Die Wühlmaus (Arvicola terrestris)
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Die Wühlmaus liebt fleischige, saftige Wurzeln und Knollen. Sie ernährt sich hauptsächlich unterirdisch. Die Schermaus wiegt 60 bis 110 g und misst 12 bis 20 cm. Sie pflanzt sich von Februar bis Ende Oktober fort, die Tragezeit beträgt 21 Tage. Nach zwei Monaten sind Wühlmäuse bereits geschlechtsreif. Pro Wurf gibt es 4 bis 8 Jungtiere. So kann die Population eines Paars auf bis zu 150 Tiere ansteigen.
Wühlmäuse knabbern an den Wurzeln von Bäumen und lassen die Pflanzenvielfalt durch selektives Fressverhalten verarmen. Die verwühlten Erdhaufen und die Gänge verursachen zum Teil starke Unebenheiten in der Grasnarbe.
Es kommt zu Folgeschäden: Verunstaltung und Verarmung der Grasnarbe, verunreinigtes Futter, Fehlgärung im Silo, Minderung der Milchleistung bei Grossvieh, Erkrankung von Vieh, Schäden an landwirtschaftlichen Geräten. Auch diese Mäuseart kann Krankheiten übertragen. Deshalb: Tote und lebende Tiere nur mit Handschuhen anfassen!
Die Feldmaus (Microtus arvalis)
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Die Feldmaus ist ein vielseitiger Pflanzenfresser. Sie ist 20 bis 45 g schwer, und 9 bis 12 cm gross. Sie pflanzt sich von März bis Ende Oktober fort, hat allerdings selten mehr als zwei Würfe mit zwei bis acht Jungtieren. Feldmäuse übernehmen gerne verlassene Bauten von Schermäusen oder Maulwürfen. Sie macht kleine(ca. 2,5 cm) Löcher im Bau. Die Fressspuren rund um diese Löcher sind oft gut sichtbar. Die Feldmaus ist viel mobiler als die Schermaus. Sie zieht, wenn sie gestört wird, häufig weiter. Diese Mäuseart ist eine leichte Beute für kleine Raubtiere oder Raubvögel. Feldmäuse schälen gern ringförmig die Rinden der Obstbaumstämme, manchmal bis zu den Wurzeln. Sie knabbert an allen oberirdischen Pflanzenteilen und verursacht Schäden an jungen Pflanzen, Saatgut und Knollen.
Diese Mäuseart ist Trägerin von Parasiten, bakteriellen und viralen Krankheiten, die auch den Menschen befallen können. Tote oder lebende Tiere nur mit Handschuhen anfassen!
Der Maulwurf (Talpa europaea)
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Der Maulwurf ist in Schweiz im Gegensatz zu Deutschland und Österreich nicht geschützt! Er ist 50 bis 130 g schwer und misst 10 bis 15 cm. Maulwürfe machen zwar kaum Schäden an Pflanzen. Unter Umständen aber untergräbt der Maulwurf auf der Suche nach Nahrung die Erde so stark, dass die Bodenhaftung der Pflanzen beeinträchtigt wird und Wachstumsdepressionen ausgelöst werden. Die verwühlten Erdhaufen und die vielen Gänge verursachen zum Teil auch starke Unebenheiten in der Grasnarbe. Dadurch entstehen Folgeschäden wie Verunstaltung der Grasnarbe, verunreinigtes Futter, Fehlgärung im Silo oder Werkzeugschäden.
Was kostet eine Maus?
In der Landwirtschaft entstehen durch Mäuse jährlich Schäden in Millionenhöhe. Agroscope-Auswertungen haben ergeben, dass eine Wühlmaus durchschnittliche Kosten von 5.– Franken verursacht. Mäuse bekämpfen lohnt sich also schon ab wenigen Tieren pro Stunden und kann ausserhalb der Arbeitsspitzen erfolgen. Am effizientesten ist es, wenn jemand vom Betrieb sich in Randzeiten um die Mäusebekämpfung kümmert. [IMG 13]
Norbert Ricklin sagt, dass schon bei wenigen Mäusen der Jahresertrag an Futter um 10 Prozent sinkt, bei gleichbleibenden Erntekosten. Das sind pro Hektare1 bis 1,5 t Futter (Trockensubstanz), was mehr als 50 Tage Futter für eine Kuh entspricht.
Welche Schäden richten Mäuse an?
Mäuse können Obstbäume komplett zerstören. Müssen Bäume nachgepflanzt werden, dauert es einige Jahre, bis sie einen Vollertrag liefern.
Im Futterbau kosten Sanierungsmassnahmen in Wiesen ein paar hundert Franken pro Hektare, wenn es eine Übersaat braucht (Saatgut, Maschinenkosten, Arbeitsstunden). Sind die Schäden so gross, dass es eine Neuansaat mit Bodenbearbeitung und Säuberungsschnitt braucht, summiert sich das auf 2000.– Fr./ha.
Ein Zaun für besonders wertvolle Kulturen
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Besonders wertvolle Kulturen wie Obst- oder Beerenanlagen können mit einem Zaun geschützt werden, der mit «Selbstbedienungsfallen» bestückt ist.[IMG 5]
Dabei wird ein 60-cm-Drahtgeflecht rund 30 cm tief in den Boden eingepflügt, oberirdisch entsteht ein 30 cm hoher Zaun.
An diesem rennen die Mäuse entlang, wenn sie während der Wanderungszeit in der Nacht unterwegs sind. Dabei flüchten sie sich in die Fallen, die von Füchsen und Mardern geleert werden können. Flückiger betont, dass ein Zaun nur sinnvoll sei, wenn die Obstanlage leergemaust und regelmässig kontrolliert werde.
Natürliche Feinde
Ideal ist, die Mäuse mit natürlichen Feinden so zu bekämpfen, dass gar keine grossen Populationen entstehen können. Felder und Wiesen müssen für die Tiere aber attraktiv sein. Füchse riechen die Mäusenester und graben diese mitsamt den Jungmäusen aus.
Gut genährte Katzen sind gute Mauser. Sie öffnen ein Loch im Gangsystem der Schermäuse und erlegen die Mäuse, wenn sie kommen, um das Loch zu verschliessen.
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Wann mit Mausen beginnen?
Mäuse sollten bekämpft werden, solange die Population tief ist. Landwirt Norbert Ricklin aus Gommiswald SG bekämpft Mäuse das ganze Jahr. Sinnvoll ist Mausen auch im Winter, wenn es nicht gefroren ist. Dann haben die Landwirte Zeit, das Gras ist tief und die Jagd effizient.
Mauserin Kathrin Hirsbrunner sagt, dass man das ganze Jahr dranbleiben müsse, wenn man eine Fläche mäusefrei halten wolle. Sinnvoll sei, schon im Februar zu beginnen, weil man so den ersten Nachwuchs verhindert. Im Januar und Februar gebe es meist noch keinen Nachwuchs, weil die sexuelle Aktivität mit dem Graswuchs verbunden ist. Wartet man aber bis im April, hat jedes Mäusepaar mindestens vier Junge – und diese muss man auch noch fangen.
Im Obstbau muss vor dem Winter jede Maus gefangen werden, weil der grösste Schaden an den Bäumen im Winter entsteht. Der beste Zeitpunkt dafür ist im Dezember, weil dann die geleerten Bauten sicher leer bleiben und nicht sofort wieder von einwandernden Mäusen besetzt werden.
Agroscope rät, bei Vegetationsbeginn mit Mausen zu beginnen. Denn je nach Mäusebefall reichen Striegeln, Eggen oder Walzen der Mäusehaufen als Wiesensanierungsmassnahmen nicht aus. Es braucht Übersaaten sowie eine konsequente Bekämpfung der Mäuse.
Der Götti der Ringlifallen
[IMG 7] Norbert Ricklin maust, weil es ihm Freude macht: Der 62-Jährige hat seinen Betrieb mittlerweile übergeben, den Mäusen rückt er weiterhin auf den Pelz. Sein Rekord liegt bei 88 Mäusen in vier Stunden, die er mit Ringlifallen fängt. Für ihn ist diese Methode unübertroffen effizient, deshalb hat er den «Muuserchnecht» entwickelt. Das praktische Gestell aus Edelstahl kann mit einer Hand getragen werden und beinhaltet 50 Fallen, einen Suchstab und 25 Markierstäbe. Die Ringlifallen schätzt Ricklin, weil sie leicht, kostengünstig und effizient sind.
Wie Feldmauserin Kathrin Hirsbrunner rät Ricklin zu konsequenter Bekämpfung bei ersten Anzeichen: Das heisst, sobald auch nur ein Mäusehaufen zu sehen ist. Denn Ricklin sieht die Mäuseschäden aus einer klar betriebswirtschaftlichen Perspektive: Mäuse fressen das gute Gras und somit wirft eine Wiese weniger Ertrag ab.
Norbert Ricklin unterstützt Landwirte beim Mausen: Da er es als Hobby ansieht, verlangt er eine Tagespauschale von 100 Franken, ein Mittagessen und die Fahrkosten. Zudem gibt er sein Wissen an Kursen des Landwirtschaftlichen Zentrums St. Gallen weiter.
100'000 Mäuse in 16 Jahren
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Die wohl bekannteste Mauserin der Schweiz ist mittlerweile pensioniert: 100'000 Mäuse hat Kathrin Hirsbrunner in ihrer aktiven Zeit zwischen 2006 und 2022 gefangen. Dass sie keine Nachfolgerin gefunden hat, bedauert sie sehr – ihr Wissen würde sie gerne weitergeben.
Hirsbrunner arbeitet in einem kleinen Rahmen weiterhin als Mauserin. Wer von ihr das Mausen mit Topcat-Fallen lernen will, kann einen Privatkurs buchen: Sie begleitet Landwirte einen Tag lang, bringt Fallen mit und gibt ihr Wissen weiter. Den Preis bestimmt sie individuell, er liegt zwischen 400 bis 500 Franken (Anfahrt inbegriffen).
In all den Jahren als Mauserin hat Kathrin Hirsbrunner gelernt, sich in die (Wühl-)Mäuse hineinzudenken. Sie kann die Zeichen auf einer Wiese lesen. Den Mäusebau vergleicht sie mit einer Wohnung: Die Fallen müssen also nicht im Keller sein, sondern dort, wo die Mäuse zwingend vorbeikommen. Hirsbrunner stellt ihre Fallen in 4 bis 5 m Entfernung, damit die Mäuse dem Fremdkörper gegenüber nicht allzu misstrauisch werden.
Im Futterbau ist eine Kontrolle nach jeder Bearbeitung sinnvoll. Nach dem Weiden rät Hirsbrunner nach einer Woche zu einem Mäuse-Kontrollgang, nach dem Mähen bereits nach drei Tagen. Was ihr auch wichtig ist: «Nicht einfach Fallen setzen und davonlaufen!» Sondern beobachten, die Fallen sofort leeren und am gleichen Ort wieder stellen.
Fallen oder Gas?
[IMG 8] Während Norbert Ricklin auf die Ringlifalle schwört, setzt Kathrin Hirsbrunner auf das System Topcat von Andermatt Biocontrol. Reto Flückiger von Andermatt ist sich bewusst, dass die Topcat-Fallen mit einem Preis von rund 60 Fr./Stk. nicht billig sind. Sie seien aber wegen ihrer Langlebigkeitden Preis wert – und weil sie repariert werden können. Zum Starten hält er ein Set von 5 Fallen für sinnvoll.
Pro Mäusefamilie empfiehlt er eine bis zwei Fallen, die im 5-Meter-Radius des Baus aufgestellt werden. Wichtig sei, die Fallen zu überwachen und so lange zu mausen, bis mindestens zwei Tage lang keine Mäuse mehr in die Falle gehen.
Gas erachten sowohl Ricklin wie Flückiger zwar grundsätzlich als effizient. Doch beide betonen, dass dabei die «Erfolgskontrolle» fehlt: Ob die Mäusepopulation tatsächlich weg ist, bleibt weniger klar als bei Fallen.
Die lieben Nachbarn
Alle Mäusebekämpfung bringt wenig, wenn die Nachbarn nicht mithelfen: Dann wandern Jungmäuse nämlich einfach von der benachbarten Parzelle ein. Es braucht also Absprachen und ein gemeinsames Vorgehen, um die Mäusepopulation unter Kontrolle zu bringen.
Hermelin und Mauswiesel
Eine Hermelinmutter hat jährlich etwa 6 Junge – und jedes Familienmitglied verzehrt 1 bis 2 Mäuse täglich. Das entspricht einem Bedarf von 50 bis 100 Mäusen pro Woche und Hermelinfamilie. Wenn viele Mäuse vorhanden sind, legen Hermeline sogar Mäusevorräte an.
Hermelin und Mauswiesel finden in Ast- und Steinhaufen oder Natursteinmauern gut geeignete Verstecke und Unterschlüpfe, in denen sie auch ihre Jungen aufziehen können. Ideal ist, wenn diese in der Nähe eines Jagdgebietes mit vielen Mäusen liegen.
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Bauanleitung: www.wieselnetz.ch
Greifvögel
Greifvögel schätzen Sitzstangen, Schleiereulen und Turmfalken Nisthilfen: Sie lohnen den Aufwand mit fleissigem Mäusefang. Schermäuse kommen kurz an die Oberfläche, um Grünzeug zu ernten. Ansitzenden Greifvögeln reichen diese 30 Sekunden, um die Mäuse zu fangen.
[IMG 12] Die Vogelwarte empfiehlt, für Sitzstangen ein 40 bis 50 cm tiefes Loch zu graben, in das die Stange eingelassen wird. Ideal ist auf bewirtschafteten Wiesen und Äckern, wenn eine Metallröhre in den Boden versenkt wird, die einen leicht grösseren Durchmesser als die Sitzstange aufweist. So kann der Landwirt vor dem Maschineneinsatz die Stange rasch entfernen und sie danach gleich wieder bequem zurücksetzen.