«Der Preis für Siloballenfolie ist um 25 bis 30 Prozent gestiegen», sagt Händler Marcel Herzog aus dem aargauischen Hornussen. Zwischenzeitlich seien die Preise sogar noch höher gewesen, nun aber wieder ein wenig gesunken. Der Verbrauch hingegen ist konstant: Jedes Jahr braucht die Schweizer Landwirtschaft rund 6000 Tonnen Folien.

Hannah von Ballmoos-Hofer vom SBV sagt, dass sich trotz höherer Preise die Methoden der Futterkonservierung kurzfristig kaum geändert haben. «Landwirte, die über genügend Lagerkapazitäten verfügen, haben sicher vom trockenen Sommer profitiert und mehr Heu und Emd produziert anstatt Siloballen», schreibt sie auf Anfrage.

Ballenfolien verbrennen oder wiederverwerten?

Doch sobald die Ballen verfüttert sind, bleiben die Folien und alle Jahre wieder stellt sich die Frage: Wohin damit? Die Kehrichtverbrennungsanlagen KVA sind dankbare Abnehmer, denn durchs Verbrennen entsteht viel Energie. Wäre es also in Zeiten von explodierenden Heizkosten nicht sinnvoll, die Folien so zu nutzen?

Kurt Röschli, Präsident des Vereins ERDE Schweiz, verneint: «Verbrennen bedeutet halt immer, dass es zu einem CO2-Ausstoss kommt.» Es sei bekannt, dass die KVA rund fünf Prozent CO2 emittieren. «Darum steht das Recycling immer an erster Stelle, weil die Produkte im Kreislauf bleiben», sagt er und betont, dass dies sogar mehrfach möglich sei.

Ballenfolien mit Recyclinganteil sind teurer

Seit etwas mehr als einem Jahr sind Siloballenfolien auf dem Markt, die zu einem hohen Anteil aus recycliertem Material bestehen. Marcel Herzog macht gute Erfahrungen damit: «Im Handling sind sie identisch», sagt er.

Bei der «Triowrap loop»-Folie (Mitte) liegt der Anteil an gebrauchtem Kunststoff bei rund einem Drittel. Im Alltag merkt Landwirt Urs Theiler keinen Unterschied. Bild: zVgHofmanagementSiloballenfolie mit Recycling-Anteil: Ein Schritt Richtung NachhaltigkeitMittwoch, 3. Februar 2021 Bloss: Die Folien sind wegen der aufwändigeren Produktion etwas teurer. «Da die allermeisten Landwirte weniger verdienen, können sich nicht alle erlauben, die teurere Folie zu kaufen.»

Herzog ist ebenfalls im Vorstand von ERDE Schweiz und befürwortet es sehr, dass Rohstoffe im Kreislauf bleiben. Das System ERDE sei in der Schweiz noch im Aufbau: «Aber es ist ein Anfang.»

Mehr Ballenfolien-Sammelstellen, insbesondere in der Westschweiz

Kurt Röschli zeigt sich mit dem ersten Jahr durchaus zufrieden: «Das Ziel im 2021 war, 1200 Tonnen zu sammeln. Jetzt erreichen wir sogar 1850 Tonnen.» Ein grosser Teil kann bei Innorecycling in Eschlikon TG recycliert werden. Der Rest der von ERDE Schweiz gesammelten Folien geht zu spezialisierten Recyclingbetrieben nach Deutschland.

Röschli erklärt, dass an beiden Standorten sowohl Abfallsäcke als auch Granulat für neue Folien hergestellt werden und auch weitere Produkte für die Landwirtschaft möglich seien.

Wiederverwertet werden etwa ein Drittel der Ballenfolien

ERDE Schweiz hat ein Netz von rund 100 Sammelstellen, das im nächsten Jahr insbesondere im Jura und der Westschweiz ausgebaut werden soll.

Innerhalb des Systems ERDE gibt es verschieden Möglichkeiten, Ballenfolie zurück in den Kreislauf zu bringen. So sammelt etwa der Maschinenring Graubünden – ebenfalls ERDE-Mitglied – weiterhin Folien. Die Landwirte lagern diese in Big Bags, die sie beim Maschinenring bestellen. An drei Sammeltouren werden die Big Bags dann nach vorheriger Anmeldung vom Hof abgeholt.

Doch Tatsache bleibt: Wiederverwertet wird nur rund Drittel aller Folien, der grösste Teil landet in der Verbrennung. Es bleibt also noch einiges zu tun, um den Recycling-Anteil zu erhöhen. Immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass das Recycling für die Landwirte einfach sein muss. Hannah von Ballmoos-Hofer vom SBV betont deshalb: «Recycling muss sinnvoll sein, logistisch und in der Gesamtbetrachtung.»

Das System ERDE

Seit April 2022 läuft die Sammlung der Siloballenfolien und anderer Agrarkunststoffe über die Organisation ERDE Schweiz. Das System ist schweizweit einheitlich und die Sammlungen werden durch die Hersteller finanziell unterstützt. Der Verein ist Mitglied des Dachverbandes der Schweizer Kunststoffindustrie Kunststoff.swiss und setzt sich aus Herstellern, Händlern, Entsorgern und Partnerverbänden zusammen.