Braunvieh
Von der Zentralschweiz über das Vorarlberg (A) und das Allgäu (DE) bis ins Südtirol (I) wird Braunvieh gehalten. Die Zuchtrichtung Brown Swiss ist milchbetont, während Original Braunvieh eine Zweinutzungsrasse ist.
Steckbrief
Gattung: Rind (Bos)
Art: Hausrind
lateinischer Name:Bos taurus
Rasse: Braunvieh, Zuchtrichtungen Original Braunvieh (OB) und Brown Swiss
Ursprung: Einsiedeln SZ
Beginn der Züchtung: um 1500
Gefährdungsstatus gemäss FAO: nicht gefährdet
(berücksichtigt werden u.a. Populationsgrösse und Anzahl männlicher/weiblicher Zuchttiere)
Masse
Widerristhöhe Kühe: 135 bis 145 cm (OB), 140 bis 152 cm (Brown Swiss)
Gewicht Kühe: 550 bis 800 kg
Typische äusserliche Merkmale
Braunes Fell, aufgehellt am Maul, an den Ohren, Beinen und am Bauch. Schwarze Klauen. Original Braunvieh haben helle Hörner mit schwarzen Spitzen.
Leistungsdaten
Original Braunvieh ist eine Zweinutzungsrasse, die sowohl für die Milch- als auch für die Fleischproduktion genutzt werden kann.
Brown Swiss ist eine milchbetonte Rasse. Ihre Milch enthält eine hohe Menge des Proteins Kappa Kasein B, welches bei der Käseherstellung zu einer grösseren Ausbeute führt.
Milchleistung
Leistung: 6300 kg Milch/Laktation (OB), 7300 kg Milch/Laktation (Brown Swiss)
Fett: 3,95 % (OB), 4,03 % (Brown Swiss)
Protein: 3,35 % (OB), 3,43 % (Brown Swiss)
Mastleistung OB
Geburtsgewicht: 38–43 kg
Tageszunahme: 1150–1500 g
Erstkalbealter: 28–32 Monate
Zwischenkalbezeit: 383–391 Tage
Das zeichnet das Braunvieh aus
Das Schweizer Braunvieh ist eine elegante, fast schon majestätische Erscheinung. Die Rasse gilt als langlebig, fruchtbar und anpassungsfähig. Sie ist damit für unterschiedlichste Topografien und Haltungssysteme in der Schweiz geeignet.
Braunvieh eignet sich unter anderem für z'Alp, wo die starken Glieder und robusten Klauen von Vorteil sind.
Die Geschichte des Braunviehs
Die Anfänge
Der Zuchtverband «Braunvieh Schweiz» feiert 2022 seinen 125. Geburtstag. Das Braunvieh gibt es allerdings schon sehr viel länger. Während ihrer jahrhundertealten Geschichte entwickelte sich die «Schwyzer Kuh» aus der Zentralschweiz zum Schweizer Braunvieh, welche schliesslich die Reise bis nach Amerika schaffte.
Begonnen hat diese Geschichte im Kloster in Einsiedeln, bereits um 1500. Dort fand gezielte Züchtung statt, während auf den Bauernhöfen meist selber geschaut wurde, welche Tiere nun angepaart werden.
Export nach Amerika
Das Braunvieh verbreitete sich dann vor allem ab dem 18. Jahrhundert in der ganzen Schweiz. Ab 1879 wurde das erste Schweizer Herdebuch geführt: Das «Verzeichnis edler Tiere der Braunviehrasse». Das war zu einer Zeit, in der Ernährungssicherheit wichtiger wurde. Die Menschen interessierten sich für die gezielte Selektion innerhalb ihrer Nutztierherden und züchteten mit den Tieren weiter, die in der Leistung überzeugten.
Einen grossen Sprung, der über den grossen Teich bis nach Nordamerika reichte, machte das Braunvieh im 19. Jahrhundert. Damals exportierte die Schweiz Tiere nach Übersee, wo die Zucht mit den «Brown Swiss» begann.
Die Amerikaner steigerten auf Basis der importierten Schweizer Braunvieh-Genetik die Milchmenge der Kühe. Das wurde in der Schweiz bemerkt, wo die Milchmenge stagnierte. Der Druck der Landwirte wurde grösser und grösser, man wollte von ausländischer Genetik profitieren können.
Anfangs wehrten sich die Zuchtverbände dagegen, da sie befürchteten, dass die reinen Rassen verdrängt würden. Eine Befürchtung, die nicht ganz unberechtigt war. Doch später mehr dazu.
Zurück in der Schweiz
In den 1960er-Jahren fanden schliesslich erste Kreuzungsversuche zwischen Schweizer Braunvieh und Brown Swiss aus Amerika statt. Die Geschwister des einheimischen, ursprünglichen Braunviehs kamen aus Nordamerika zurück in die Schweiz.
Mit diesen neuen Genen in der Population begann eine neue Art der Züchtung, die leistungsbetonter war. Diese Entwicklung und Verbreitung der Brown-Swiss-Genetik wurde begünstigt durch den Aufschwung der künstlichen Besamung.
Mehr und mehr konnten so gezielt Produktionsmerkmale angegangen werden und das Braunvieh entwickelte sich von der Zweinutzungskuh zu einer milchbetonten Rasse. Erste Erfolge zeigten sich bald, das Braunvieh gab dank der eingekreuzten Brown Swiss mehr Milch.
Heute: Zwei Zuchtrichtungen
Das machte die Brown Swiss beliebt. Die leistungsstarken Kühe drohten die originalen Braunen zu verdrängen. Das sollte unbedingt verhindert werden, fanden einige Züchter und gründeten 1981 die «Vereinigung zur Erhaltung und Förderung der schweizerischen Original Braunviehrasse». Heute umfasst der Schweizer Original Braunviehzuchtverband über 500 Mitglieder, die das Original Braunvieh OB züchten.
Als ihr Partner führt der Zuchtverband «Braunvieh Schweiz» heute das Herdebuch beider Zuchtrichtungen (OB und Brown Swiss). Daneben bietet der Verband seinen Mitgliedern Milchleistungsprüfungen, Labor-analysen und weitere Dienste an.
Bestandesentwicklung
Vor zehn Jahren waren 8000 Kühe der Rasse Original Braunvieh (OB) im Herdebuch registriert. Diese Zahl stieg an und liegt nun bei rund 13'500 original braunen Kühen.
Diese Zunahme geht zu einem Teil auf Kosten der Brown Swiss. In zehn Jahren sank deren Zahl von über 200'000 auf 157'000 Herdebuchkühe.
Allerdings ist die grosse Abnahme dort vor allem durch den Strukturwandel zu erklären: Betriebe gaben die Milchproduktion auf, folglich hat es weniger Kühe in der Schweiz.
Links & Quellen
- Zuchtverband Schweizer Original Braunvieh
- Zuchtverband Braunvieh Schweiz
- Verein Mutterkuh Schweiz
- Artikel: «Fall und Aufstieg der Schweizer Braunviehzucht». Stefan Mann (2019). Agrarforschung Schweiz 10 (1): 26–31
- Bundesamt für Landwirtschaft: Tierzucht und tiergenetische Ressourcen
«die grüne»-Artikel:
- Kolumne Schweizerdeutsch: Treichel, Bummela, Chlöpfer & Plumpa
- Ausstellung im Museum Burg Zug: Die Rinder-Rasse Braunvieh steht im Museum
- Buchbesprechung: Spannendes Fachbuch rund um «Das Rind»