Grundsatzfragen

Das Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung listet in einem Merkblatt auf, welche Fragen sich ein Betrieb stellen muss, um herauszufinden, ob ein Wasserspeicher für den eigenen Betrieb sinnvoll sein kann:

  • Werden Kulturen wie Obst, Beeren, Gemüse, Kartoffeln oder Zuckerrüben angebaut?
  • Werden andere Kulturen mit hoher Wertschöpfung angebaut?
  • Kam es bereits zu Ernteausfällen wegen Trockenheit?
  • Sind ohne Bewässerung Ernteausfälle in einem niederschlagsärmeren Jahr zu erwarten?
  • Steht bei Trockenheit kurzfristig genügend Bewässerungswasser zur Verfügung?
  • Ist Wasser für die Befüllung eines Speichers verfügbar?

 

Woher kommt das Wasser?
Regenwasser, Oberflächengewässer, Quellen, Grundwasser und die öffentliche Wasserversorgung sind Wasserbezugsquellen. Regenwasser, Oberflächengewässer und Quellen sind günstig, aber standortabhängig und nicht zuverlässig. Regenwasser hat einen grossen Speicherbedarf, bei Quellen und Oberflächengewässer ist bei Trockenheit die Ergiebigkeit bzw. die Bezugsmöglichkeit fraglich.
Grundwasser und die öffentliche Wasserversorgung sind zwar zuverlässig, bringen aber hohe Kosten mit sich; beim Grundwasser kommen Bewilligungen dazu – was zu Nutzungskonflikten führen kann.

 

Güllegrube umnutzen

Eine typische Güllegrube hat ein Volumen von 100 bis 300 Kubikmeter. Für die Umrüstung muss die Grube gereinigt und allenfalls neu abgedichtet werden. Diese Speichermöglichkeit ist relativ günstig, schnell realisierbar, hat keine Auflagen an den Bau und bringt als weitere Vorteile weder Verdunstung noch Algenwachstum.

 

 

Unterirdisch speichern
Tanks und Speicherelemente können in den Boden eingelassen werden. Das Speichervermögen beträgt bis zu vier Kubikmeter pro Quadratmeter Bodenfläche. Unterirdische Speicher brauchen wenig Platz, haben weder Verdunstung noch Algenwachstum und sind langlebig. Dafür braucht es eine Baubewilligung und es entstehen Kosten für Aushub, Anschaffung der Behälter sowie den Einbau und die Leitungen.

 

 

Auf der Alp: sparen, speichern, wiederverwenden

Auch auf den Alpen kann das Wasser knapp werden. Im Sommer 2022 kam die Armee mit Helikoptern zum Einsatz, um Wasser auf gewisse Alpen zu transportieren. Ein Faktenblatt der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Berggebiete (SAB) rät zu vorbeugenden, relativ rasch umsetzbaren Massnahmen wie dem Schaffen von Speicherkapazität (Tanks, Bags) und einer regelmässigen Kontrolle der Leitungen und Einrichtungen auf Lecks. Zudem soll das Personal auf sparsamen Umgang mit Wasser geschult werden. Langfristig gilt es aber, Grundlagen zu Wasserverfügbarkeit und -verbrauch zu erarbeiten und Wasserzähler zu installieren. Daraus lassen sich Schlüsse ziehen: Reicht die Wasserinfrastruktur, muss sie erneuert oder gar neu gebaut werden? Zudem muss die Tierwahl mit Blick auf die Hitzeresistenz und den Wasserbedarf dem Standort angepasst werden. 

 

Mobile Tanks und Kissen
Diese Speichermöglichkeiten helfen, kurze Trockenmomente zu überbrücken – der Wasserbezug muss sichergestellt sein. Tanks oder Kissen brauchen Platz und können nur auf einer ebenen Fläche aufgestellt werden. Mobile Tanks fassen zwischen 5 und 30 Kubikmeter, Kissen bis zu 500 Kubikmeter.
Vorteilhaft ist, dass die Anlage je nach Bedarf aufgestellt werden kann und es keine Verdunstung gibt. Dagegen stehen die Kosten für die Anschaffung und die Leitungen sowie der Platzbedarf.

 

 

Speicherteiche

Speicherteiche können einen Wasserbedarf von 500 bis 10 000 Kubikmetern decken. Von Anfang an muss die Einpassung ins Landschaftsbild berücksichtigt werden. Der Aushub kann oft direkt für den Damm verwendet werden.

Es braucht eine Baubewilligung: Die Anlage kann zonenkonform bewilligt werden, wenn sie für die Bewirtschaftung nötig ist, es keine überwiegenden Interessen am vorgesehenen Standort gibt und der Betrieb voraussichtlich längerfristig besteht.

Beiträge und Investitionskredite für Bewässerungsanlagen sind möglich. Im Kanton Baselland etwa ist vor Baubeginn ein Gesuch an das Ebenrain-Zentrum einzureichen.

 

Sonden und App
Bodensonden ermöglichen es, Kulturen gezielt zu bewässern. Der Sensor misst bis in 60 cm Tiefe auf allen 10 cm den volumetrischen Wassergehalt des Bodens. Zudem werden die Bodentemperatur bei 15 und 45 cm Bodentiefe sowie der Niederschlag gemessen. Die Daten werden an einen Server übermittelt und auf der Website bewaesserungsnetz.ch dargestellt. Der Schwellenwert für den Start der Bewässerung liegt bei 70 Prozent des Wassergehaltes des Bodens bei Feldkapazität.
Seit 2021 kann eine Bewässerungsempfehlung für eine Parzelle erstellt werden, auch wenn keine Sonde installiert worden ist. Basierend auf Informationen zur Kultur, zum Boden und mit Hilfe von Meteotest-Wetterdaten errechnet die ALB-App eine Empfehlung zum Bewässerungszeitpunkt und zur Bewässerungsmenge. Die Nutzung der App ist kostenlos.

 

 

Kosten und Nutzen

Zu den Investitionskosten zählen die Kosten für Planung und Bau des Speichers, für Zuleitungen und Verteilungen, für die Bewilligungen und evtl. für eine Wasseraufbereitung. Grösster Kostenpunkt ist die Abdichtungsfolie.

Die Kosten für Betrieb und Unterhalt können bis 10 Prozent der Investitionskosten betragen (Eigenleistungen für Reinigung und Kontrolle, Materialkosten, Strom, evtl. Wasseraufbereitung).Das Ebenrain-Zentrum stellt diese Rechnung auf: Jährliche Kosten (Fr. für spez. Fläche) geteilt durch Produktpreis (Fr./kg) ergibt Ertrag für Kostendeckung (kg auf spez. Fläche).