Durch die wegen dem Krieg in der Ukraine stark gestiegenen Mineraldüngerpreise überlegen sich viele Landwirte, mehr Hofdünger einzusetzen und gar auf Mineraldünger zu verzichten. Das Bedürfnis und die Notwendigkeit, Hofdünger effizient einzusetzen, ist so gross wie nie zuvor.
Kurz & bündig
- Gülleanalyse: Drei Mal pro Jahr ist sinnvoll für gezielten Hofdüngereinsatz, da die Güllegehalte durchs Jahr variieren.
- Besser im Frühling früh mit Andüngen beginnen, als im Herbst noch spät düngen.
- Ein grosses Hofdüngerlager ist wichtig für effizienten Hofdüngereinsatz.
Christian Glur, Landwirt in Glashütten AG führt einen intensiven Betrieb mit 300 Mastmuni- und rund 200 Mastschweine-Plätzen. Mit seinen 15 Hektaren Silomais kann er seine Mastmunis normalerweise ohne Maiszukauf selber versorgen. Somit ist er einerseits auf hohe Silomaiserträge angewiesen und andererseits will er die in grossen Mengen anfallenden Hofdünger möglichst effizient nutzen. Ganz auf Mineraldünger möchte er aber trotzdem nicht verzichten.
Betriebsspiegel Glurhof [IMG 2]
Christian Glur, Glashütten AG
LN: 41 ha
Kulturen:
- 6 ha KW
- 15 ha Silomais
- 10 ha Wintergerste
- 6 ha Winterweizen
Tierbestand: 300 Munimastplätze (Swiss Quality Beef), 200 Mastschweineplätze
Christian Glur hat ein 1000 m3 Gülleloch für 8,5 Monate Lagerkapazität, damit die Gülle zeitgerecht eingesetzt werden kann.
Othmar Vollenweider als Berater für Hof- und Recyclingdünger vom Bauernverband Aargau macht eine Einschätzung zum Hofdüngermanagement von Christian Glur und gibt praxisnahe Ratschläge zum Hofdüngereinsatz.
Mineraldünger lohnt sich trotz Hochpreis
Christian Glur strebt einen Ertrag von 180 bis 200 dt Silomais pro Hektar an. So muss er keinen Mais zukaufen. Dabei scheut er auch bei hohen Mineraldüngerpreisen nicht vor dessen Einsatz zurück. «Lieber gebe ich etwas mehr Geld für Mineraldünger aus und habe dafür hohe Erträge und gute Gehalte, als für dieses Geld Mais zuzukaufen», meint Christian Glur. Er gibt extra ein wenig Gülle ab, damit er gemäss der Nährstoffbilanz noch Mineraldünger zukaufen kann.
«Stickstoff ist der Motor der Pflanzen, deshalb geht es nicht, dass zu viele Kompromisse eingegangen werden wegen den hohen Düngerpreisen»
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Gülle bietet zwar ein breites Spektrum an Nährstoffen, jedoch ist in der Nährstoffbilanz eines Betriebes oftmals der Phosphor limitierend. Der Phosphorbedarf der Pflanze kann mittels Hofdünger meistens schon längst gedeckt werden, während im Stickstoff immer noch ein Manko herrscht. Ausserdem ist ein grosser Teil des Stickstoffes nicht im richtigen Moment pflanzenverfügbar und muss erst im Boden umgewandelt werden, das braucht Zeit.
Deshalb empfiehlt Othmar Vollenweider eine mineralische Ergänzung. So hat man die Möglichkeit, den Stickstoffbedarf der Pflanze gezielt zu decken, da man beim Mineraldünger genaue Kenntnisse zu den Gehalten und der Wirkung hat. Ausserdem leidet der Ertrag und die Qualität der Kultur bei Stickstoffmangel. Gerade beim Weizen können dann Proteingehalte tiefer ausfallen oder beim Mais leidet der Ertrag an Trockensubstanz pro Hektare. «Ertragsverluste und Qualitätsmängel beim Silomais ziehen sich dann durch die ganze Mast. Wenn ich bei den Mastmunis schlechtere Zunahmen habe, verliere ich mehr, als wenn ich etwas Geld für Mineraldünger ausgebe», meint Christian Glur.
Nachdem der Grossteil der Nährstoffe in Form von Gülle und Mist zur Saat gegeben wurde, düngt Christian Glur seinen Mais im 4- bis 5-Blattstadium noch mineralisch nach.
Regelmässige Hofdüngeranalysen wären sinnvoll
Damit Hofdünger effizient eingesetzt werden können, ist die Kenntnis über deren Gehalte sinnvoll. Dann kann gezielter mit Mineraldünger ergänzt werden.
Hofdüngeranalyse ist sinnvoll für gezielte Düngung
Sinnvoll wäre drei Mal pro Jahr eine Gülleprobe zu nehmen, da Güllegehalte unter dem Jahr um 50 bis 80% variieren, je nach Wassergehalt.
Hofdüngeranalyse entnehmen
Am besten während dem Gülleausbringen immer wieder beim Befüllen des Fasses einen Liter beiseite stellen. Am Schluss diese «Tagesprobe» gut umrühren und davon einen Liter ins Labor einschicken. Das sollte mindestens drei Jahre in Folge durchgeführt werden, damit man einen Überblick zu seinen Güllegehalten bekommt und sich später auf die Referenzproben beziehen kann.
Kosten und Labor
Eine Probe kostet rund 120 Franken (für Gülle oder Mist). Analysiert wird pH-Wert, Trockensubstanz, Glühverlust, Glührückstand, Stickstoff , Ammonium, organische Substanz, Phosphor, Kalium, Calcium, Magnesium und Schwefel.
Quelle: https://dgrn.ch/laborkosten
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Glur führt bis jetzt noch keine Gülleanalysen durch, aber fände es auch sinnvoll. Gerade wenn man noch Gülle abgibt, ist es fürs Hoduflu entscheidend, welche Gehalte die Gülle hat.
Eine Analyse macht auch Sinn in Hinsicht auf den zukünftigen Wegfall des 10 Prozent Fehlerbereichs in der Suisse Bilanz. Wenn quasi die Gesamtmenge der bisher in der Nährstoffbilanz zur Verfügung gestandenen Nährstoffe gekürzt werden, heisst es noch sorgfältiger mit Nährstoffen umzugehen.
Gülle hat einen hohen Wert
Der Vorteil von Hofdünger ist, dass nicht nur einzelne Nährstoffe enthalten sind, sondern ein Gesamtpaket an Makro- und Mikronährstoffen, sowie organischem Material. Gemessen an den Nährstoffen Stickstoff, Phosphor und Kalium sind ihre Hofdünger bei den aktuellen Mineraldüngerpreisen viel wert.
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Aktuell wird diskutiert, ob heute für die Hofdünger-Entgegennahme gezahlt werden müsste. Bis anhin haben Abgeber die Gülle gratis zum Hof transportiert und teilweise sogar noch auf dem Feld ausgebracht.
Gerade in den Regionen Luzern, Aargau und Ostschweiz besteht aber ein Hofdünger-Überangebot. Die Gülle muss teilweise in weit entfernte Gebiete gebracht werden, weil es schwierig ist, sie in der Region loszuwerden.
Wenn Gülleabnehmer jetzt noch für Gülle zahlen müssten, wäre die Abgabe noch schwieriger. Die Abgeber sind der Meinung, dass es ein sinnvoller Kompromiss wäre, wenn der Gülleabnehmer einen Teil an den Transport und die Ausbringung zahlen würde.
Trotzdem sollten Hofdünger nicht als Entsorgungsgut angeschaut werden. «Je effizienter man diese wertvollen Nährstoffe einsetzen kann, desto mehr Gewinn zieht man raus», meint Othmar Vollenweider.
Ideale Einsatzzeitpunkte für Hofdünger
Grundsätzlich gilt, lieber im Frühling früher mit Andüngen beginnen als im Herbst noch lange Dünger auszubringen. Im Spätherbst ist die Gefahr der Auswaschung viel grösser. Nachher herrscht zwei bis drei Monate Vegetationsruhe, in welcher das Pflanzenwachstum stillsteht und kein Nährstoffbedarf besteht.
Im Frühling hingegen macht es Sinn, kurz nach der Vegetationsruhe mit Andüngen zu beginnen. Zum Andüngen von Getreide und Raps empfiehlt Vollenweider als erste Gabe Kunstdünger anzuwenden und erst später mit Gülle reinzufahren. Die Gülle braucht eine gewisse Bodentemperatur, damit der Stickstoff umgesetzt werden kann. Zudem sind im März die Ackerfelder oftmals zu nass, um mit den schweren Traktoren mit Schleppschlauchverteiler befahren zu werden.
Hofdüngerausbringung im Sommer ist immer wieder herausfordernd. Da gilt, diese lieber auf den Spätsommer oder frühen Herbst zu verschieben als im Hochsommer bei 35 Grad. Falls doch etwas Gülle auf ein Stoppelfeld ausgebracht wird, ist es wichtig, diese sofort einzuarbeiten. Sonst sind die Ammoniakverluste viel zu hoch.
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Ist gesamte Hofdüngergabe vor Maissaat sinnvoll?
Christian Glur gibt im Frühling auf die abgefrorene Gründüngung 30 bis 40 m3 Gülle und nochmals etwa 25 m3 Mist. Dieser wird anschliessend eingearbeitet und der Mais mittels Mulchsaat eingesät. Später kann er noch eine Kopfdüngung mit Ammonsalpeter geben, um den restlichen Stickstoffbedarf zu decken.
Gemäss dem Hof- und Recyclingdünger-Berater Othmar Vollenweider ist dieses Hofdüngermanagement sinnvoll. Durch die Einarbeitung vor der Saat können Stickstoffverluste durch die Luft vermindert werden. Dafür besteht eine gewisse Gefahr der Stickstoffauswaschung, sofern in den nächsten zwei Tagen ein Starkregen anfällt. Wenn der Frühling eher nass ist, wäre daher die Güllegabe nach der Saat sinnvoller, wenn der Mais bereits aufgelaufen ist.
So düngt Christian Glur seinen Mais
Ablauf Maisanbau nach Getreide
Nach der Getreideernte
- 30 m3 Gülle, teilweise 10 bis 20 m3 Mist
- Grubbern
- Juli/August Gründüngung UFA Alpha säen (friert ab)
Frühling
- Gülle 30 bis 40 m3
- Mist 25 m3
- Grubbern, Kreiselegge
- Mulchsaat Mais nach 25. April
4- bis 5-Blatt-Stadium
- Ammonsalpeter 1,5 bis 2 kg je nach Güllemenge
Maisanbau nach Kunstwiese
- 1. Schnitt Kunstwiese
- Gülle 30 bis 40 m3
- Streifenfrässaat nach 25. April
4- bis 5-Blatt-Stadium
- Ammonsalpeter 2 bis 2,5 kg je nach Güllemenge
Wenn grosse Güllemengen ausgebracht werden, kann der der Einsatz des Güllezusatzes Piadin sinnvoll sein. Das ist ein Nitrifikations-Inhibitor, welcher die Umwandlung von Ammonium zu Nitrat verlangsamt. Dadurch kann einerseits der Nitratauswaschung vorgebeugt werden und andererseits bleibt der Stickstoff in Ammoniumform über längeren Zeitraum pflanzenverfügbar.
Das ermöglicht, dass höhere Güllegaben (40 bis 50 m3 pro Hektare) gegeben werden können. Das ist auch wirtschaftlich interessant wenn Arbeitsschritte zusammengenommen werden können. Gerade, wenn Gülle aufwändig verschlaucht wird.
Piadin kann während der Befüllung des Güllefasses mit etwas Wasser verdünnt zugegeben werden. Die Aufwandmenge beträgt etwa vier Liter pro Hektare. Gemäss des Frühjahrs 2022 liegt der Richtpreis bei neun Franken pro Liter.
Christian Glur nutzt keine Güllezusätze. Für ihn ist Wasser der beste «Güllezusatz». Dünnflüssige Gülle kann besser in den Boden eindringen und es gibt weniger Güllewürste. Dafür ist der Transport teurer wegen dem grösseren Volumen, was für ihn aber kein Problem ist, da er die meisten Flächen verschlauchen kann kann.
Für die Gülleausbringung ist entscheidend, dass der Boden nicht durchnässt ist, sondern saugfähig. Dann können Bodenschäden und Nährstoffverluste vermindert werden.
Grosse Hofdüngerlager sind sinnvoll
Damit Hofdünger zeitgerecht und bedarfsgerecht nach den oben genannten Empfehlungen ausgebracht werden können, ist ein grosses Hofdüngerlager Voraussetzung. Christian Glur hat ein grosszügiges 1000 m3 Gülleloch, womit er bis zu 8,5 Monate Lagerkapazität hat. Dadurch ist er im Herbst nicht gezwungen, noch um jeden Preis Gülle auszubringen. Er kann diese aufsparen und im Frühling grosszügig einsetzen.
Verbesserungsmöglichkeiten sieht Othmar Vollenweider bei der innerbetrieblichen Hofdüngerverteilung. Oftmals wird Gülle auf Wiesen ausgebracht und die Ackerflächen werden eher mit Kunstdünger gedüngt. Er findet es sinnvoll, Hofdünger regelmässig auf möglichst allen Flächen einzusetzen. Auch auf weiter vom Hof entfernten Parzellen.