Kurz & bündig
- Bei Bodenverdichtungen kann Direktsaat in aufgelockerte Streifen gesät werden.
- Ein Striptill-Gerät lockert die Saatreihen vorgängig auf.
- Bei massigen Gründüngungen helfen die Streifen bei der Bodentrocknung vor der Saat.
- Die Lockerung und die Saat müssen mit einem exakten Spurführungssystem ausgeführt werden.

Im Frühjahr 2023 waren die Saatbedingungen für Zuckerrüben und Mais nicht einfach. Oftmals war es nass und die Aussaat musste erdauert werden. Bei regnerischem Wetter trocknete der Ackerboden, der im Direktsaatsystem mit einer Gründüngung über den Winter gebracht wurde, im feuchten Frühling nur ganz langsam ab.

Die Direktsaat ist die Saatmethode des konservierenden Anbauverfahrens, bei der auch die Pflanzenartenvielfalt, die Bodenruhe und lange Fruchtfolgen eine zentrale Rolle spielen.

Unter diesen Voraussetzungen entwickeln sich zum Teil sehr massige Gründüngungen. Das ist sehr erwünscht: In diese wird im Frühling die nächste Hauptkultur direkt angesät. Heutige Direktsaatmaschinen haben keine Mühe, das Saatkorn durch eine dicke Mulchschicht in einer exakten Ablagetiefe in einem keimfreudigen Umfeld zu platzieren.

Mulchschicht hält den Boden lange feucht

Der Erfolg der Direktsaat mit massiger Begrünung wurde im Frühling 2023 jedoch zu einer Herausforderung bei der Wahl des Saatzeitpunkts. Normalerweise stellt die Saat im Frühling keine grossen Herausforderungen dar: Die Zeitfenster mit trockenen Bodenbedingungen sind vorhanden und in den vergangenen Jahren war es sogar eher zu trocken als zu nass.

Das Frühjahr 2023 war wettermässig jedoch das pure Gegenteil. Das hat man auch beim Lohnunternehmen Landag AG in Wiler bei Seedorf BE festgestellt. Vater Hanspeter und Sohn Raphael Lauper haben einige Flächen vor der Direktsaat mit einem Striptill-Gerät vorbereitet. Vor allem dort, wo massige Gründüngungsbestände und schwerer Boden die Bodenabtrocknung erschwerten. Etwa einen Tag vor der Saat wurden die Saatreihen einige Zentimeter tief aufgerissen. Das Gerät war mit Räumern ausgerüstet, wodurch das Saatband freigelegt wurde. So konnte die Erde am Saatbereich rascher abtrocknen.

Dies führte unter diesen besonderen Bedingungen zu besseren Saatbedingungen als bei der normalerweise üblichen direkten Aussaat. Aufgrund der gelockerten Streifen mit 10 bis 15 Zentimeter Breite gilt das Verfahren weiterhin als Direktsaat bei einem Reihenabstand von 75 Zentimetern.

Bei 50 Zentimeter Reihenabstand wird es knapp, wenn man Direktsaat mit maximal 25 Prozent Bodenbewegung nach FAO auslegt. Wer exakt ein Verfahren befolgen will, muss also genau messen, die anderen können sich an den Vorteilen freuen.

Striptill als Lösung für ein Luxusproblem

Es ist ein Ziel der konservierenden Landwirtschaft, dass die Mulchschicht sowohl die Feuchtigkeit im Boden zurückhält wie auch Unkraut unterdrückt. Zudem wird die Biomasse durch das Bodenlebewesen abgebaut und in eine ackerbodenförderliche Form gebracht, um den Boden zu stärken.

Es ist eher ein Luxusproblem als ein wirkliches Problem, wenn man nach Lösungen sucht, weil «zu viel» Biomasse auf dem Feld herangewachsen ist. Hier hat sich das Striptill-Verfahren nun bewährt und kann auch in anderen Jahren mit solchen Bedingungen als ergänzende Lösung zur Direktsaat genutzt werden.

Das Striptill-Verfahren kennt man seit rund 15 Jahren in Europa. Die Grundidee stammt aus Nordamerika. Dort führt man die Reihenlockerung vor dem Winter aus, um dann im Frühling direkt in das abgesetzte Saatband zu säen. In der Schweiz wird heute ein Striptill-Gerät meistens in Kombination mit einem Sägerät für die Reihensaat kombiniert. Es wird als weniger intensives Verfahren als Ergänzung zur Streifenfrässaat angeboten.

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Verdichtungen auf Kunstwiesen aufbrechen

Bei der Landag AG wurde Striptill zum Teil auch dort eingesetzt, wo beim Silieren Spurbildungen entstanden. Hier hat ebenfalls die erwähnte Witterung im Frühling 2023 dazu beigetragen, als bei kurzen Wetterfenstern das Futter konserviert werden musste. Es blieb wenig Zeit, damit der Boden vor dem Einführen mit schweren Maschinen genügend hätte abtrocknen können.

Um auf solchen Parzellen anschliessend den Mais nicht in eine verdichtete Spur zu säen, kann man ein solches Feld tief pflügen, damit der Oberboden aufgelockert wird. Das ist jedoch keine Lösung für einen Direktsaatbetrieb. Es war auch keine gute Lösung für viele andere Betriebe in der Schweiz, welche in der Folge von Starkregen und Bodenerosion betroffen waren.

Beim konventionellen Anbauverfahren mit Pflug besteht bei Frühlingssaaten immer ein Risiko, dass ein Starkregen im dümmsten Moment – wenn die Pflanzen noch keine grosse Bodenabdeckung erreicht haben – für Erosionsschäden sorgt.

Wurden bei der Siloernte Spuren gebildet, hat sich auch dort ein Anwendungsbereich von Striptill vor der Direktsaat gezeigt. Bei dieser Anwendung geht es gegenüber dem Einsatz bei der dicken Mulchschicht darum, den Boden in den Saatreihen zu lockern.

Hanspeter Lauper hat festgestellt, dass viele Landwirte aufgrund der nassen Bodenbedingungen vor den Reihensaaten die Direktsaat als Alternative zum bisherigen Pflügen in Erwägung zogen und sich entsprechend informierten. Direktsaatpionier Lauper freute sich über die Anfragen. Er weiss jedoch auch, dass es nie eine gute Voraussetzung ist, es mit der Direktsaat ausgerechnet dann zu versuchen, wenn die Bedingungen schlecht sind. Der Landwirt wird enttäuscht sein und das Verfahren in Zukunft sein lassen. Um dies zu verhindern, wurde Striptill beim Direktsaatprofi aktuell. Es muss nicht gepflügt werden und dennoch kann verhindert werden, dass die Wurzeln bereits kurz nach dem Keimen auf verdichtete Bodenbereiche stossen.

Die Saatvorbereitung mit dem Striptill-Gerät ist für Hanspeter Lauper kein Tabubruch. Nebst Direktsaat erledigt er mit den gleichen Maschinen auch Aufträge bei gepflügten Feldern. «Es hat sich jedoch gezeigt, dass Striptill eine gute Einstiegs-lösung sein kann, die Reihenkulturen mit weniger Bodenbearbeitung anzubauen.» Durch das Verfahren lassen sich allfällige Verdichtungen etwas kaschieren. Der Boden kann sich entwickeln, bis später gar nicht mehr mit Lockerung nachgeholfen werden muss.

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Für die Spurführung braucht es exakte Positionsdaten

Die Landag AG setzt Striptill im sogenannt abgesetzten Verfahren ein. Die beiden Arbeitsschritte werden nicht in einer Maschinenkombination zusammengelegt. Damit wäre das Ziel der zwischenzeitlichen Abtrocknung ja auch nicht erreicht worden. Das kombinierte Verfahren wird vor allem in leichteren Böden angewendet, bei denen der Schar des Striptillgeräts eher tiefer lockert als hier bei der Direktsaatvorbereitung. Wird das Verfahren kombiniert eingesetzt, braucht es einen grösseren Traktor mit höherem Bodendruck.

Beim abgesetzten Verfahren sind leichtere Traktoren möglich. Allerdings fährt man dann für die gleiche Arbeit zweimal. Beide Verfahren haben diesbezüglich Vor- und Nachteile.

Die Satelliten-Signale verzögern sich auf dem Weg zum Traktor und die Genauigkeit liegt bei nur +/− 10 bis 15 Metern. Referenz-GPS-Antennen sind eingemessen und erkennen die Signalverzögerung. Dies ergibt den Korrekturwert, welcher der RTK-Korrektursignal-Anbieter (RTK=Real Time Kinematik) in «Echtzeit» über die Mobilfunk-Verbindung an den Traktor sendet.LandtechnikRTK-Korrektursignal bestimmt die PositionDonnerstag, 25. Juli 2019 Das abgesetzte Verfahren setzt voraus, dass beide Maschinen mit identischer Spurführung das Feld befahren. Dazu wurden beim Stripen für die Landag AG die Spuren mit RTK-GPS aufgenommen. Das ist das genauste Spurführsystem mit einer Abweichung von nur plus/minus zwei Zentimetern. Die so aufgezeichneten Spuren können immer wieder gefunden werden. Beim abgesetzten Verfahren werden die aufgezeichneten Spuren vor der Saat an den Terminal des Sätraktors gesendet, wenn das Säen mit einem anderen Traktor als das Stripen erfolgt.

Bei der Situation bei der Landag AG war der Datentransfer noch einfacher, da der externe Unternehmer mit dem Striptill-Gerät ebenfalls mit der Online-Plattform von John Deere arbeitet. Durch die Partnerverbindung im Operationscenter (organisatorischer Softwareteil von MyDeere) werden die Daten ausgetauscht und im Unternehmen mittels der Funktion «Data Sync» immer mit allen Displays (Traktoren, Mähdrescher, Gator, usw.) synchronisiert. Somit haben immer alle vernetzten Beteiligten einen aktuellen Datenstand in Echtzeit. An diesem Beispiel zeigt sich, dass Smart-Farming-Technologien in der Praxis einen grossen Nutzen bringen und im Ackerbau neue Verfahren bei der Bewirtschaftungsweise ermöglichen.

Es geht zwar nicht darum, die Direktsaat als einzige Lösung gegen Bodenerosion zu sehen, aber der Nutzen ist gross, wie der Erosionsfrühling 2023 gezeigt hat.

Vor allem aufgrund der Glyphosat-Diskussion ist die reine Direktsaat flächenmässig in den vergangenen Jahren etwas zurückgegangen. Im Rahmen der konservierenden Landwirtschaft mit viel Gründüngungen nehme das Verfahren allerdings wieder zu, stellt Hanspeter Lauper fest. Der negative Glyphosat-Ruf hält sich aber stabil. Viel stabiler als die Erde gepflügter Felder am Hang.

Direktsaat
Direktsaat ist Glyphosat-abhängig. Unkräuter können nicht mechanisch reguliert werden und Zwischen-kulturen lassen sich nicht maschinell einarbeiten. Wird mit anderen Verfahren ein Feld mechanisch für die nächste Kultur vorbereitet und eine Zwischenkultur eingearbeitet, kommt bei der Direktsaat Glyphosat zum Einsatz. Die Zwischenkultur wird chemisch gestoppt. Gegenüber den anderen Verfahren verbleiben die Rückstände an der Ackeroberfläche, wo sie zunächst noch als Mulchschicht dienen, bevor sie von Bodenlebewesen abgebaut werden. Direktsaat gilt als das bodenschonendste Saatverfahren im Rahmen der konservierenden Landwirtschaft.