Kurz & bündig
- Doppelmessermähwerke ermöglichen den Einsatz kleiner und leichter Traktoren
- Der schonende Schnitt fördert den Wiederaufwuchs.
- Der Leistungsbedarf liegt unter 2 PS pro Meter Arbeitsbreite.
- Scheibenmähwerke benötigen etwas fünfmal mehr Antriebsleistung.
- Die Messer müssen regelmässig geschärft werden.
Messerbalken mit Fingern als Gegenschneide kennt man schon lange. Sie kamen bereits bei Mähmaschinen für den Pferdezug zum Einsatz. Beim Doppelmesserbalken kommt anstelle eines starren Fingers ein zweites bewegliches Messer zum Einsatz, welches als Gegenschneide wirkt. Das reduziert die Verstopfungsgefahr.
Im Gegensatz zu heutigen Kreiselmähern oder Rotationsmähwerken, wo der Grashalm mit hoher Klingengeschwindigkeit im freien Schnitt durchtrennt wird, schneiden die beiden Messer wie mit einer Schere.
Mit dem Scherenschnitt wird das Gras im Vergleich zu rotierenden Mähwerken (wie Scheiben- oder Trommelmähern) schonender geschnitten. Rotierende Mähwerke haben jedoch den Vorteil, dass das Gras auch mit stumpfen Klingen und mit Erdhaufen versetzten Parzellen immer noch abgeschnitten werden kann.
Wenn die Klingen stumpf sind, kann dies mit zusätzlicher Motorkraft kompensiert werden. Allerdings ist der Schnitt unsauber und an der aufgefaserten Schnittstelle wächst das Gras schlechter nach.
Dieser Vorteil ist also keiner. Der richtige Vorteil liegt darin, dass es schneller geht, die Klingen an solchen Geräten zu wechseln, als die Messer des Doppelmesserbalkens nachzuschärfen.
Ist das Messer stumpf, ist man zum Handeln gezwungen. Wie bei einem Scherenschnitt mit stumpfer Schere wird das Gras eher abgerupft als geschnitten. Entweder setzt man einen zweiten Messersatz ein oder schärft zuerst die Klingen. Ein stumpfes Doppelmesser-Mähwerk kann das Gras nicht mit mehr Gas und Gewalt abschlagen, wenn es an Schärfe fehlt.
Doppelmesser: Leichter und weniger Antriebskraft nötig
Solange die Messer schneiden, ist das Doppelmesser-Mähwerk dem Kreiselmäher in vielen wichtigen Bereichen überlegen:
- Es braucht keinen massigen Maschinenrahmen und Messerbalken.
- Es können leichtere Traktoren eingesetzt werden.
- Der Antrieb erfolgt hydraulisch und bringt zwei Exzenter in Schwung, welche den Hub der beiden Messer bewirken.
- Es braucht weniger Kraftbedarf, weil nur die Messer hin und her bewegt werden und nicht massiges Gewicht in Rotation gehalten werden muss.
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Das Bundesamt für Landtechnik (BLT) Wieselburg in Niederösterreich hat einen Kraftbedarf von weniger als 2 PS pro Meter Arbeitsbreite gemessen. Bei einem Scheibenmähwerk geht das BLT von einem 5-fachen Antriebsbedarf aus. Für den effektiven Kraftbedarf kommt es dann auch immer darauf an, wie massig ein Bestand ist; aber der Kraftunterschied ist beeindruckend. Durch die Vorzüge beim Maschinengewicht und beim Leistungsbedarf erstaunt es nicht, dass diese Mähtechnik im Berggebiet besonders verbreitet ist.
Doppelmesser werden im Flachland beliebter
Aufgrund von Vorschriften für ein insektenschonendes Mähen von ökologischen Flächen wird die Nachfrage aber auch im Flachland immer grösser. Dies stellt Patrik Erni fest. Er produziert mit dem Landtechnik-unternehmen seiner Familie in Menznau LU Doppelmesser-Mähbalken für den Frontanbau am Traktor, am Geräteträger oder am Einachsgeräteträger wie etwa Brielmaier. Bekannt ist das Luzerner Unternehmen auch als Hersteller des Hill Rakes.[IMG 3]
«Die Standzeiten eines Messersatzes von drei Metern Arbeitsbreite sind unterschiedlich und bewegen sich durchschnittlich zwischen 5 bis 15 Hektaren. Ich habe auch schon Messer gesehen, die gegen 30 Hektaren geschnitten haben und noch eine gute Schärfe hatten», erklärt Patrik Erni.
Die Standzeit bei den Doppelmesserklingen wird beeinflusst durch die Schnitthöhe. Je höher diese ist, desto besser sind die Klingen vor Verschmutzung geschützt und bauen weniger schnell ab. Mäusehaufen forcieren den Verschleiss ebenfalls. Immerhin kann man als Landwirt die beiden Faktoren durch die Maschineneinstellung und mit der Mäusebekämpfung direkt und indirekt beeinflussen.
Messerschleifen ist wie Ski wachsen
«Mit einem Doppelmesser-Mähwerk kann man die Maschine nicht im Frühling raus nehmen und bis zum Saisonende nichts mehr daran machen. Das regelmässige Schleifen der Messer gehört bei diesem Verfahren dazu. Es ist wie beim Skifahren, dort müssen die Skier ab und zu gewachst werden. Am besten hat man sowieso einen zweiten Messersatz, welcher mitgeführt wird und im Schadenfall einen raschen Austausch möglich macht.»
Je nach Flächenleistung müssen die Messer täglich geschliffen werden. Hier kommt es ganz auf den Einsatzbereich und die tägliche Auslastung an.
Wer also ein Doppelmesser-Mähwerk kauft, muss gleich auch noch eine Schleifeinrichtung mitkaufen. Es sei denn, ein Nachbar hat bereits eine Einrichtung, die man flexibel nutzen kann. Es gibt halbautomatische Hilfseinrichtungen bis hin zu automatischen Anlagen. Erstere kosten rund 2500 Franken und Zweitere rund 10 000 Franken. Das lohnt sich nur in gemeinsamem Eigentum oder wenn man den Schleifroboter auch für Dritte einsetzen kann.
Patrik Erni hat in seiner Werkstatt eine automatische Einrichtung. Die Messer werden auf einem Gestänge aufgelegt und magnetisch festgehalten. Das Schleifgerät fährt an einem Schlitten von einer Klinge zur nächsten und trägt das Material in optimalem Winkel und Auflagedruck ab.
Schleifroboter haben den Vorteil, dass die Kanten optimal eingehalten werden. Wird dies freihändig gemacht, wird an der Klingenspitze oft zu viel abgetragen und die Spitze rundet sich ab. Dies stört die Schnittqualität auf dem Feld.
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Vergleichbare Anschaffungskosten wie beim Rotationsmähwerk
«Die Anschaffungskosten für ein Doppelmesser-Frontmähwerk liegen bei rund 14'000 Franken», so Patrik Erni. Dazu kommen die Kosten für die Schleifeinrichtung von rund 2500 Franken und ein zweiter Messersatz von 850 Franken, um bei einem Schaden mit einem schnellen Austausch rasch weiterarbeiten zu können. Total ist der Betrag also etwa gleich hoch wie der Kauf eines Rotationsmähwerks.
Kommt es zwischen den Messern zu einer Blockade wegen eines Fremdkörpers, kommt es im hydraulischen Antrieb zu einem Überdruck und er schaltet sich aus. Dadurch werden die Klingen gesichert.
Kommt es zu einer Kollision mit dem Mähbalken mit einem Hindernis, schwenkt eine Anfahrsicherung das Erni-Mähwerk nach hinten oben aus. Dank der leichten Maschinenbauweise kann diese Sicherheitseinrichtung mit einer einfachen Konstruktion ausgeführt werden.
Erni bietet das Frontmähwerk mit einem direkten Hydraulikantrieb ab dem Trägerfahrzeug an. Dazu werden rund 30 Liter pro Minute benötigt. Andernfalls ist eine Bordhydraulik möglich, welche mit der Zapfwelle betrieben wird. Angeboten wird auch ein Schwadsystem. Damit lässt sich beispielsweise eingrasen oder am Traktorheck das Futter mit einem Aufbereiter bearbeiten. Eine Arbeitsgeschwindigkeit bis 9 km/h ist gut möglich, meistens kann man auch schneller fahren.
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Doppelmesser-Mähwerke sind eine interessante Alternative zur Rotationsmähtechnik
In den letzten Jahren haben sich Doppelmesser-Mähwerke in den Fokus der Landwirte gebracht. Verschiedene Anbieter bieten entsprechende Mähgeräte an. Diese sind entweder an einem Einachser montiert oder werden am Traktor an der Front angebracht.
Sie können mit seitlichen Auslegern auch als Schmetterlingskombination gefahren werden. Diese stehen betreffend der Arbeitsbreite grossen Scheibenmähwerk-Kombinationen in nichts nach.
Das Verlockende ist dabei, dass für neun Meter Arbeitsbreite gemäss der Leistungsmessungen des BLT Wieselburg weniger als 20 PS Antriebskraft benötigt wird. Da auch das Maschinengewicht viel geringer ist, reicht hier ein kleiner und leichter Traktor aus.
Berücksichtigt man auch noch weitere Faktoren wie das bessere Wiederaufwuchsverhalten oder der schonende Umgang gegenüber Insekten, erstaunt es nicht, dass das Doppelmesser-Mähwerk für immer mehr Landwirte im Flachland eine Alternative oder Ergänzung zur Rotationsmähtechnik darstellt.
Doppelmesserbalken nicht nur im Berggebiet
Kreiselmäher und Doppelmessermäher lassen sich nicht direkt vergleichen. Mit dem Kreiselmäher kann man länger störungsfrei fahren als mit einem Messerbalken, da dieser nachgeschärft werden muss. Wer tagelang im Lohn arbeitet und über genügend Antriebskraft verfügt, ist mit dem Kreiselmäher besser bedient. Im Berggebiet ist aus Gewichtsgründen der Doppelmesserbalken im Vorteil.
Wer jedoch im Flachland als zweite Maschine für die Ökoflächen ein schonendes Mähgerät sucht, ist mit dem Doppelmesserbalken gut bedient. Allenfalls eignet er sich für den überbetrieblichen Einsatz, da die Auslastung nur auf Teilflächen zu gering ist. Nach und nach kann dann das Potenzial auch auf den intensiv bewirtschafteten Flächen getestet werden.
Ist man mit dem Resultat zufrieden und kann man das Messerschleifen in den Betriebsprozess integrieren, besteht das Potenzial, von den Vorteilen der leichteren Schnitttechnik zu profitieren. Der fünffach geringere Leistungsbedarf erlaubt bei den aktuellen Dieselpreisen sogar, gut investierte Arbeitszeit ins Messerschleifen zu stecken.