Es ist im Winter 2015. Kanadische Verhältnisse im Schweizer Mittelland, und das während mehreren Wochen. Wer sich zurückbesinnt, kann sich sicher noch an die gefrorenen Leitungen im Stall erinnern.

Auf dem «Bampfhof» in aargauischen Dürrenäsch war es −18 Grad. «Für die neugeborenen Kälber musste eine bessere Lösung her», erinnert sich Bäuerin Lotti Reubi, «denn die kamen nach der Geburt in ein Aussen-Iglu». Die Familie entschied sich, eine heizbare Kälberbox anzuschaffen. «Quasi eine Box mit integriertem Föhn», ergänzt ihr Mann Bruno Reubi. Den «Kälberwärmer», wie er das Gerät nennt, hat er vor drei Jahren für 1740 Franken bei der Firma Syntech in Herznach AG gekauft. Heute gibt es den Kälberwärmer auch bei der B+M in Densbüren AG.

Der Temperaturunterschied beträgt nach der Geburt oft mehr als 30 Grad

«Mit einem Kälberwärmer kann ein frisch geborenes Kalb innerhalb von zwei Stunden vollständig getrocknet werden», erklärt Tierärztin Corinne Bähler vom Kälbergesundheitsdienst. «Das ist eine gute Möglichkeit dem Kältestress vorzubeugen. Denn nur ein trockenes Haarkleid gewährleistet eine Isolation gegen die kalte Umgebungstemperatur.» Laut der Tierärztin können alle neugeborenen Warmblüter in Kältestress geraten. Dies geschieht, wenn zu viel Energie für die Aufrechterhaltung der Körperwärme benötigt wird. «Wenn die Zucker- und Fettreserven des neugeborenen Kalbes aufgebraucht sind, geht die Lebenskraft verloren», erklärt Bähler.

Föhnen, tränken, bürsten, decken – danach kommt das Kalb ins Aussen-Iglu

Kälber sind in der Gebärmutter von 40 Grad warmem Fruchtwasser umgeben. In der Schweiz werden die meisten Kälber in den kalten Monaten geboren. «Somit beträgt der Temperaturunterschied nach der Geburt oft mehr als 30 Grad», sagt die Tierärztin.

«Die ideale Temperatur in einem Kälberwärmer beträgt 25 bis 30 Grad», erklärt Bähler. «Bei über 40 Grad kann es zu einer Überhitzung des Kalbes kommen, insbesondere, wenn es länger als zwei Stunden im Kälberwärmer bleibt.» Für Bäuerin Lotti Reubi hat sich der Ablauf mit dem Kälberwärmer in den letzten Jahren mehr als bewährt. «Das Kalb friert dank dem Kälberwärmer nicht, es verliert so auch nicht unnötig Energie, um sich warm zu halten». Die Bäuerin weiss, wovon sie spricht. Rund 80 Kälber kommen jedes Jahr auf dem «Bampfhof» zur Welt.

«Nach der Geburt bleibt das Kalb noch kurze Zeit bei der Kuh, damit sie es ablecken kann», erklärt Reubi, «danach geht es ab in den Kälberwärmer». Nach zwei bis drei Minuten ist der Kälberwärmer warm. Im unteren Teil des Kälberwärmers gibt ein Heizkörper mit integriertem Ventilator angenehm warme Luft ab. Diese steigt durch den gummierten Rost, auf dem das Kalb liegt. Im oberen Teil des Kälberwärmers hat es drei grosse Löcher. Daraus strömt die warme Luft wieder heraus.

Um das Kalb in der Box zu platzieren, sind zwei zusätzliche Hände hilfreich. «Es kann schon mal vorkommen, dass ein Kalb aufstehen will, bevor der Deckel drauf ist», erklärt Lotti Reubi, «dann geht es zu zweit besser». Eine Hilfe lässt sich schnell finden, denn die Söhne Fabian und Michael sind auf dem Betrieb angestellt.

Nach zwei bis drei Stunden ist das Kalb komplett trocken. «Nur trockenes und unverklebtes Fell isoliert», erklärt die Bäuerin. So kommt es oft vor, dass ein Kalb nach dem «Föhnen» noch gründlich gebürstet wird. «Und spätestens dann bekommt es die Biestmilch, also innert drei bis vier Stunden nach der Geburt», die Bäuerin. Mit trockenem Fell und einer Kälberdecke kommt das Neugeborene anschliessend raus an die frische Luft in ein knietief eingestreutes Iglu.

Auch Tierärztin Bähler empfiehlt, bei Aussentemperaturen unter 10 Grad dem Kalb während fünf bis sieben Tagen eine Kälberdecke überzuziehen: «Damit ist der Körperrumpf mit den lebenswichtigen Organen vor grosser Kälte geschützt.» Sie betont aber auch, dass täglich mit der Hand erspürt werden soll, ob das Kalb schwitzt. Wenn das der Fall ist, dann soll die Kälberdecke nur in der Nacht angelegt oder ganz weggelassen werden.

Die Familie Reubi wird auch in Zukunft auf den Kälberwärmer setzen

Auf dem «Bampfhof» ist der Kälberwärmer jetzt den dritten Winter im Einsatz. Säuberlich palettiert ist er sofort einsatzbereit. Und das ist wichtig, denn die Familie bewirtschaftet neben dem Anbindestall auch einen Laufstall mit Milchkühen.

Der Kälberwärmer wird nach dem Einsatz gewaschen. «Er ist leicht und handlich, das erleichtert die Arbeit», sagt Bäuerin Lotti Reubi. Nach dem Waschen wird er palettiert und wieder zurückgestellt. So ist er sofort bereit, wenn das nächste Kalb zu Welt kommt. Dass dies manchmal sehr schnell gehen kann oder sich eine Geburt auch mal um zwei Wochen verschiebt, ist normal.

«Wir streben einen geschlossenen Betrieb an», sagt die Bäuerin. Die Stierkälber bleiben schon jetzt auf dem «Bampfhof», bis sie schlachtreif sind. Die Aufzucht der Rinder geschieht im Moment noch auf einem Partnerbetrieb. Das könnte sich schon bald ändern, denn die Familie plant einen modernen Laufstall für ihre Milchkühe und hätte dann genügend Platz für die Aufzucht der Rinder. Die Familie Reubi will auch in Zukunft auf den Kälberwärmer setzen: «Im neuen Stall haben wir genügend Platz – dann bekommt der Kälberwärmer einen fixen Standort.»