Andreas Herrmann vom Verein Deutscher Ingenieure VDI lässt Traktorenfans aufatmen. Traktoren mit Dieselmotoren werden in naher Zukunft noch eine wichtige Rolle spielen. Er geht jedoch davon aus, dass bei der Entwicklung alternativer Antriebe eine technologieoffene Forschung und Entwicklung vorangetrieben wird.
Er ist überzeugt, dass Wasserstoff, Methan, Biokraftstoffe wie Rapsöl oder Rapsmethylester und batterieelektrische oder Solarantriebe eine Rolle spielen werden, um die stets schärferen Anforderungen der EU-Abgasstufen zu erfüllen.
«Je nach lokalen Besonderheiten und Einsatzgebieten werden unterschiedliche Antriebsarten in Traktoren und landwirtschaftlichen Maschinen zum Einsatz gelangen. Über die nahe Zukunft hinaus werden autonom agierende Maschinen den Traktor zunächst bei Bodenbearbeitungs- und Pflegearbeiten auf dem Feld teilweise ablösen.»
Landtechnik und Pflanzenzüchtung im Gleichschritt
In Zukunft werden Pflanzen auf dem Feld individuell betreut, zum Beispiel durch mechanisches Beseitigen von Unkraut. Für Andreas Herrmann liegt die Grundlage solcher Arbeitsweisen in der Einzelkornsaat. Diese ist bei Mais und Zuckerrüben Standard und wird bei weiteren Fruchtarten erprobt. «Ein nächster Schritt wäre die Erkennung der Nährstoffversorgung und des Gesundheitszustands der Kulturpflanze und eine daraus abgeleitete individualisierte Applikation von Dünger oder Pflanzenschutzmitteln.»
Andreas Herrmann ist der Meinung, dass Pflanzenschutzmittel auch in Zukunft einen wichtigen Platz in der konventionellen Landwirtschaft einnehmen. Die Anwendung könne allerdings gezielter und pflanzenindividueller erfolgen. Die Entwicklung von Landtechnik für solche Anwendungen sieht Andreas Herrmann im Gleichschritt mit der Züchtung krankheitsresistenterer Pflanzen. Im Fokus der Pflanzengesundheit stehen jedoch weiterhin entsprechende Fruchtfolgemassnahmen. Die Landtechnik der Zukunft wird in der Lage sein, Schädlinge und Krankheiten konsequent unter Beachtung von Schadschwellen zu bekämpfen.
Bei der neuen Landtechnik steht die Pflanze im Fokus
Es ist klar, dass man eine solche Pflanzenbetreuung nicht mehr mit konventionellen Traktor-Gerätekombinationen ausführen wird. Bei der Entwicklung neuer Maschinen steht die Pflanze im Fokus. Besonders im Bereich der Kulturpflege werden Feldroboter die oben erwähnten Massnahmen erledigen. Ähnlich einem Hausgärtner, der sich jede Pflanze im Garten einzeln anschaut.[IMG 2]
Aller Feldroboter zum Trotz findet die Produktion auf dem Boden statt, welcher weder ein vermehrbares noch ersetzbares Produktionsmittel für den Landwirt ist. Hier sind die Maschinengewichte mit hohen Radlasten, der Kontaktflächendruck und die Überrollhäufigkeit relevante Belastungskriterien.
Trotz vieler technischer und ackerbaulicher Massnahmen lässt sich bei stetiger Erhöhung der Leistungsfähigkeit und damit in der Regel auch erhöhtem Maschinengewicht eine zunehmende Belastung des Bodens nur begrenzt vermeiden. «Aus dieser Sicht, wäre der prognostizierte ‹Technologiebruch› hin zu mehreren kleineren Maschinen ein Gewinn.»
Potenzial bei digitalen Technologien und erneuerbarer Energie
Im Jahr 2022 hat der VDI-Fachbereich der Agrartechnik eine Roadmap «Agriculture Technology 2030» veröffentlicht. Die Publikation weist den Weg einer nachhaltigen Pflanzenproduktion bis zum Jahr 2030. Die grössten Potenziale sehen die Fachleute in der Verbesserung des Prozessmanagements, der Einführung digitaler Technologien und der Nutzung erneuerbarer Energien in allen Bereichen der Landwirtschaft.
Wichtige Forschungsfelder sind unter anderem die Automatisierung und Vernetzung technischer Systeme und die Entwicklung neuer Maschinen und Systeme.
Der «Verein Deutscher Ingenieure»
Der VDI ist der Verein Deutscher Ingenieure. Der Verein ist eine Schnittstelle und Vermittler zwischen Ingenieuren, Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Dabei wird der Stand von Wissenschaft und Technik ermittelt. Der Verein ist in 43 Fachbereiche gegliedert. Die Agrartechnik ist ein Fach-bereich der VDI-Gesellschaft Technologies of Life Sciences.
