Kurz & bündig
- Werner Humbel in Stetten AG hat einen Luftwäscher im Schweinestall eingebaut.
- Damit reduziert er den Schweinegeruch und gleichzeitig auch die Ammoniak-Emissionen.
- Die neue Stalllüftung und der neue Luftwäscher kosteten rund 650'000 Franken.
- Diese Investition lohne sich, sagt Thomas Kupper von der HAFL: Ammoniak-Emissionen können damit effizient reduziert werden.
- Bund und Kantone unterstützen LandwirtInnen finanziell beim Bau eines Luftwäschers.

Im Stall von Werner Humbel in Stetten AG sind 1500 Mastschweine untergebracht. Von dem typischen Schweinegeruch liegt nichts in der Luft. Verantwortlich dafür ist der Luftwäscher, der als grosse Kiste mit fünf Kaminen in der Mitte des Stalldachs installiert ist.

«Diesen Luftwäscher habe ich meinetwegen eingebaut. Ich wollte beim Wohnhaus gleich neben dem Stall nicht ständig die Schweine riechen müssen», erzählt Humbel und lacht.

Zur Geruchsreduktion würde ein biologischer Luftwäscher ausreichen (siehe Kasten). Doch Landwirt und Unternehmer Humbel sagte sich «wenn schon, denn schon» und baute einen Kombi-Luftwäscher ein. Dieser reduziert nebst dem Geruch auch gleich die Ammoniak-Emissionen.

Zuerst die Lüftung, dann Stall und Luftwäscher planen

Werner Humbel geht voran, die Treppe hinauf in den zweiten Stock des Schweinestalls. «Bei jedem Stall muss zuerst an die Lüftung gedacht werden. Dann kann der Stall darum herum gebaut werden», erklärt er dabei.

Er öffnet eine Tür und steht mitten im Frischluftkanal. Dieser befindet sich zwischen Schweinestall und Dach. Die frische Luft fliesst auf der gesamten nördlichen Längsseite des Stalls unter dem Dach in diesen Hohlraum. Ein beachtlicher Streifen des Bodens im Frischluftkanal ist gelöchert. Durch diese Löcher sinkt die frische, kühle Luft direkt zu den Schweinen in den Stall hinunter.

Betriebsspiegel von Werner Humbel
Werner Humbel, Stetten AG

LN: 20 ha
Kulturen: Ackerbau und Weiden
Tierbestand: 1500 Mastplätze für Schweine
Weitere Betriebszweige: Recycling Energie AG
Arbeitskräfte: 2 Personen

www.recycling-energie.ch

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Zuluft und Abluft streng getrennt

In der Mitte des Frischluftkanals gibt es einen weiteren begehbaren Kanal, der vollständig abgetrennt ist. Durch eine Tür führt Werner Humbel in diesen Abluftkanal – und hier riecht es nun deutlich nach Schwein. Kein Wunder: Hier sind Luken im Boden geöffnet, durch welche die Abluft aus dem Stall steigt.

«Wichtig ist, dass in diesem Kanal keine Stromkabel gezogen werden. Denn das beissende, saure Ammoniak würde die Kabel angreifen», erklärt Werner Humbel.

Aus dem gleichen Grund werden im Abluftkanal ausschliesslich die Materialien Holz, Chromstahl und Kunststoff verwendet, ergänzt Humbel.

Knapp 90 Prozent weniger Ammoniak in der Luft

Genau in der Mitte des Stalls steht der Luftwäscher im Abluftkanal. Von links und rechts gelangt die Abluft dorthin, wird unten eingesogen und dann nach oben abgeführt. Dabei wird die Luft mittels Düsen auf drei verschiedenen Höhen besprüht.

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Am Boden des Luftwäschers steht ein Becken, welches das Wasser auffängt. Dieses Abschlämmwasser wird in die Güllegrube geleitet. Ammoniak in der Luft kann also über das Wasser in die Gülle geführt und somit als Dünger zurückgewonnen werden.

Die gewaschene Luft geht am Ende durch den Kamin nach draussen – mit knapp 90 Prozent weniger Ammoniak, als in der ursprünglichen Abluft gemessen wurde. Dies belegt eine Messung der unabhängigen Firma Noxaquant GmbH.

«Die Technik ist recht simpel»

Damit diese Effizienz langfristig gewährleistet ist, lässt Werner Humbel im Frühling den kompletten Luftwäscher leeren. Das Wasser wird abgelassen und der Innenraum zwei Tage lang geschrubbt und geputzt, bevor das System mit frischem Wasser gefüllt wird.

Abgesehen davon halte sich der Arbeitsaufwand im Zusammenhang mit dem Luftwäscher in Grenzen: «Die Technik ist recht simpel. Es gibt eine Steuerung, die den Wasserstand und den pH-Wert kontrolliert. Sollte etwas nicht stimmen, bekomme ich eine SMS. Aber das geschieht selten», so Humbel. Da die Anlage die ganze Zeit läuft, müssen Düsen und Schläuche auch nicht entkalkt werden.

Der Wasserverbrauch beträgt pro Jahr 360 Kubik, wobei der tägliche Verbrauch schwankt: Im Sommer, wenn mehr Wasser verdunstet, steigt der Wasserverbrauch.

Der Stromverbrauch von Lüftung (fünf Ventilatoren) und Luftwäscher (Umwälzpumpe) zusammen liegt bei 11 kW – wobei dieser Strom von der Solaranlage auf dem Stalldach kommt.

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Gülle vergärt in der Biogasanlage

Ein Luftwäscher ist eine teure Investition. Der obere Stock seines Schweinestalls – Lüftung und Luftwäscher – habe ihn 650'000 Franken gekostet, sagt Werner Humbel.

Dabei habe er keine finanzielle Unterstützung in Anspruch genommen. «Ich musste keine Auflagen erfüllen, sondern baute den Luftwäscher allein meinetwegen ein», betont Humbel, der sagt, dass die Schweinehaltung für ihn in erster Linie ein Hobby sei.

Hauptsächlich ist Humbel bei der Recycling Energie AG involviert, die er mitgegründet hat. «Wir sind schweizweit die grösste Biogasanlage. Wir nehmen Abfälle aus der Lebensmittelindustrie und Gülle aus der Landwirtschaft an.»

Auch seine eigenen 4000 Kubik Schweinegülle pro Jahr werden mittels Güllefässern in die nahe gelegene Biogasanlage transportiert. Die vergärte Gülle wird separiert – «wegen des Mikroplastiks, der in der Anlage landet» – und Humbel bringt sie anschliessend mit dem Schleppschlauch auf seinen Feldern aus.

«Kaum eine andere Massnahme reduziert so effektiv»

Thomas Kupper, Experte für Ammoniak an der Fachhochschule für Agrar-, Lebensmittel- und Forstwirtschaft HAFL ist sich bewusst, dass die Investition in einen Luftwäscher hoch ist: «Doch es lohnt sich. Kaum eine andere Massnahme reduziert die Ammoniak-Emissionen so effektiv wie der Luftwäscher.»

Allerdings sei der Luftwäscher wegen der Lüftung meist nur bei Neubauten und geschlossenen Ställen möglich.

Es scheint aber auch Label-Ställe zu geben, welche einen Luftwäscher haben. Vermutlich sei hier die Abscheideleistung kleiner, sagt Kupper und ergänzt: «Wenn ein Label-Stall Interesse an einem Luftwäscher hat, sollte man das sicherlich genauer anschauen und möglichst unterstützen.»

Bund und Kanton unterstützen den Luftwäscher finanziell

Für den Bau von Luftwäschern oder anderen emissionsmindernden Massnahmen (wie etwa der Gülle-Ansäuerung) stellt der Bund finanzielle Mittel zur Verfügung. Dabei handelt es sich um Beiträge sowie um Investitionskredite. Die Beiträge müssen nicht zurückgezahlt werden, die Investitionskredite schon.

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Die Investitionshilfen betragen:

  • Bundesbeitrag von maximal 100'000 Franken pro Betrieb (ohne den befristeten Bundeszuschlag).
  • Obligatorische Co-Finanzierung durch den jeweiligen Kanton, zusätzliche minimal 100'000 Franken. Sollte ein Kanton weniger kantonale Beiträge sprechen, reduzieren sich die Bundesbeiträge anteilsmässig.
  • Investitionskredite: 50 Prozent der anrechenbaren Kosten nach Abzug allfälliger öffentlicher Beiträge.

Es müssen Auflagen erfüllt sein, damit Geld fliesst

Damit diese Investitionshilfen gesprochen werden, muss ein Betrieb Anforderungen erfüllen, schreibt das Bundesamt für Landwirtschaft BLW auf Anfrage.

Nebst allgemeinen Anforderungen (mehr als eine Standardarbeitskraft SAK, eine gewisse Vermögenslimite, usw.) muss eine dieser drei spezifischen Anforderungen erfüllt sein:

  • Der Bau wurde vor dem 31. Dezember 2020 bewilligt. Die Baubewilligung wurde ohne Auflage zur Abluft-Reinigung oder zur Gülle-Ansäuerung erteilt,
  • bei einem neuen Stallbau kann sämtlicher betrieblicher Hofdünger auf der Betriebsfläche verwertet werden oder
  • mit dem Bau können die Ammoniak-Emissionen pro Hektare landwirtschaftlicher Nutzfläche gegenüber vorher um mindestens 10 Prozent reduziert werden.

Bei den ganzen Auflagen geht leicht der Überblick verloren. Bei der praktischen Umsetzung der emissionsmindernden Stallbauten kann Beratung hilfreich sein. Diese erhalten LandwirtInnen über die nationale Drehscheibe Ammoniak: Deren Berater helfen bei Bauprojekten und sind bei der Stallbau-Planung dabei.

Ammoniak-Reduktion in der Schweizer Landwirtschaft
Eines der Umweltziele des Bundes ist es,die Ammoniak-Emissionen aus der Landwirtschaft drastisch zu reduzieren: Um 20 Prozent bis 2030, verglichen mit dem Mittelwert der Jahre 2014 bis 2016.

Langfristig verlangt das «Umweltziel stickstoffhaltige Luftschadstoffe» eine Reduktion um rund 40 Prozent.

Thomas Kupper, Ammoniak-Experte an der HAFL, gibt dabei zu bedenken, dass Stickstoffverluste nicht nur der Umwelt, sondern auch dem Landwirt schaden: «Es ist wichtig, dass die Betriebe sich dafür einsetzen, die Ammoniak-Emissionen zu senken und damit auch Nährstoffverluste ihres Betriebs einschränken.»

Politik und Wissenschaft beschäftigen sich mit Lösungen zur Reduktion von Ammoniak-Emissionen. Es kann an verschiedenen Stellen angesetzt werden: Im Stall, bei der Lagerung und Ausbringung der Gülle oder auf der Weide.

An verschiedenen Orten möglich
Bei der Lagerung und Ausbringung der Gülle sind bereits konkrete Massnahmen vorgeschrieben:
- Seit dem 1. Januar 2022 muss das Güllelager abgedeckt sein.
- Ab 2024 gilt das Obligatorium zur emissionsarmen Ausbringung der Gülle («Schleppschlauch-Obligatorium»).

Vergleichbare Vorschriften gibt es aktuell bei den stallbaulichen Massnahmen nicht.
Thomas Kupper erklärt jedoch, dass je nach Kanton und Lage des Gebäudes Grenzen eingehalten werden müssen: «Wenn ein Landwirtschaftsbetrieb ein Baugesuch eingibt, muss untersucht werden, ob der geplante Bau die umliegenden Flächen nicht mit Ammoniak-Emissionen überlastet.»

Allenfalls erhalte der Betrieb Auflagen vom Kanton, um Emissionen zu reduzieren. Um die Umweltziele zu erreichen, müssten bei jedem Stallbau emissionsmindernde Massnahmen umgesetzt werden, erklärt Kupper.

Davon sei man allerdings noch weit entfernt, so der Experte: «Die Kantone setzen die Umweltziele in der Praxis unterschiedlich strikt um.»

Bei jedem Stallbau: Emissionen mindern
Müssen Auflagen erfüllt werden, gilt: Es zählen nur Massnahmen, bei welchen die Ammoniak-Reduktion erwiesen und messbar ist. Im Agrammon, einem Simulationsmodell zur Berechnung von Ammoniak-Emissionen auf dem Betrieb, werden folgende Optionen für die Schweinehaltung vorgeschlagen:
- Phasenfütterung der Schweine
- Luftwäscher
- Gülle-Ansäuerung
- Schnelle Kot-Harn-Trennung durch schräge Flächen, Harnsammelrinne und Unterflurschieber.