Schwarzbraunes Bergschaf
Das schwarzbraune Bergschaf zeichnet sich in erster Linie durch gute Reproduktionsleistungen und asaisonale Fruchtbarkeit aus. Die braune Wolle hat hingegen nicht mehr den Wert von einst.
Steckbrief
Gattung: Schafe (Ovis)
Art: Wildschaf
Unterart: Hausschaf
lateinischer Name: Ovis gmelini aries
Rasse: Schwarzbraunes Bergschaf
Ursprung: Schweiz
Beginn der Züchtung:Vorfahren aus dem 14. Jahrhundert. Erste offizielle Beschreibung der Rasse im Jahr 1925.
Masse
Widerristhöhe:65 bis 80 cm (Aue), 75 bis 90 cm (Bock)
Gewicht: 70 bis 95 kg (Aue), 90 bis 120 kg (Bock)
Typische äusserliche Merkmale
Mittelgrosse, tief und breit gebaute Schafrasse. Schwarze oder braune Wolle. Der Kopf und die Beine sind nicht bewollt. Die Ohren werden waagrecht getragen. Hornlos.
Leistungsdaten
Das schwarzbraune Bergschaf wird heute des Fleisches wegen gehalten. Dank der hohen Fruchtbarkeit ist die Rasse ausserdem für Gebrauchskreuzungen beliebt.
Mastleistung
Tageszunahmen: 375 g pro Tag
Reproduktionsleistung
Erstes Ablammen: zwischen 15 und 18 Monaten
Anzahl Lämmer: 2,2 Lämmer pro Aue und Jahr
Das zeichnet die Rasse aus
Die Rasse ist asaisonal fruchtbar und überzeugt mit guten Muttereigenschaften.
Vom Wesen her ist das schwarzbraune Bergschaf temperamentvoll, aber trotzdem angenehm zu halten und hirten. Die Rasse bringt elegante, wendige Tiere hervor, die geeignet sind für z’Alp, da sie auch bei extensiver Haltung ansprechende Leistungen erbringen.
Die Geschichte des schwarzbraunen Bergschafs
Aufgeweckt, wendig, leichtfüssig und elegant
Das schwarzbraune Bergschaf SBS sei temperamentvoll, heisst es im Rassebeschrieb. «Das bedeutet nicht, dass es schwer zu bändigen und anstrengend in der Haltung ist», erklärt Hans Ryter, Präsident der SBS-Vereinigung. Das Gegenteil sei der Fall: Die SBS seien pflegeleicht und würden immer als Erste angelaufen kommen, wenn man die Herde rufe.
Das Naturell werde als temperamentvoll beschrieben, weil die Rasse aufgeweckt, wendig, leichtfüssig und elegant sei. Diese Leichtigkeit geht zulasten der Fleischigkeit, die beim SBS geringer ist als bei Rassen wie dem braunköpfigen Fleischschaf oder dem weissen Alpenschaf.
Genügsames Fleischschaf
Nichtsdestotrotz weisen auch die SBS-Lämmer durchaus ein hohes Zuwachsvermögen auf. Bis zur Schlachtreife wächst so ein milchzahniges Qualitätslamm heran, welches bei den Fleischigkeitsklassen mindestens ein «T» erzielt.
Die Rasse eignet sich daher als genügsames Fleischschaf, das sich durch hohe Reproduktionsleistungen auszeichnet: Die asaisonale Fruchtbarkeit ermöglicht drei Trächtigkeiten in zwei Jahren. Die Auen weisen ausserdem gute Muttereigenschaften und Milchleistungen auf.
Wolle für das Frutigtuch
Das Schaf, das den Berg bereits im Namen trägt, hat seinen Ursprung genau dort, in den Schweizer Bergen und im Jura. Bis heute fühlt es sich dort wohl und verbringt den Sommer meist auf der Alp.
«Seit Jahrhunderten war das Frutigtal das Land der Schafweiden. Die Tiere, eine Zier der einsamen, höchsten Hänge, schenkten dem armen, wie dem hablicheren Manne das warme Kleid, schafften ihm Arbeit und Brot. Sämtliche Wolle der Schafe wurde im Tal selbst verarbeitet, gesponnen und gewoben», schrieb die Frutiger Schriftstellerin Maria Lauber (1891-1973, zitiert auf der Website der Kulturgutstiftung Frutigland).
Diese Frutigschafe, von denen die Rede ist, sind die Vorfahren des heutigen SBS. Weitere Schläge, die im SBS aufgingen, sind das Jura-, Saanen- und Simmentaler Schaf.
Diese Schafe prägten das Landschaftsbild und ebenso die Bevölkerung. Die Schafe waren ein wichtiger Bestandteil der Selbstversorgung. Sie prägten aber auch das soziale Leben im Tal oder der Region: So entstand beispielsweise das Frutigtuch während langen Winterabenden im Lampenschein, an denen sich mehrere Frauen bei ihrer Nachbarin zum Garn spinnen und Tuch weben trafen.
Heute wird die Wolle nach wie vor verwendet. Der Wert der Wolle ist aber sicherlich nicht mehr derselbe wie einst im Frutigtal.
Die vierthäufigste Schweizer Herdebuch-Rasse
Abgesehen von der Schweiz gibt es in Deutschland und insbesondere in Österreich Populationen des SBS. Dort ist die Schweizer Rasse unter dem Namen Juraschaf bekannt.
Hierzulande ist das SBS die vierthäufigste Schweizer Rasse im Herdebuch. Eine breitere Schäferschaft nutzt die Rasse für Gebrauchskreuzungen. Die Züchter wiederum kümmern sich um den Erhalt der Rasse. Seit 1999 sind sie in der Vereinigung des schwarzbraunen Bergschafes SBS-BNP zusammengeschlossen.
Die Vereinigung fördert die Rasse im In- und Ausland, führt beispielsweise alle drei Jahre eine Landesausstellung durch und setzt sich für die Interessen und Anliegen der ZüchterInnen ein. Die Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Schafzuchtverband ist eng, dieser führt auch das Herdebuch des SBS.
Bestandesentwicklung
2022 waren 7860 schwarzbraune Bergschafe im Herdebuch registriert. In den letzten zehn Jahren hat dieser Herdebuchbestand zwar abgenommen. Doch der Rückgang war moderat, verglichen mit anderen Schafrassen, die gleichzeitig ebenfalls sinkende Zahlen aufwiesen.
Bis heute machen die schwarzbraunen Bergschafe rund 14 Prozent aller Schafe im Herdebuch des Schweizerischen Schafzuchtverbands aus.
Links & Quellen
- Zuchtvereinigung schwarzbraunes Bergschaf
- Schweizerischer Schafzuchtverband SSZV
- Kulturgutstiftung Frutigland: Das Frutigtuch
- Bundesamt für Landwirtschaft: Tierzucht und tiergenetische Ressourcen
- Farbatlas Nutztierrassen. Hans Hinrich Sambraus. Ulmer Verlag, 8. Auflage 2016. ISBN 978-3-8001-1296-8
«die grüne»-Artikel:
- Buchbesprechung: «Farbatlas Nutztierrassen» von Hans Hinrich Sambraus