzung der Arbeitsbreite ohne Überlappungen und die besserer Saatgutplatzierung sparen Diesel und verbessern die Arbeitsqualität. Auf dem Grünland ist dank Smart Farming die Düngung auch ohne Fahrgassen gleichmässiger.
Schadverdichtung erkennen
Bei unterschiedlich hoch gewachsenen Beständen oder Unterschieden in der Grünfärbung der Pflanzen, kann eine Ursache die (zu) frühe Befahrung und Bearbeitung mit Schadverdichtungen sein. Auch Spuren aus der letzten Ernte oder der Düngung sind oftmals im Bestand sichtbar.
50 Prozent Porenvolumen im fruchtbaren Boden, ausgefüllt mit Luft und Wasser, sind der «Arbeitsplatz» und das Haus der Boden-lebewesen. Das ist zu erhalten und nicht durch Spurprägung zu beeinträchtigen.
Elektrische Antriebe
Diesel wird auch gespart mit elektrisch betriebenen Radladern im Stall und Hof, kombiniert mit Photovoltaik auf dem Dach. Auch das Elektroauto mit eigener Strom-«Ernte» auf dem Dach kann eine sinnvolle Investition sein und ersetzt ebenfalls Diesel.