Walliser Schwarznasenschaf
Das Walliser Schwarznasenschaf beeindruckt mit üppigem Fell und spiralförmigen Hörnern. Die Schafe sind nicht nur schön, sondern sie erfüllen auch wichtige Aufgaben in der Landschaftspflege der Alpen.
Steckbrief
Gattung: Schafe (Ovis)
Art: Wildschaf
Unterart: Hausschaf
lateinischer Name: Ovis gmelini aries
Rasse: Walliser Schwarznasenschaf
Ursprung: Oberwallis
Beginn der Züchtung: Laut Überlieferung seit dem 15. Jahrhundert. Eigener Rassenstandard seit 1962.
Masse
Widerristhöhe: 72 bis 78 cm (Aue), 75 bis 85 cm (Widder)
Gewicht: 70 bis 90 kg (Aue), 80 bis 120 kg (Widder)
Typische äusserliche Merkmale
Weisse, lange Wolle am ganzen Körper – auch an den Beinen und am Kopf. Schwarze Ramsnase, schwarze Augenumrandung und schwarze Ohren. Ausserdem schwarze Fesseln und schwarze Flecken an den Sprunggelenken. Spiralförmige Hörner. Breite Brust und grossrahmiger Körperbau.
Nutztier-Lexikon
Rolf Kalbermatten vom Oberwalliser Schwarznasen-Schafzuchtverband: «Es ist eines der schönsten Schafe weltweit»
Das Walliser Schwarznasenschaf ist der Schönheit wegen beliebt. Doch die Gebirgsrasse eignet sich auch zur Landschaftspflege, erklärt Rolf Kalbermatten, Präsident vom Zuchtverband.
Leistungsdaten
Vom Walliser Schwarznasenschaf wird das Fleisch und die Wolle verwendet. Das Fleisch ist weniger fettdurchzogen als bei anderen Rassen und ist sehr beliebt.
Aus der Wolle werden hauptsächlich Teppiche oder Isolationsmaterialien hergestellt – je nach Qualität der Wolle.
Fleisch
Tageszunahmen: durchschnittlich 300 g
Wolle
jährlicher Wollertrag: 3 bis 4,5 kg
Das zeichnet diese Rasse aus
Das Walliser Schwarznasenschaf ist ein Gebirgsschaf. Es ist robust, genügsam und begabt im Klettern. Die Rasse bringt gute Futterverwerter hervor und eignet sich für die extensive Haltung.
Die Schafe sind asaisonal fruchtbar. In der Praxis lammen sie meist im Herbst und Frühling ab.
Die Geschichte der Walliser Schwarznasenschafe
Das Schaf der Tschugger und Bundesrätinnen
Egal ob auf dem Tourismusplakat des Wallis, als Statisten in der Fernsehserie «Tschugger» oder auf dem Foto neben der heutigen Bundesrätin und damaligen Bundesratskandidatin Elisabeth Baume-Schneider – die Walliser Schwarznasenschafe sind nicht zu übersehen.
Sie haben etwas Unerschütterliches an sich, diese Schwarznasenschafe. Sie stehen auf der Alpweide, trotzen dem Wetter, fressen Gras und beobachten die Wanderer – und jede Faser ihrer Wollpracht strahlt aus: Ich gehöre hierhin. Mit dieser Ausstrahlung, ihren langen Stirnfransen und den Spiralhörnern faszinieren die Schafe.
Mehr als «nur» Liebhaberei
So geht es nicht nur der breiten Bevölkerung, sondern auch den SchafhalterInnen selbst. Sie halten die Tiere in erster Linie ihrer Schönheit wegen. Denn der Fleisch-, Milch- oder Wolle-Ertrag ist nicht sonderlich ergiebig, die Rasse folglich wirtschaftlich eher uninteressant.
Vielmehr gehe es um Liebhaberei, die meist im Nebenerwerb gepflegt werde, erklärt Rolf Kalbermatten, Präsident des Oberwalliser Schwarznasen-Schafzuchtverbands. Er spricht dabei von einem der schönsten Schafe weltweit (siehe Interview mit Rolf Kalbermatten).
Dem Walliser Schwarznasenschaf kommt dennoch eine grosse Bedeutung zu: Im Tourismus eignen sich die Schafe perfekt, um das wildromantische Bild des Wallis zu zeigen. In der Landschaftspflege leisten die Schwarznasen gute Dienste, indem sie auch steile Hänge abgrasen und somit die Alpen vor der Vergandung bewahren. Damit wird einerseits die Biodiversität gefördert. Andererseits wird das Landschaftsbild für den Tourismus erhalten.
Die Verwandtschaftsverhältnisse berücksichtigen
Nicht zuletzt überzeugen folgende Zahlen: Das Walliser Schwarznasenschaf gehört zu den vier häufigsten und somit wichtigsten Schweizer Schafrassen. Auch im Herdebuch sind sie als zweithäufigste Rasse stark vertreten.
Nichtsdestotrotz kam eine Studie von der HAFL, Pro Specie Rara und der Universität Bern im Jahr 2019 zum Schluss, dass der Inzuchtgrad erhöht sei. Hauptsächlich sei die geografische Isolation der Rasse dafür verantwortlich. Die ForscherInnen empfehlen daher, die Verwandtschaftsverhältnisse bei der Anpaarung zu berücksichtigen..
Hartnäckigkeit führte zum eigenen Rassenstandard
Das Walliser Schwarznasenschaf ist eine alte Rasse: Mündliche Überlieferungen aus dem 15. Jahrhundert erzählen von einem ähnlich aussehenden Schaf. Im 19. Jahrhundert sprach man von dem «schwarznasigen Schaf aus dem Vispertal».
Um 1900 wurden Southdown-Schafe eingekreuzt, um den Zuchtfortschritt zu vergrössern. Die Kreuzungstiere waren aber weniger robust und hatten kürzere Wolle, die sich schlechter eignete, um Garn zu spinnen. Deshalb wurde wieder voll auf das ursprüngliche Schwarznasenschaf gesetzt und an dessen Zucht gearbeitet.
Als 1938 schweizweit eine Rassenbereinigung durchgeführt wurde, erhielt die Walliser Rasse zwar noch keinen Rassenstandard und auch keine eigenen Zuchtziele. Doch die ZüchterInnen blieben standhaft: 1948 wurde der Oberwalliser Schwarznasen-Schafzuchtverband gegründet. Auch dank seiner Arbeit wurde 1962 ein eigener Rassenstandard geschrieben. Zwei Jahre später wurde das Walliser Schwarznasenschaf in den Schweizerischen Schafzuchtverband SSZV aufgenommen.
Bis heute führt der SSZV das Herdebuch. Der Oberwalliser Schwarznasen-Schafzuchtverband zählt mittlerweile 870 Mitglieder, die in 40 Genossenschaften organisiert sind.
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Bestandesentwicklung
2022 waren knapp 10'800 Walliser Schwarznasenschafe im Herdebuch registriert. Damit hat die Rasse nach dem Weissen Alpenschaf den zweitgrössten Herdebuchbestand. Gut 20 % der Tiere im Herdebuch gehören zur Walliser Rasse.
Wie bei anderen Schafrassen nahm auch die Anzahl Schwarznasen im Herdebuch in den letzten Jahren ab. Gleichzeitig sank die Anzahl Zuchtgenossenschaften, sagt Verbandspräsident Rolf Kalbermatten.
Links & Quellen
- Oberwalliser Schwarznasen Schafzuchtverband
- Tierzucht und tiergenetische Ressourcen. Bundesamt für Landwirtschaft
- Farbatlas Nutztierrassen. Hans Hinrich Sambraus. Ulmer Verlag, 8. Auflage 2016. ISBN 978-3-8001-1296-8
«die grüne»-Artikel:
- Buchbesprechung: «Bäähsonders. Das Walliser Schwarznasenschaf» von Fabienne Truffer