Saanenziege

Aus der ehemaligen «Heimgeiss» ist eine der beliebtesten Ziegen geworden: Die Saanenziege erzielt hohe Milcherträge, was sie in der Schweiz und auch weltweit zu einer häufig gehaltenen Rasse macht.

Steckbrief

Gattung: Ziege (Capra)

Art: Hausziege

lateinischer Name: Capra aegagrus hircus

Rasse: Saanenziege

Ursprung:Saanenland und Obersimmental BE

Beginn der Züchtung:Herdebuch seit 1890.

Masse

Widerristhöhe:80 cm (Ziege), 90 cm (Bock)

Gewicht: 60 bis 70 kg (Ziege), 85 bis 100 kg (Bock)

 

Typische äusserliche Merkmale

Eine schlanke, grossrahmige Ziege. Reinweisses, kurzes Fell. An Euter, Nase, Ohren und Augen sind Pigmentflecken geduldet. Mit oder ohne Glöckchen und Bart. Behornte, unbehornte und enthornte Tiere.

Das zeichnet die Rasse aus

Die Saanenziege ist weltweit für ihre hohen Milchleistungen bekannt. Sie gilt als robust, braucht aber dennoch Schutzmöglichkeiten vor nass-kalter Witterung und vor intensiver Sonneneinstrahlung (wegen der blassen Haut).

Die weisse Ziege aus dem Saanenland hat ein ruhiges, friedfertiges Gemüt und ist sehr kontaktfreudig.

Die Geschichte der Saanenziege

Hinaus in die Welt

Von der Schweiz hinaus in die Welt: Dieser Sprung ist der Saanenziege geglückt. Die Rasse aus dem Saanenland im Kanton Bern ist dank ihrer Milchleistung so beliebt, dass sie in etliche Länder exportiert wurde, wo sie zur Veredelung von anderen Rassen verwendet wurde. So legte ihre Genetik beispielsweise einen wichtigen Grundstein für die Zucht der British Saanen oder der Weissen Deutschen Edelziege.

Auch in ihrem Ursprungsland ist die leuchtend weisse Ziege gefragt. Denn nebst ihrer Milchleistung zeichnet sich die Saanenziege auch durch ihre Anpassungsfähigkeit, Genügsamkeit und ihr ruhiges Wesen aus. Ihr kurzes Fell ist ausserdem pflegeleicht.

Die «Heimgeiss»

Doch wie wurde die Saanenziege zu der Rasse, die weltweit die Milchziegenhaltung prägte?

Das hat mit ihrer frühen Zuchtgeschichte zu tun. Die Saanenziege ist nämlich – anders als viele andere Schweizer Ziegenrassen – keine klassische Gebirgsziege, sondern vielmehr eine «Heimgeiss». Diesen Begriff verwendet Hugo Raaflaub im Buch «Schweizer Ziegen», das 2004 erschienen ist.

Darin beschreibt Raaflaub, dass die Ziege früher «die Kuh des armen Mannes» gewesen sei. Im Fall der Saanenziege bedeutete das, dass arme Tagelöhner gegen Ende des 19. Jahrhunderts jeweils nur ein paar wenige Tiere hielten. Deren Aufgabe war es, die Besitzer mit Milch zu versorgen. Es wurden also diejenigen Tiere behalten und weiter gedeckt, die viel Milch hergaben.

Verglichen mit den Gebirgsrassen ist die Saanenziege standorttreuer und hat weniger Bewegungsdrang. So entfernt sie sich während der Alpung weniger weit vom Stall. Dennoch schätzt sie die Freiheiten in den heutigen Haltungssystemen und kommt auch mit unwegsamem Gelände gut zurecht.

Auf der Weide

Auch die historische Saanenziege wurde auf die Weide gelassen. Weil die Besitzer oftmals kein eigenes Land besassen, gingen die Ziegen auf die Allmend, also auf die Weidefläche, die vom ganzen Dorf genutzt wurde. Wie Raaflaub im Buch schreibt, kam hier eine weitere Eigenschaft der Saanenziege zum Zuge: Dank ihres weissen Fells konnten die Besitzer ihre Tiere von weitem und aus den anderen Ziegen heraus erkennen.

Die frei weidenden Ziegen suchten sich ihr Futter selbst. Dieser Umstand brachte mit sich, dass etliche Blätter, Tannennadeln und Rinden von Bäumen und Sträuchern angeknabbert wurden. Schon damals war das nicht gerne gesehen, schreibt Raaflaub.

Auch deswegen gebe es in den angestammten Zuchtgebieten (Saanenland, Simmental) keine ausschliesslichen Ziegenalpen und kein ausgeprägtes Brauchtum rund um die Saanenziege.

Die Wiege der modernen Ziegenzucht

Nichtsdestotrotz wurde die Zucht 1890 erstmals gefördert und gebündelt: Die Ziegenzuchtgenossenschaft Saanen wurde gegründet, mit dem Zweck, die Saanenziege reinzuzüchten. Sie nahm damit eine Vorreiterrolle ein. Andere Züchter, von anderen Ziegenrassen, taten es ihr in den nächsten Jahren gleich. Die Schweiz gilt damit als Wiege der modernen Ziegenzucht.

Bald entstand das Bedürfnis, eine übergeordnete Struktur zu bilden: 1906 wurde der Schweizerische Ziegenzucht-Genossenschaftsverband gegründet, der seit 1963 unter dem Namen Schweizerischer Ziegezuchtverband SZZV bekannt ist. Bis heute führt der SZZV unter anderem das Herdebuch der Saanenziege – in dem aktuell knapp 550 Zuchtbetriebe registriert sind.

Bestandesentwicklung

Die Saanenziege ist, nach der Gämsfarbigen Gebirgsziege, die zweithäufigste Rasse der Schweiz: Jede fünfte Ziege im Herdebuch ist eine Saanenziege. 2022 waren 5850 Tiere im Herdebuch registriert, 2023 liegt die provisorische Anzahl bei 5857 Tieren. Damit kann die Rasse die stabilen Populationszahlen der letzten Jahre weiter halten.

Der Knick zwischen 2014 und 2015 kommt durch eine administrative Bereinigung der Herdebuchzahlen zustande und ist kein eigentlicher Einbruch. Ebenfalls technischen Ursprungs ist die Abnahme von 2020: Seit diesem Jahr werden Schafe und Ziegen in der Tierverkehrsdatenbank registriert.

Links & Quellen